Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/246

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Erzbischof gefangen, hielt ihn auch bis zu seinem Tode in Haft.

Maximilian zog gegen Friedrich V. von der Pfalz, König von Böhmen, spottweise der Winterkönig genannt, weil nur einen Winter sein Königthum überdauert, und schlug ihn am weißen Berge bei Prag, eroberte später mit Tilly’s Hülfe die Ober- und die Unterpfalz, des geschlagenen Gegners Land, dämpfte den Aufstand in Oberösterreich, und ließ sich 1623 mit der Kurwürde des besiegten und vom Kaiser geächteten Gegners, mit der Oberpfalz, Unterpfalz und dem kaiserlichen Erbtruchsesamte, wie mit der Grafschaft Cham belehnen, was er fast allebehielt, als später der westphälische Friede Deutschland die lang entbehrte Ruhe wiedergab. In dem Eroberungszuge gegen die Pfalzen bestürmte und eroberte Maximilian am 19. Sept. 1622 Heidelberg und zersplitterte die dortige reiche Bibliothek, deren beste Schätze er dem Papst Gregor XV. zum Geschenk machte und so Deutschland derselben auf immer beraubte; eine Menge anderer werthvoller Bücher wurden durch die plündernden Soldaten vernichtet oder verschleppt. Sein Haß gegen die protestantische Kirche und Partei war schonungslos, und steigerte sich, als das wechselnde Geschick auch ihm schwere Prüfungen auferlegte. Gegen Wallenstein war Maximilian eifersüchtig und arbeitete mit an dessen Sturz, ja er war es selbst gegen seinen Schwager und späteren Schwiegervater, den Kaiser Ferdinand II., eifersüchtig gegen jede Vergrößerung der Habsburger Hausmacht.

Im Jahre 1630 erlangte Kurfürst Maximilian an Wallenstein’s Stelle den Oberbefehl über die verbündeten Heere des Kaisers und der Liga, aber jetzt erschien ihm der ebenbürtige Gegner, der Glaubensheld des Nordens, König Gustav Adolph von Schweden, und brach dem Kriegsruhm des Bayernherrschers die Spitze ab. Siegreich schlug Gustav Adolph Tilly bei Breitenfeld aufs Haupt, siegreich zog er nach den Ufern der Donau und des Lech; Tilly fiel und der verdrängte Wallenstein mußte wieder zu Hülfe gerufen werden. Gustav Adolph’s Heer überschwemmte das Bayernland und fügte ihm unsäglichen Schaden zu, wenn auch der König, der als Sieger in die Residenz des flüchtigen Kurfürsten einzog, sich schonend und edel benahm. Der Krieg dauerte fort mit wechselndem Glück; Maximilian berief den tapfern niederländischen Parteigänger Johann von Wirth als General an die Spitze des bayrischen Heeres, sah sich im Jahre 1633 von Wallenstein im Stich gelassen und führte über diesen beim Kaiser bitterste Beschwerde, so daß er wesentlich mit zu Wallenstein’s Fall beitrug. Die durch Herzog Bernhard zu Sachsen 1634 verlorene Schlacht bei Nördlingen verschaffte zwar Bayern einige Zeit Ruhe, allein nicht auf lange, und das unglückliche Land mußte schwer büßen für den Trotz und den Fanatismus seines Fürsten, dem auch in den folgenden Jahren das Glück der Schlachten treulos blieb. Die besten Generale, v. Wörth und Merey, unterlagen, und Turenne und Wrangel verheerten Bayern abermals, bis endlich der Waffenstillstand 1646 wieder eine kurze Ruhe verschaffte. Aber Maximilian brach im darauf folgenden Jahre diesen Waffenstillstand eigenmächtig und hatte dafür sammt seinem Lande die bitteren Folgen zu tragen. Noch im letzten Jahre des dreißigjährigen Krieges wurde er bei Zumorshausen und Augsburg geschlagen, mußte flüchtig werden und büßte auf der Flucht sein ganzes Silbergeräth ein. Nur erst der westphälische Friedensschluß brächte ihm dauernde Ruhe, und er behielt die Kurwürde, die Oberpfalz und die Grafschaft Cham, nur die Unterpfalz gab er zurück. Maximilian überlebte das Ende des dreißigjährigen Krieges noch um drei Jahre, und hatte fast sein ganzes Leben daran gesetzt, den Protestantismus zu bekämpfen. Er war zweimal verheirathet, blieb in der ersten Ehe kinderlos und schloß die zweite im 62. Lebensjahre mit seiner Nichte Anna Maria, der Tochter Kaiser Ferdinand’s II.