Abkömmling eines alten edlen Geschlechtes, verlieh
Franz von Sickingen durch hohen Freiheitsinn, wie
durch jede ritterliche Tugend diesem Geschlechte neuen
Glanz und den Stolz eines großen bedeutenden Namens.
Franz wurde auf der Stammburg Sickingen im badenschen
Rheinkreis, ohnweit Bretten (Melanchthon’s Geburtsort)
geboren, und erhielt die ritterliche Erziehung
seiner Zeit zunächst am Kaiserhofe Maximilian’s I., wo
das Leben des Feldlagers ihn stählte, ohne ihn wissenschaftlichen
Uebungen zu entfremden. Er wohnte 1509
dem Feldzuge des Kaisers gegen Venedig bei, und zeigte
sich, nach Deutschland zurückgekehrt, offen als einen
Feind aller Unterdrückung, alles Unrechts, alles despotischen
Pfaffenregimentes, das mit nie endender Anmaßung,
unter dem Schild, die Kirche zu vertreten,
von einem Jahrhundert in das andere hinüberwuchert,
und die staatliche Ordnung, wie das Supremat der
landesherrlichen Macht befehdet.
Auch unter Maximilian’s I, Nachfolger, Kaiser Karl V., stand Sickingen noch eine zeitlang im Kriegsdienst, trennte sich aber später in Verstimmung von dem Kaiser, dessen Herrschsucht ihm mißfiel, und widmete sich der großen Lebensaufgabe, die er sich selbst gestellt: ein Schutz und Schirm der Bedrängten und Verfolgten zu sein. Im Jahre 1513 stand Franz von Sickingen der Wormser Bürgerschaft gegen ihren Magistrat bei, half bald darauf dem Dynasten von Geroldseck gegen Herzog Anton von Lothringen, leistete einem andern Freunde gegen die Stadt Metz Hülfe, und führte selbst gegen Philipp von Hessen eine von günstigstem Ausgang gekrönte Fehde. Als in Köln der Kampf der Dunkelmänner gegen Reuchlin entbrannte, warf Sickingen sich zu dessen Beschützer auf, und bildete mit Götz von Berlichingen einerseits, andererseits mit Ulrich von Hutten, ein deutsches Rittertriumvirat, wie die Geschichte des Vaterlandes kein zweites aufzuzeigen hat. Der Hutten’schen Familie große Wehklage über Herzog Ulrich’s von Würtemberg verübte Unthat an dem Amtmann Hans von Hutten rief auch Sickingen wieder in den Harnisch und er stellte sich kühn an die Spitze des gegen den Herzog empörten schwäbischen Bundes. Auch als Bundeshauptmann
Ludwig Bechstein: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen. Georg Wigand's Verlag, Leipzig 1854, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zweihundert_deutsche_M%C3%A4nner_in_Bildnissen_und_Lebensbeschreibungen.pdf/347&oldid=- (Version vom 15.9.2022)