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Philippus Aureolus Theophrastus Paracelsus
Bombast von Hohenheim.
Geb. 1493, gest. d. 23. Sept. 1541.


Theophrast war einer der merkwürdigsten Gelehrten, welcher nicht nur seinen Zeitgenossen ein Räthsel blieb, sondern auch vielen der Nachkommen ein solches noch bis diese Stunde ist. Uebel beurtheilt, häufig sogar geradezu verurtheilt, als medicinischer Marktschreier mißachtet, ist er fast stets der Menge vorgeführt worden, und nur wenige tiefer in seinen Geist, sein Wesen und sein Wissen eindringende haben ihn besser gewürdigt, obschon auf die Gefahr hin, selbst, gleich ihm, verkannt zu werden. Theophrastus Paracelsus wurde zu Einsiedeln in der Schweiz geboren, einem berühmten Mirakel- und Wallfahrtort, wo sein Vater Licentiat der Medicin war. Der Vater gab dem Sohne eine sorgfältige Vorbildung und zugleich Anleitung, auf der eigenen wissenschaftlichen Bahn fortzuschreiten, wozu eine gute Sammlung der in jener Zeit bedeutendsten ärztlichen Schriften trefflich diente. Mit der Arzneikunde war damals das Studium der Physik und Alchymie auf das innigste verknüpft; eine reine Medicin und eine reine Chemie gab es noch nicht; die gelehrtesten Aerzte des Mittelalters huldigten als Söhne ihrer Zeit den sogenannten geheimen Wissenschaften und suchten das Wesen der Natur und alles erschaffenen durch erstere zu erforschen. Als der Sohn vom Vater nichts mehr lernen konnte, soll ersterer den Unterricht des berühmten freilich halbmythischen Basilius Valentinus empfangen und von diesem die Kunst erlernt haben, den Stein der Weisen zu bereiten. Sicherer ist, daß Trithemius und Sigismund Fugger Paracelsus unterwiesen, worauf er ein Wanderleben begann, und – seine Kunst übend und dabei fortlernend – ganz Europa, wie Theile Asiens und Afrikas durchzog. Daß diese Reisen für den hellen Kopf des Kunstjüngers nicht ohne Frucht und nicht ohne die Schätze reicher Erfahrung blieben, daß er für sein Wissen ungleich mehr gewann, als wenn er geeilt hätte, sich nach dem Studium weniger Jahre behaglich in irgend einem Ort den häuslichen Heerd zu gründen, ist außer Zweifel, und der Spruch: »Kenntniß ist Macht«, bewährte sich bei Paracelsus in glänzender Weise. Die berühmtesten Aerzte der damals bekannten Welt hatte der junge Priester des Heilgottes aufgesucht