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Christian Gotthilf Salzmann.
Geb. d. 1. Juni 1744, gest. d. 31. Oct. 1811 .


Ein echter Jünger der Religion der Liebe war Salzmann, der Sohn eines Predigers zu Sömmerda an der Unstrut, also ein Thüringer von Geburt. Später zog der Vater mit ihm nach Erfurt. Dort empfing der Knabe den ersten Unterricht, welchen er hernach auf der Schule zu Langensalza fortsetzte, worauf er in Jena Theologie studierte. So ging sein Jugendleben einen geräuschlos stillen, frommen Gang. Er erhielt ein Pfarramt auf dem Dorfe Rohrborn bei Erfurt im Jahre 1763 und verheirathete sich mit der Tochter eines benachbarten Predigers. In der Sphäre seines Wirkens kamen ihm häufig Gedanken über die Mittel und Wege, einen großen Theil der in sittliches Elend versunkenen Menschheit dieser Noth durch eine bessere Erziehung zu entreissen, und er begann in Rohrborn, wie auch später in Erfurt, wohin er 1772 als Diaconus an der Andreaskirche berufen wurde, die Ausarbeitung mehrer dahin zielenden Schriften, welche den Beifall der Verständigen fanden, bei manchen minder Einsichtvollen hingegen auch Mißfallen erregten. Zu den ersteren gehörte namentlich der Statthalter von Erfurt, Coadjutor Freiherr von Dalberg, und die Leiter des von Basedow in Dessau begründeten Philanthropins. Salzmann’s Schriften, besonders seine „Unterhaltungen für Kinder und Kinderfreunde“, und das „Krebsbüchlein oder Anweisung zu einer unvernünftigen Erziehung der Kinder“, das mit treffender Satire und schneidender Schärfe die bisherigen Erziehungsweisen geißelte, ließen jene Männer in dem jungen pädagogischen Schriftsteller einen für das Philanthropin höchst brauchbaren Mann erkennen. Salzmann folgte freudig dem an ihn ergangenen ehrenvollen Rufe, da er sich in Erfurt verkannt und verketzert sah, und wirkte in Dessau von 1781 als Religionslehrer und Liturg eine Zeitlang mit Erfolg und Segen. Indessen fand er dort auch manches, das ihm minder zusagte, und nährte im Stillen den Gedanken, sich selbst einen eigenen Wirkungskreis für seine Ideen und Erziehungspläne zu schaffen. Um ihn auszuführen, verließ Salzmann 1784 Dessau, und begründete, von dem Herzog Ernst zu Sachsen-Gotha unterstützt, die Erziehungsanstalt Schnepfenthal zwischen Waltershausen und Reinhardsbrunn, in glücklicher