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Karl Friedr. Leber., Graf v. Norrmann-Ehrenfels.
Geb. d. 14. Sept. 1784, gest. d. 4. Nov. 1822.


Ein Heldenkämpfer für die Freiheit von Hellas, ein muthvoller Krieger, Koryphäe der deutschen Philhellenen, der für deren große Sache Blut und Leben freudig opferte; so sühnte er, so zu sagen, eine ihm aufgebürdete Schuld, die in mancher Augen verdunkelnd auf dem Glanz seines Lebens gleich einem trüben Wolkenschatten gelegen hatte, und stieg in dem Lande, das seine tapfere Hand der Freiheit gewinnen half, als ein Heros zum Hades nieder.

Graf Norrmann, Sohn des würtembergischen Staatsministers Philipp Christian Graf von Norrmann, der im Lande Würtemberg eine höchst bedeutende Rolle spielte, die ihm, dem Sohn eines alten Adelsgeschlechts, den Grafenstand verschaffte – kam in Stuttgart zur Welt und erwählte frühzeitig den Kriegerstand als Lebensberuf; schon im 15. Jahre seines Lebens war der junge Norrmann Lieutenant bei dem Kürassierregimente Herzog Albert und durchlief rasch die Stufen des Dienstes bis zum Rang eine Stabsrittmeisters, als welcher er ein Regiment leichte Reiterei im Feldzug gegen Oesterreich 1805 führte. In diesem Feldzug sowohl als in dem nachfolgenden zeichnete sich Graf Norrmann überall ehrenvoll aus und wurde endlich General zweier Kavallerieregimenter, die er selbst gebildet hatte und mit denen er 1813 zu dem französischen General Fournier stieß. Graf Norrmann kämpfte heldenmüthig in 27 Scharmützeln und Gefechten, hielt mit eiserner Treue zu seinem König, der leider noch im Bunde mit Napoleon war, und so kam es, daß General Norrmann mit dem Corps, welches er befehligte, gemeinsam mit den französischen Truppen unter Fournier das Lützow’sche Freicorps bei Kitzen ohnweit Leipzig überfiel und ihm eine schreckliche Niederlage beibringen half. Dieß ward ihm, dem Deutschen, von den deutschen Patrioten nie verziehen, allein er war nicht Chef, und es würde den einzelnen Heerführern schlecht anstehen, in so ernsten Kämpfen Gefühlen und patriotischen Sympathieen zu folgen, ihren Fahnen und dem obersten Kriegsherrn, dem sie den Eid der Treue geleistet, treulos zu werden. Das Gewicht dieser Wahrheit hatte gleichwohl Graf Norrmann dennoch zu empfinden, denn als er in der Schlacht