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Hans Sachs.
Geb. d. 5. Nov. 1494, gest. d. 25. Jan. 1576.


Ein höchst ehrenhafter deutscher Dichter und Meistersänger, ein Mann aus dem Volke; auch er war ein Förderer der Reformation, ohne Fürst, ohne Ritter, ohne Theolog zu sein; durch die Macht der Poesie verbreitete und verherrlichte er die Wahrheit und ihre Siege.

Hans Sachs, der Sohn eines Schneiders, erblickte in Nürnberg das Licht des Tages. Der Vater war ein redlicher Mann, wollte den Sohn was rechtes lernen lassen und that ihn im 15. Jahre auf eine gelehrte Schule der Stadt, aber nicht lange, denn der Jüngling war kränklich und schwächlich. Die Studien schienen ihn allzusehr anzustrengen; ein stilles friedliches Handwerk sollte ihn nun beschäftigen und ihm den goldenen Boden sichern. Was aber der fähige Jüngling mitbrachte aus der Schule auf den Schuhmacherschemel, viel und mancherlei erlerntes in der Art, wie zu seiner Zeit die Wissenschaften gelehrt wurden, das trieb doch in ihm seine stillen Blüthen, kehrte sich nach innen, da es nicht nach außen strahlen durfte, und wurde – Poesie.

Nun blühte in Nürnberg vorzugsweise vor vielen andern deutschen Städten die Kunst der Meistersingerei, zwar in strengen, schulgerechten, ja steifen Formen, indeß sie blühte doch, Sachs erlernte sie, ein Weber Namens Nunnenbeck lehrte sie ihm; er trug die Kunst im Herzen und im Gemüthe und weit hinaus in das Leben, auf die fröhliche Wanderschaft. Südwärts zog es ihn auf dieser nach Regensburg zunächst, nach Passau dann auf der Donau Wellen und Wogen in das reizende Salzkammergut, dann durch den Böhmerwald über manches Gebirg nach dem Sachsen-, dem Thüringerlande.

Sachs hielt sich als ein recht frommer Wandergesell ehrbar und züchtig, siegte der Versuchung ob, mit schwärmenden Gesellen ein nicht tadelfreies Leben zu führen, welche Versuchung ihm einige mal nahe trat, zumal da er zum Waidgesellen des jagdlustigen Kaiser Maximilian sich hatte annehmen lassen und auf den Alphöhen Tyrols des Jägersmannen freie Lust und Weide kennen lernte. Da zog’s ihn heimwärts, er nahm den Weg über München, sang in der dortigen