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Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Geb. d. 3. Febr. 1809, gest. d. 4. Nov. 1847.


Was wenigen Künstlern zu Theil wurde, unter glücklichen Verhältnissen von Jugend an eine ungestörte vielseitige Ausbildung zu erlangen, war Mendelssohn in der schönsten Weise beschieden und hat sicher nicht am Wenigsten beigetragen ihm seine hervorragende Stellung anzuweisen. Sein Vater, ein wohlhabender Bankier, konnte ihm nicht nur alle Mittel einer sorgfältigen Erziehung gewähren, sondern den von seinem Vater Moses Mendelssohn ererbten Geist echter Humanität und feiner Bildung. Die Mutter, eine Schwester des bekannten Reisenden Bartholdy, eine Frau von scharfem Verstand, rastloser Thätigkeit und strengster Pflichttreue, leitete selbst die Erziehung des Knaben. Obgleich in Hamburg geboren, wurde er, da seine Eltern bald von dort weggingen, in Berlin erzogen und genoß alle Vortheile der daselbst vorhandenen Bildungsmittel. Seine Lehrer in der Musik, für welche sein Talent früh hervortrat, waren Ludwig Berger und Zelter. Jener, aus Clementi’s Schule hervorgegangen, ein Meister solider Technik, und geist- und gemüthreicher Spieler, legte den Grund zu der tüchtigen und edlen Virtuosität Mendelssohns, welche die Mittel der Technik vollständig beherrscht, um sie dem künstlerischen Geist unterzuordnen. Zelter, der mit väterlicher Liebe an seinem Felix hing, richtete unnachsichtig seinen Geist und seine Bestrebungen auf die höchsten Muster der Kunst, überhaupt auf das Tüchtige und Ernste hin. So legte er den Grund zu der gründlichen und vollendeten Meisterschaft in der Form, welche Mendelssohn in selbständiger Kraft durch eigene unausgesetzte Studien sich erwarb. Wie sehr aber die musikalischen Anlagen des Knaben auch in einer außerordentlichen Produktivität hervortraten, so wurde über deren Pflege doch nichts versäumt, was nach irgend einer Seite hin seinen Geist ausbilden konnte, und er besuchte nach gründlicher Vorbereitung im Jahre 1827 die Universität. Zu den Begünstigungen seiner Jugend gehörte es, daß er durch Zelter Göthe nahe trat, der durch herzliche Theilnahme seine Bestrebungen anfeuerte und förderte. Zur Vollendung seiner Bildung machte er mehrere Reisen nach England (1829), Italien (1830), Paris (1832) und dann nach London. Nachdem er seit 1833