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Anton Rafael Mengs.
Geb. d. 12. März 1728, gest. d. 29. Juni 1779.


Einer der berühmtesten Maler unter denen, welche eine Wiederverjüngung ihrer Kunst in der neueren Zeit bewirkten. Die Epoche der sogenannten altdeutschen Schule, in welcher ein Albrecht Dürer, ein Hans Holbein, ein Lucas Cranach glänzten, war längst vorüber, und der durch unselige Kriege und durch Beispiele wälscher Geschmacksverirrung herbeigeführte Verfall der Künste im deutschen Vaterlande war im Bunde mit Schnirkelwerk und Ueberladung, namentlich in Malerei und Bildnerei, zur Unnatur geworden, so daß eine Läuterung des Geschmacks in diesen Künsten dringend noth that. Zu dieser Läuterung half Mengs vorzugsweise die Bahn brechen. Rafael Mengs wurde zu Aussig in Böhmen geboren, und zwar auf einer Reise. Der Vater, königlicher Hofmaler in Dresden, wählte sinnreich und beziehungsreich zwei Vornamen für seinen Knaben, welche einst zwei der berühmtesten Maler führten: Anton von Correggio und Rafael von Urbino, und gab ihm später eine äußerst strenge Erziehung, welche nur darauf hinzielte, daß der junge Rafael einst auch ein bedeutender Maler werden sollte. Als ersterer sein dreizehntes Jahr erreicht hatte, nahm ihn der Vater mit auf eine Reise nach Rom, um auch dort mit gleicher Härte und Strenge ihn zum zeichnen anzuhalten, und der zarte Jüngling mußte vom frühen Morgen bis zum späten Abend theils nach Antiken zeichnen, theils die Meisterwerke der großen Italiener copiren. Diese harte Schule bildete Rafael Mengs zum Künstler aus, und trotz der Strenge, mit der er sich behandelt sah, gewann er nicht nur die Kunst, sondern auch das Leben in Rom lieb, welche Stadt er wie seine zweite Heimath betrachtete. Daher sehnte er sich selbst da nach Rom zurück, als er nach der Heimkehr vom König von Sachsen, dessen Bild er auf das befriedigendste gemalt und getroffen hatte, ein Jahrgehalt von 600 Thalern ausgesetzt erhielt – und wandte sich abermals, wieder vom Vater und von zwei Schwestern begleitet, nach der ewigen Stadt. Dort führte die Künstlerfamile Mengs ein sehr eingezogenes, nur der Kunst, deren Ausübung und deren Studium gewidmetes Leben. Ein schönes Bauernmädchen, Margarethe Quazzo, das Mengs als Modell zu einer