Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/335

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Ludwig Michael von Schwanthaler.
Geb. d. 26. Aug. 1802, gest. d. 14. Novbr. 1848.


Einer der vollendetsten deutschen Bildhauer, die je gelebt, ein Künstler, der seinen Ruhm durch eine Fülle allbewunderter Werke begründete, und in der Großartigkeit seiner größeren Bildwerke nicht minder unerreicht dasteht, als in der Lieblichkeit und klassischen Vollendung der kleinern Bildwerke, die der Stolz zahlreicher Sammlungen sind.

Schwanthaler wurde zu München geboren, Sohn des Bildhauers Franz Schwanthaler und überhaupt Abkömmling einer Bildhauerfamilie. Von dem Kunstfleiße des Vaters und des mit diesem gemeinschaftlich arbeitenden Oheims, Anton Schwanthaler geben in München noch zahlreiche Arbeiten, Bildsäulen, Ornamente dgl. an öffentlichen Gebäuden, Denkmäler auf dem Friedhof u. a. rühmlich Zeugniß, und so trat schon bei der Geburt der Sohn in eine durch bedachten Fleiß und sorgsame Studien geweihte Werkstätte, in der ihm der Weg bereitet war, den er erst mit Künstlerfleiß wandeln, dann ihn mit dem Fluge des Genius durchmessen sollte. Der junge Schwanthaler besuchte die Münchener Kunst-Akademie, und verrieth ebenso sehr ein ausgezeichnetes Talent, als die Neigung, seinen eigenen Weg zu gehen. Schon seine erste bedeutendere Arbeit, in Reliefs für ein Tafelservice des Königs Maximilian von Bayern bestehend, erregte viel Aussehen, später erhielt er von Cornelius und Klenze Aufträge für die Glyptothek, und ging 1826 nach Rom, wo er unter Thorwaldsen sich fortbildete, aber 1827 wieder nach München zurückkehrte, da ihm das Clima in Rom nicht zusagte. Schwanthaler begann nun die Arbeiten für die Glyptothek, mythologische Reliefs, die Cornelius gefeierten Gemälden entsprechen, und antike Göttergestalten. In dieser Periode von Schwanthalers Künstlerleben entstand auch der Bacchuszug, ein 150 Fuß langer und 8 Fuß 8 Zoll hoher Fries im Palais des Herzogs Max von Bayern, und die großen Reiterreliefs in der fürstl. Thurn und Taxischen neuen Reitschule zu Regensburg.

Noch einmal ging Schwanthaler 1822 nach Rom, verweilte diesesmal zwei Jahre dort, mit Thorwaldsen eng befreundet, und sah sich durch den kunstsinnigen König Ludwig auf das ehrenvollste gefördert, gehoben