Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/346

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war. Bald nach dem Ausbruch des siebenjährigen Krieges wurde v. Seidlitz einer von dessen gefeierten Helden; er trug wesentlich zum Erfolg der Schlacht bei Lowositz bei, deckte bei Kollin mit der Cavallerie des linken Flügels den Rückzug, und wurde Generalmajor. Als Berlin von Haddick genommen war, eilte v. Seydlitz der geängstigten Stadt zu Hülfe, dann zog er nach Sachsen, und überrumpelte von Erfurt aus Gotha, an dessen Hofe der Prinz von Soubise und die hohe französische Generalität sorglos wellten, die nun in einer fast lächerlichen Eile ihr Hell in der Flucht suchen mußten. Jetzt ernannte der König Seydlitz zum Chef der gesammten Kavallerie der preußischen Armee, und Seydlitz wurde der hauptsächlichste Held der Schlacht bei Roßbach, denn ungleich mehr der Cavallerie, als der Infanterie und Artillerie wurde jener große Sieg verdankt, doch empfing er auch eine Wunde. Der König verlieh ihm den schwarzen Adlerorden und ernannte ihn zum Generallieutenant. Auch bei Zorndorf rettete er die schon fast verlorene Schlacht, nahm dem Feind die von ihm schon eroberten preußischen Kanonen wieder und noch 120 von dessen eigenen dazu; 20 Fahnen feindlicher Regimenter fielen in die Hand des Siegers. Bei Hochkirch machte v. Seydlitz abermals einen Rückzug durch geschickte Deckung desselben möglich. In der unglücklichen Schlacht bei Kunnersdorf wurde auch Seydlitz verwundet und mußte deshalb vom Heere scheiden; er suchte seine Herstellung in Berlin, und vermählte sich dort 1760. Sobald als ihm möglich war, wieder ein Pferd zu besteigen, that Seydlitz dies mit ungebrochenem Muthe; er vertheidigte Berlin tapfer gegen v. Tettenborn und Lascy, und focht unter den Fahnen des Prinzen Heinrich von Preußen bei der in Sachsen stehenden Armee den Rest des Krieges vollends mit durch, wo ihm wieder die Schlacht bei Kreiberg Gelegenheit bot, sich rühmlichst auszuzeichnen. Als der Friede geschlossen war, ernannte der König seinen tapfern Reiterführer zum General-Inspektor der ganzen in Schlesien stehenden Kavallerie mit dem Standquartier in Ohlau, wo gleichsam eine höhere Musterschule für den praktischen Cavalleriedienst unter seiner Leitung bestand, dessen anstrengende und oft tollkühne Uebungen manchem jungen Reiter den Hals kosteten. Zum General ernannt, blieb Seydlitz, was er war, ganz Kavallerist, und lebte sein Soldatenleben als solcher aus. In sinnlichen Genüssen hielt er wenig Maß, und höhere feinere Lebensfreuden waren ihm entrückt. Der König bewies ihm die höchste Achtung, doch suchte er nicht auf die Dauer Seydlitz’s Umgang. Der Ausschweifung im Genuß der physischen Liebe wird es zugeschrieben, daß v. Seydlitz frühzeitig alterte, gleichwol dürften daran die furchtbaren und oft anhaltenden körperlichen Anstrengungen des mit so viel Vorliebe gepflegten Cavalleriedienstes und der Feldzüge nicht mindern Antheil gehabt haben. Im April 1772 traf ihn ein Nerven-Schlaganfall, ohne jedoch seinem Leben sogleich ein Ende zu machen. Der König besuchte ihn noch im Jahre 1773 und beklagte schmerzlich die nahe und allzufrühe Trennung von einem seiner tapfersten Generale. Am 7. November 1773 führte der Tod den bewährten Krieger sanft in die Gefilde des ewigen Friedens. Seydlitz ruht auf seinem Gute Minkowski in Schlesien, sein Denkmal ziert Berlin, das Andenken an ihn als Feldherr und Reiter General wird stets ein gefeiertes sein.