Einer der berühmtesten Maler unter denen, welche
eine Wiederverjüngung ihrer Kunst in der neueren
Zeit bewirkten. Die Epoche der sogenannten altdeutschen
Schule, in welcher ein Albrecht Dürer, ein
Hans Holbein, ein Lucas Cranach glänzten, war längst
vorüber, und der durch unselige Kriege und durch Beispiele
wälscher Geschmacksverirrung herbeigeführte Verfall
der Künste im deutschen Vaterlande war im Bunde
mit Schnirkelwerk und Ueberladung, namentlich in
Malerei und Bildnerei, zur Unnatur geworden, so daß
eine Läuterung des Geschmacks in diesen Künsten
dringend noth that. Zu dieser Läuterung half Mengs
vorzugsweise die Bahn brechen. Rafael Mengs wurde
zu Aussig in Böhmen geboren, und zwar auf einer
Reise. Der Vater, königlicher Hofmaler in Dresden,
wählte sinnreich und beziehungsreich zwei Vornamen
für seinen Knaben, welche einst zwei der berühmtesten
Maler führten: Anton von Correggio und Rafael
von Urbino, und gab ihm später eine äußerst strenge
Erziehung, welche nur darauf hinzielte, daß der junge
Rafael einst auch ein bedeutender Maler werden sollte.
Als ersterer sein dreizehntes Jahr erreicht hatte, nahm
ihn der Vater mit auf eine Reise nach Rom, um auch
dort mit gleicher Härte und Strenge ihn zum zeichnen
anzuhalten, und der zarte Jüngling mußte vom frühen
Morgen bis zum späten Abend theils nach Antiken
zeichnen, theils die Meisterwerke der großen Italiener
copiren. Diese harte Schule bildete Rafael Mengs zum
Künstler aus, und trotz der Strenge, mit der er sich
behandelt sah, gewann er nicht nur die Kunst, sondern
auch das Leben in Rom lieb, welche Stadt er wie seine
zweite Heimath betrachtete. Daher sehnte er sich selbst
da nach Rom zurück, als er nach der Heimkehr vom
König von Sachsen, dessen Bild er auf das befriedigendste
gemalt und getroffen hatte, ein Jahrgehalt
von 600 Thalern ausgesetzt erhielt – und wandte
sich abermals, wieder vom Vater und von zwei
Schwestern begleitet, nach der ewigen Stadt. Dort
führte die Künstlerfamile Mengs ein sehr eingezogenes,
nur der Kunst, deren Ausübung und deren Studium
gewidmetes Leben. Ein schönes Bauernmädchen, Margarethe
Quazzo, das Mengs als Modell zu einer
Ludwig Bechstein: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen. Georg Wigand's Verlag, Leipzig 1854, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zweihundert_deutsche_M%C3%A4nner_in_Bildnissen_und_Lebensbeschreibungen.pdf/259&oldid=- (Version vom 15.9.2022)