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Kurt Christoph, Graf von Schwerin.
Geb. d. 26. Oct. 1684, gest. d. 6. Mai 1757.


Ein deutscher Kriegsheld, dessen Name ruhmreich neben dem seines Königs und eines Ziethen steht, und ebenso volksthümlich geworden ist, wie die Namen dieser beiden unsterblichen Helden. Graf von Schwerin wurde in Schwedisch-Pommern geboren, und beabsichtigte als Jüngling die wissenschaftliche Laufbahn zu verfolgen. Er verbrachte seine Jugendzeit, nachdem er das älterliche Haus verlassen hatte, als Studirender auf den Hochschulen zu Leyden, Greifswalde und Rostock, war auch poetisch begabt, und dichtete mehrere geistliche Lieder, sowie er sich eifrig dem Studium der lateinischen und der neuern Sprachen widmete. Dennoch entschied sich Schwerin für den Kriegerstand und wurde im Jahre 1700 Fähndrich im holländischen Dienst. Die tüchtigste Schule nahm ihn auf; die lorbeergekrönten Heldenprinzen Eugen und Malborough wurden ihm Lehrer, und ihr Ruhm wurde das Ziel seines Strebens. Der österreichische Erbfolgekrieg bot volle Gelegenheit, sich hervorzuthun in Waffenthaten, und nach 5 Jahren war der junge Fähndrich schon Hauptmann. Im darauf folgenden Jahre trat Hauptmann Schwerin in mecklenburgische Dienste, und rückte im Heere des Herzogs schnell zum Obersten auf. Sein Kriegsherr sandte ihn in geheimen Aufträgen an König Karl XII. von Schweden nach Bender; er brächte auf dieser Sendung ein Jahr zu, sah sich nach seiner Rückkehr zum Brigadegeneral ernannt, und nicht lange darauf empfing Schwerin den Rang eines Generalmajors.

Im Jahre 1719 ereigneten sich Streitigkeiten zwischen dem Herzog von Mecklenburg und den Ständen des Landes, welche auf die gefährlichste Spitze getrieben wurden, die endlich dahin gedieh, daß der Kaiser ein Executionsheer von hannoverschen Truppen in das Land sandte, um mit Gewalt der Waffen diese Zwiste beizulegen. Da stellte der Herzog Schwerin an die Spitze seines eigenen Heeres, und dieser schlug die Strafhannoveraner bei Walsmölen aufs Haupt, und legte die obwaltenden Streitigkeiten in kürzester Frist bei.

Mittlerweile erwarb König Friedrich Wilhelm I. von Preußen die Provinz Vorpommern und wurde dadurch Schwerins Landesherr. In dessen Dienste trat nun Schwerin, wurde zu wichtigen diplomatischen Sendungen