Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/300

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gehörten, verband sich zur Herausgabe einer neuen Monatschrift, deren Verlagsort Bremen wurde und welche Bremische Beiträge, später: »Neue bremische Beiträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes« benannt wurde. An diesen Beiträgen war nun Rabener, mitten in tüchtiger praktischer Geschäftswirksamkeit, besonders thätig und gab dann die darin niedergelegten Satyren, wie auch die satirischen Briefe besonders heraus. Rabener’s Satyre würdigte sich nie zum Pasquill herab; sie traf, stets frei vom Gifte der verletzenden Bosheit, die Schwächen aller Stände, das Candidaten-, das Hofmeisterwesen u. dgl., doch macht es der Satyriker selten dem Publikum zu Dank. Ueber andere will jeder gern lachen, sich selbst will keiner im Spiegel der Satyre erblicken, und muß er es, so schneidet er grimmige Gesichter. Dieß empfand Rabener, seit 1753 im Obersteuer-Collegium zu Dresden erster Secretair, und nahm im 4ten Bande seiner satyrischen Schriften Abschied von seinen Lesern, wozu ihn jedenfalls höhere Rücksichten vermochten. Bei der Belagerung von Dresden, 1760, brannte mit anderen Rabener’s Haus mit allem seinem Mobiliar und seinen Manuscripten ab, und man vermuthet, daß dabei höchst anziehende Satyren auf die höheren Stände verloren gegangen, von deren Veröffentlichung der Dichter durch Rücksichten abgehalten wurde. Nach wiederhergestelltem Frieden wurde Rabener Steuerrath, bekam vermehrte Berufsgeschäfte und es begann allmählich seine Gesundheit zu schwanken. Podagra stellte sich ein, und 1767, als er die Leipziger Michaelis-Messe und seinen geliebtesten Freund und zugleich Amtsverwandten, den Kreissteuereinnehmer Christian Felix Weiße, besucht hatte, erlitt er einen Schlaganfall, der ihm die Extremitäten der linken Seite zum Theil lähmte. In ungetrübter Laune berichtete er dieß dem Freunde und nahm gleichsam Abschied von ihm: »Es war eine Hemiplegie. – Wenn die Holoplegie kommt – Adieu, mein lieber Herzens-Weiße, ich empfehle mich Ihnen, Ihrer besten Frau und Ihrer kleinen bande joyeuse zu gutem Andenken! Adieu Spargel, Austern, Lerchen und Witz!« – Aerztliche Kunst und Diät fristeten das von der Hand des Todes angerührte Leben Rabener’s indeß noch einige Jahre, 1769 wiederholte sich der Schlaganfall stärker, Munterkeit und Witz, die fröhlichen Gefährten der Gesundheit, wichen von ihm, und am 22. März 1771 endete ein Stickfluß sein Leben, das die Freundschaft, namentlich mit dem vorangegangenen Gellert und mit Weiße verschönt, Redlichkeit und Berufstreue geadelt und die Dichtkunst verklärt hatte.