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Maximilian I., deutscher Kaiser.
Geb. d. 24. März 1459, gest. d. 11. Januar 1519.


Ein schönes Heldenbild steht Maximilian I. in der deutschen Geschichte, mit ihm schloß, mit ihm begann eine Epoche derselben; aus des Mittelalters dahinsinkender Nacht brach junges Morgenroth. Eine neue Welt ward entdeckt im fernen Westen jenseit des Oceans, und eine neue Welt geistigen Lebens und Strebens erwachte im Schoose Deutschlands. Des Vaters und Vorgängers auf dem römischen Kaiserthrone langjähriges Regiment hatte Deutschland nicht beglückt; Hang zur Ruhe, Vorliebe für den Frieden, selbst Eigensinn und Eigennutz beherrschten Kaiser Friedrich III. so sehr, daß er selbst kein guter, dem Reiche hülfreicher Herrscher war; ein Mehrer des Reichs, mindestens Oesterreichs im rechten Sinne, wurde der hellblickende, hochverständige Maximilian, der Sohn Kaiser Friedrich III. und der Eleonore von Portugal, er wurde zu Neustadt geboren, und blieb – zum Kummer der Aeltern, ein stummes Kind. Doch im zehnten Lebensjahre löste ihm ein Genius das Siegel von den Lippen, er blühte erfreulich auf und erwuchs zu einem herrlichen Jüngling, der in allen ritterlichen Uebungen den Körper, in gediegenen Studien den Geist kräftigte. Die schöne Maria, Erbin von Burgund, wurde 1477 Maximilians Gemahlin, sie brachte ihm die Niederlande zu, doch nicht ohne Kämpfe konnte er die letztern behaupten.

Maximilians Leben war ein vielfach[WS 1] bewegtes, ein Bild der Zeit, deren Strömungen sich oft stürmisch begegneten. Nicht auf einmal vermochte Maximilian, nachdem er den Kaiserthron bestiegen hatte, und das seine zu thun suchte, das im innersten Herzen zerrissene deutsche Reich zu einigen – den lange hochgehenden Fluthen zu gebieten. Nach kurzer sehr glücklicher Ehe verlor der junge Kaisersohn seine geliebte Gemahlin Die niederländischen Stände bereiteten Maximilian viele Verlegenheiten, sie wollten ihm[WS 2] nicht Unterthan sein, und noch nach seiner Wahl zum römischen König, welche 1486 erfolgte, wurde er während er gegen Frankreich rüstete, auf hinterlistige Weise gefangen genommen, seine Räthe wurden hingerichtet, er selbst mußte vier Monate lang in einem Kerker zu Brügge schmachten, und Flandern – entsagen. Dennoch machte Maximilian sein Haus, das

Haus Oesterreich – vor allen groß und mächtig. Das

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: einvielfach
  2. Vorlage: ihn