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Georg Rollenhagen.
Geb. d. 22. April 1542, gest. d. 18. Mai 1609.


Ein origineller Geist, ein ächtes Kind seiner Zeit, als Dichter des »Froschmäuseler« beliebt und anerkannt, bisweilen sogar überschätzt, und dann wieder von vielen unverdient mißachtet oder vergessen.

Rollenhagen’s Geburtsort war Bernau, ein Städtchen in der Mark Brandenburg, wo sein Vater, den er früh verlor, Tuchmacher, Brauer und Oekonom war. Der Großvater erzog und adoptirte den fähigen Knaben, und ließ ihn die Schule zu Prenzlau besuchen. Von da wollte er 1558 auf jene zu Magdeburg abgehen; die Reise führte ihn nach Mansfeld, wo der Kanzler Dr. Georg Müller ihn kennen lernte, und zum Lehrer seiner Kinder annahm. Später ging er doch noch nach Magdeburg, besuchte die dortige Schule und nahm abermals eine Hofmeisterstelle bei den Söhnen eines angesehenen Mannes zu Halberstadt an, welche in Magdeburg ihren Unterricht genossen, dann bezog er mit letzteren die Hochschule Wittenberg und hatte da Glück, schon 1563 zum Rektor der Schule zu Halberstadt ernannt zu werden, wo er zugleich die Stelle eines Predigers mit versah und sich kirchlichen Geschäften widmete. Dieses geistliche und Schulamt hielt ihn nicht ab, den Eingebungen seiner von Natur heitern Muse zu folgen, und gar manches zu schreiben, was mit dem rigorosen Ernst, den man besonders zu seiner Zeit von den Männern der Schule und Kirche forderte, nicht in allzugroßem Einklang stand. Er war aber nun einmal ein Mann aufgeweckten und munteren Temperamentes, und daher jedenfalls ebenso liebenswürdig als beliebt.

Rollenhagen schrieb Gedichte und Lustspiele, und später noch viel anderes, womit er seine Umgebung erheiterte, obschon ihm das eigene Leben vielfach durch Kranksein verbittert wurde. Im Jahre 1567 verließ er seine Stellen zu Halberstadt und begab sich wieder nach Wittenberg, wo er Magister wurde. Von da aus machte Rollenhagen eine Reise nach Braunschweig und Goßlar, knüpfte angenehme Bekanntschaften an, und begab sich wieder nach Wittenberg zurück. Dort war es, wo die erste Anregung zum Froschmäuseler in der Seele des jungen Dichters entstand. Rollenhagen wohnte als Zuhörer den Vorlesungen des Professor Dr. Veit Ortel von Weinsheim bei, welcher