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Christoph Friedrich Perthes.
Geb. d. 20. April 1772 , gest. d. 18. Mai 1843.


Dieser mit Ruhm und Ehren genannte ächt deutsche Mann, eine der ausgezeichnetsten Zierden seines Standes wurde zu Rudolstadt geboren, wo sein Vater fürstlich Schwarzburgischer Steuersekretär war. Dort besuchte der Sohn, der früh des Vaters durch den Tod beraubt ward, unter die Obhut eines Oheims und dessen Schwester gestellt war, und von dem Geschwisterpaare vom siebenten Jahre an mit Liebe gepflegt wurde, das Gymnasium, machte aber in den Wissenschaften, die dasselbe lehrte, keine wesentlichen Fortschritte; dafür las er desto mehr Bücher, wie sie sich ihm gerade boten, und erbaute sich eine Welt des Phantastischen und Idealen, die noch genährt wurde durch den schon längere Zeit vergönnten Aufenthalt auf dem romantischen Schlosse Schwarzburg; dann wurde er zum Buchhändler bestimmt, und fand 1787 eine Lehrlingstelle in Leipzig. Da für ihn Lehrgeld nicht bezahlt wurde, so wurde contraktlich festgesetzt, daß er sechs Jahre lernen sollte. Die Lehrzeit war streng und mit allem Druck verbunden, der altherkömmlich war, doch ging Perthes durch eine gute Schule und bildete sich zunächst zu einem praktisch brauchbaren Gehülfen aus, nebenbei suchte er sich Kenntnisse und Ausbildung durch gute Bücher anzueignen. Sein Prinzipal schenkte ihm ein halbes Jahr seiner Lehrzeit und empfahl Perthes an den Buchhändler Hoffmann in Hamburg, der ihn nach der Ostermesse 1793 gleich mit sich nahm. Dort gefiel Perthes sich äußerst wohl, obschon der Arbeit fast eben so viele war, wie in Leipzig; er trat mehr in das große gesellige Leben ein, das voll neuer Bewegungen war durch die französische Revolution, durch die zahlreich dort sich zusammenfindenden Emigranten und andere Fremde; das warf manchen zündenden Geistesfunken in die Seele des Jünglings. Er gewann neue Weltanschauung, neue Freunde, denen er lieb wurde, wie sie ihm, und im Jahre 1797 trat Perthes aus Hoffmanns Geschäft um ein eigenes selbständiges Geschäft und zwar als bloßer Sortimentsbuchhändler zu beginnen, was noch gar nicht Brauch war im deutschen Buchhandel. Er verheiratete sich mit Caroline Claudius, der Tochter des beliebten Wandsbecker Boten, hatte manche Geldverlegenheit zu überwinden, welche in