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Johann Jacob Scheuchzer.
Geb. d. 4. August 1672, gest. d. 25. Juni 1733.


Ein Mann, der nicht nur in seiner Heimath, der Schweiz, sondern auch für das ganze Deutschland mit lebendigem Sinne und unermüdlichem Fleiße die neuere Naturforschung anbahnen half. Er wurde zu Zürich geboren, Sohn eines dortigen Arztes und Stadtphysikus, und wählte nach zurückgelegten Knabenjahren mit Freudigkeit den Beruf des Vaters. Er besuchte zuerst 1692 die Universität Altorf und begab sich im darauf folgenden Jahre nach Utrecht, wo er 1694 als Arzt promovirte. Hierauf unternahm Scheuchzer eine wissenschaftliche Reise, welche er aus den Niederlanden nach Friesland, Brandenburg, Sachsen und Böhmen ausdehnte, worauf er durch Franken und Bayern in seine Schweizerheimath zurückkehrte, wo er zunächst, und noch ehe er sich den eigenen Heerd gründete, eine Alpenreise antrat, und dort mitten im großen erhabenen Tempel der Natur, in ihrem Allerheiligen gleichsam, sich selbst zu ihrem Priester weihte. Hierauf begab sich Scheuchzer noch einmal nach Altorf und Nürnberg, um sich dort im Studium der Mathematik noch mehr zu befestigen, wo Sturm und Eimmart seine Lehrer waren, und dann erst ließ er sich häuslich in seiner Vaterstadt nieder. Dort wurde Scheuchzer 1702 das Amt zu Theil, welches sein Vater begleitet hatte; er wurde Stadtphysikus und erhielt 1710 den Lehrstuhl als Professor der Mathematik an der dortigen Hochschule, nach andern aber nur am dortigen Gymnasium. Fort und fort ließ Scheuchzer es sich angelegen sein, die Naturgeschichte seines Vaterlandes auf das eifrigste zu erforschen und diese dann mit aller Gründlichkeit zu bearbeiten, doch verschafften ihm schon mehrere kleinere gelehrte Abhandlungen, die er in Leipziger, Londoner und andere wissenschaftliche Zeitschriften einrücken ließ, bereits Ruf und Anerkennung, so auch die Mitgliedschaft der kaiserlichen Academia Naturä Curiosorum, der königlich großbritannischen und der königlich preußischen Societät der Wissenschaften.

Nun wurde Scheuchzer der ausschließliche Naturhistoriograph des Schweizerlandes, und leistete durch seine im Druck anfangs heftweise veröffentlichten Forschungen der überall mit frischer Regsamkeit auflebenden Naturforschung wesentlichen Vorschub, wie seinem Vaterlande