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Gerhard David von Scharnhorst.
Geb. d. 10. Nov. 1756, gest. d. 28. Juni 1813.


Dieser Krieger mit einem hochgefeierten Namen zeigte sich unter den Vaterlandsbefreiern als einer der ruhmreichsten Helden, der seine Treue gegen König und Vaterland mit seinem Blute auf dem Felde der Ehre besiegelte.

Scharnhorst’s Geburtsort war Hämelsee im Königreich Hannover, die Aeltern gehörten dem bürgerlichen Stande an und bestimmten den Sohn zum eignen Gewerbe, dem Landbau; ihm aber war beschieden, aus engen Schranken sich emporzuringen und eine ruhmbeglänzte Bahn zu wandeln. Frühzeitig erwachte in ihm die Hinneigung zum Kriegerstande. Die Erzählungen eines Invaliden, der den siebenjährigen Krieg mit durchgekämpft, gossen aus jugendfrischer Erinnerung Feuer des Muthes in die Seele des Knaben, und die Bücher, welche diesen Krieg gleichsam als gleichzeitige Berichterstatter alles geschehenen schilderten, halfen die Neigung nähren und fortbilden. Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe-Bückeburg zu Steinhude, nicht weit von Hämelsee residirend, hatte eine Artillerie- und Kriegsschule zur Bildung junger Militärs für den höheren Dienst begründet, in diese wurde auch Scharnhorst aufgenommen und erwies sich bald als lernfähig und eifrig, so daß er schon im 21. Lebensjahre als Fähndrich in ein hannöversches Regiment eintreten konnte, dessen Chef General Estorf war.

Von Stufe zu Stufe im Dienst und Rang gemessen vorwärts schreitend, sah sich Scharnhorst 1780 zum Lieutenant der Artillerie vorgerückt, und da zu dieser Zeit auch in Hannover eine Kriegsschule errichtet wurde, erhielt er an dieser die erste Lehrerstelle, wurde 1792 Stabshauptmann und erhielt die Befehligung einer reitenden Artillerie-Compagnie. Die wissenschaftliche Beschäftigung, die Scharnhorst’s Stellung mit sich brachte, leitete ihn selbst dahin, sich als Militärschriftsteller zu versuchen und – zu bewähren. Er hatte ein Handbuch für Officiere in den angewandten Theilen der Kriegskunst in 2 Theilen 1787 erscheinen lassen, und gründete 1794 ein »militärisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde«, das große Sachkenntniß mit Scharfsinn offenbarte; er ließ demselben ein »militärisches Journal« folgen und wirkte so praktisch und