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Willibald Pirkheimer.
Geb. d. 5. Dez. 1470, gest. d. 22. Dez. 1530.


Pirkheimer lebte zu einer Zeit, in welcher das abgeblühte Ritterthum gern die Waffe von Eisen gegen die Waffe der Wissenschaft Umtausches; er trat aus der Welt der Ritter, gleich einem Ulrich von Hutten, in die der Gelehrten hinüber, unter denen er sich einen ehrenvollen Namen erwarb. Pirkheimer’s Geburtsort war Eichstädt in Franken, und das berühmte Hochstift, wie die nahe Reichsstadt boten dem ritterlichen Vater, welcher aus einer alten Nürnberger Patricierfamilie abstammte, Rechtsgelehrter und erzherzoglich östreichischer Rath war, volle Gelegenheit, den äußerst fähigen Knaben in den Anfangsgründen des Wissens genügend unterweisen zu lassen. Der junge Pirkheimer faßte große Neigung zu einer Menge verschiedener Doctrinen, doch bevor er dieselbe befriedigt hatte, trat er in den persönlichen Dienst des Bischofs von Eichstädt, eines der Häupter des schwäbischen Bundes, und lernte Ritterdienst und Kriegshandwerk, wozu es bei den ewigen Fehden jener Zeit vor und selbst noch unter Maximilian’s Landfrieden an Gelegenheit nicht fehlte. Doch wünschte der Vater seinen Sohn nicht immerdar in der Sturmhaube und im Sattel zu erblicken, und rief ihn zurück, damit er die unterbrochenen Studien fortsetze und vollende. Nicht für den Krieg, sondern für den Staat sollte er sich bilden, und that dies auf den wälschen Hochschulen zu Padua, Pisa und Pavia sieben Jahre hindurch mit Lust und Liebe. Pirkheimer studirte Philosophie, Jurisprudenz, Medizin, Theologie nebst Mathematik mit Astronomie und Astrologie, und trieb dabei mit Eifer noch alte Sprachen und Musik. Nach der Rückkehr in die Vaterstadt fand er eine Stellung im Rathe, vermählte sich 1497 mit Crescentia Nieter, die ihn durch nichts als durch ihren Tod (1505) betrübte, und begann nun seine ehrenvolle Laufbahn als Schriftsteller, Rechtsgelehrter und Diplomat. Er befreundete sich mit seinen berühmten Zeitgenossen, vor allen mit Albrecht Dürer, dessen Meistergriffel nicht allein Pirkheimer’s Züge verewigte; Dürer widmete ihm sein berühmtes und größtes Werk „Vier Bücher von menschlicher Proportion“, und ersuchte ihn dessen Vorrede zu verfassen. Nicht nur diese schrieb ihm der Freund; da Dürer die Vollendung seines Werkes im