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Gottlieb Wilhelm Rabener.
Geb. d. 17. Sept. 1714, gest. d. 22. März 1771.


Rabener erwarb sich einen verdienstvollen Namen als Dichter, hauptsächlich als Satyriker. Das Rittergut Wachau bei Leipzig ward sein Geburtsort; der Besitzer desselben, Rabener’s Vater, war Oberhofgerichtsadvokat in Leipzig, hielt seinem Sohne bis zum vierzehnten Jahre einen Privatlehrer und sandte ihn dann auf die Fürstenschule nach Meißen, wo der junge Schüler mit Gellert und Gärtner einen engern Freundschaftbund schloß, der sich auch auf der Leipziger Hochschule fortsetzte und den nur der Tod löste. Der junge Studirende widmete sich der Rechtswissenschaft, nachdem er 1784 die Universität Leipzig bezogen hatte, und disputirte im Jahre 1737. Das für die Mehrzahl der Gebildeten an sich sehr trockne Steuerfach zog ihn an, und viele wunderten sich darüber, daß er mit seinen unverkennbaren Anlagen für Poesie, für Humor, Witz und Satyre gerade dieses Fach zu vereinen verstand, und als es ihm später gelang, wirklich Anstellung als Steuerrevisor des Leipziger Kreises zu finden, so konnte er selbst heiter über die Verwunderung der Freunde scherzen, daß auch einmal Witz bei der Steuer gefunden werde, was sonst niemals der Fall und auch noch wenig dagewesen.

Rabener’s Begabung wies ihn vorzugsweise auf das Gebiet des Witzes und der Satyre hin; er betheiligte sich eine Zeitlang, wie auch Gellert, an den von Professor Schwabe in Leipzig herausgegebenen »Belustigungen des Verstandes und Witzes«, und seine Beiträge fanden verdienten Beifall wegen ihrer heitern Laune und ihres feinen Tones und Taktes, was nicht allen Beiträgen anderer nachzurühmen war, ja das Blatt nahm zuletzt in dieser Beziehung eine so taktlose Haltung an, daß Gellert, Rabener und viele andere feiner fühlende von der Theilnahme an demselben zurücktraten. Geschmack vor allem war es, was Rabener anbahnte; dieser mangelte in der Literaturperiode, in welche seine beste Thätigkeit fiel, noch mannigfach; er half die Sprache läutern und die Poesie heben. Der Kreis gleichzeitig strebender Genossen, der mit Rabener und Gellert vereinigt war, zu welchem noch Gärtner, Cramer, Klopstock, Giseke, Weiße, Joh. Adolph und Joh. Elias Schlegel, C. A. Schmidt und Zachariä