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Matthias, deutscher Kaiser.
Geb. d. 24. Febr. 1557, gest. d. 20. März 1619.


Dieser Kaiser brachte, da er leider nicht zum Glück, nicht zu Großthaten, nicht zum Heldenruhme geboren und berufen war, seine Zeit mit Unruhe hin, und sah in seinem ereignißreichen Leben oft die Hand des Schicksals ihm feindlich entgegendrohen.

Matthias war der Sohn Kaiser Maximilian II. und Maria’s, der Tochter Karl V. Er wurde zu Wien geboren und hatte in seiner Jugend weder Hoffnung noch Aussicht auf die deutsche Kaiserkrone, da er noch zwei ältere Brüder, Rudolf und Ernst, hatte; doch auch dem Bruder Rudolf leuchtete, nachdem er 1576 Kaiser geworden, kein sonderlicher Glücksstern, wozu dessen Unduldsamkeit in Sachen des Glaubens, durch welche die Saat zu dem verderblichen dreißigjährigen Kriege gestreut wurde, wesentlich beitrug. In Matthias lebte aber gleichwohl die Neigung zu herrschen, zu gebieten, und er richtete seinen Blick auf die damals in sich zerfallenen Niederlande, und wußte es so zu lenken, daß die Stände ihn zum Statthalter derselben beriefen. Schleunig brach Matthias, ohne den Bruder nur um dessen Einwilligung zu fragen, nach den Niederlanden auf, wodurch er Rudolfs heftigen Unwillen erregte, und nahm jene Statthalterschaft an, die ihm indessen einestheils durch eine Menge bindender Artikel, deren Aufrechthaltung er beschwören mußte, theils durch Zugesellung des Prinzen von Oranien gleichsam die Hände band, so daß er mehr ein Schatten war, als ein Regent. Er war nur gewählt worden, um ein kräftiges Gegengewicht gegen Don Juan d’Austria zu bilden, und man ließ ihm einestheils zu wenig Macht, frei zu handeln, anderntheils mangelte ihm selbst die nöthige Thatkraft, und so löste sich nach mancher Unannehmlichkeit das Band durch ehrenvollen Abschied aus der Statthalterschaft, unter Zusicherung und Gewährschaft eines erheblichen Jahrgehaltes, im Jahre 1580.

Kaum war Matthias nach Deutschland zurückgekehrt, so ließ ihn Kaiser Rudolf die ganze Schwere seines Zornes fühlen und sich nur auf flehentliches Bitten seiner Mutter bewegen, den Erbstatthalter[WS 1] im Reiche zu dulden und ihm die Stadt Linz zum Aufenthalt

anzuweisen, wo Matthias sich gleichsam als ein

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Erstatthalter