Rabener erwarb sich einen verdienstvollen Namen als
Dichter, hauptsächlich als Satyriker. Das Rittergut
Wachau bei Leipzig ward sein Geburtsort; der Besitzer
desselben, Rabener’s Vater, war Oberhofgerichtsadvokat
in Leipzig, hielt seinem Sohne bis zum vierzehnten
Jahre einen Privatlehrer und sandte ihn dann
auf die Fürstenschule nach Meißen, wo der junge Schüler
mit Gellert und Gärtner einen engern Freundschaftbund
schloß, der sich auch auf der Leipziger Hochschule
fortsetzte und den nur der Tod löste. Der junge Studirende
widmete sich der Rechtswissenschaft, nachdem er
1784 die Universität Leipzig bezogen hatte, und disputirte
im Jahre 1737. Das für die Mehrzahl der
Gebildeten an sich sehr trockne Steuerfach zog ihn an,
und viele wunderten sich darüber, daß er mit seinen
unverkennbaren Anlagen für Poesie, für Humor, Witz
und Satyre gerade dieses Fach zu vereinen verstand,
und als es ihm später gelang, wirklich Anstellung als
Steuerrevisor des Leipziger Kreises zu finden, so konnte
er selbst heiter über die Verwunderung der Freunde
scherzen, daß auch einmal Witz bei der Steuer gefunden
werde, was sonst niemals der Fall und auch noch
wenig dagewesen.
Rabener’s Begabung wies ihn vorzugsweise auf das Gebiet des Witzes und der Satyre hin; er betheiligte sich eine Zeitlang, wie auch Gellert, an den von Professor Schwabe in Leipzig herausgegebenen »Belustigungen des Verstandes und Witzes«, und seine Beiträge fanden verdienten Beifall wegen ihrer heitern Laune und ihres feinen Tones und Taktes, was nicht allen Beiträgen anderer nachzurühmen war, ja das Blatt nahm zuletzt in dieser Beziehung eine so taktlose Haltung an, daß Gellert, Rabener und viele andere feiner fühlende von der Theilnahme an demselben zurücktraten. Geschmack vor allem war es, was Rabener anbahnte; dieser mangelte in der Literaturperiode, in welche seine beste Thätigkeit fiel, noch mannigfach; er half die Sprache läutern und die Poesie heben. Der Kreis gleichzeitig strebender Genossen, der mit Rabener und Gellert vereinigt war, zu welchem noch Gärtner, Cramer, Klopstock, Giseke, Weiße, Joh. Adolph und Joh. Elias Schlegel, C. A. Schmidt und Zachariä
Ludwig Bechstein: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen. Georg Wigand's Verlag, Leipzig 1854, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zweihundert_deutsche_M%C3%A4nner_in_Bildnissen_und_Lebensbeschreibungen.pdf/299&oldid=- (Version vom 15.9.2022)