Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/349

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Menno Simonis.
Geb. d. 1496, gest. 1561.


Der Begründer der Religionsgesellschaft der nach diesem Manne sich Mennoniten nennenden Wiedertäufer oder Taufgesinnten. Menno wurde in Wikmarsum, einem Dorfe in Friesland geboren, und widmete sich dem Dienst der Kirche. Er war schon Priester, als der Wiedertäuferische Aufruhr in der westphälischen Stadt Münster sich erhob und nach allen Richtungen Sendboten verschickte, für das neue tausendjährige Reich Anhänger und Gläubige zu gewinnen. Auch Menno Simonis, der schon durch Lesen Geschmack an der Wiedertäuferischen Lehre gefunden haben mochte, wurde 1536 für dieselbe durch einen jener Boten, Namens Ubbo Philippi, gewonnen, und sie gewann an ihm, den durch Philippi wieder getauften, eine mächtige Stütze. Sein Charakter war der volle und reine Gegensatz zu jenen fanatischen Schwärmern, die der Lehre von der Wiedertaufe, oder eigentlich von der Taufe der Erwachsenen nach Christi eignem Vorbild, einen so schlimmen Namen gemacht hatten – zu einem Thomas Münzer, Johann Bockholt (Jan von Leiden), Knipperdolling u. A. Menno war fromm, sanft, friedfertig, sittenstreng, von tadellosem Wandel. Als Lebensaufgabe stellte sich Menno nach seiner eignen Wiedertaufe die Ausbreitung der von ihm als wahr und seligmachend erkannten Lehre, und da die endliche Niederschlagung des gräuelvollen Münsterschen Aufruhrs die Taufgesinnten nach allen Richtungen hin zerstreut hatte, so suchte Menno die Zerstreuten wieder in Gemeinden zu vereinen und sie dahin zu bringen, daß sie sich überall in friedlichem Gehorsam den Geboten der Obrigkeiten fügten. Auf diese Weise durchzog Menno läuternd und lehrend ganz Holland, das eigne Vaterland, die Nord- und Ostseeküstenländer. bis nach Liefland, und breitete, so weit er konnte, seine Lehre aus. Da sie den Bewohnern dieser Landstrecken meist neu war, und Menno in seiner Persönlichkeit als ein würdiges Vorbild eines Religionslehrers erschien, so blieb sein Name an der Lehre haften, welche er vortrug. Gleichwohl entging Menno der Verfolgung nicht. Es wurden Preise auf seinen Kopf gesetzt, in Westphalen wurde sogar jedem Missethäter, welcher Menno tod oder lebendig einliefere, Gnade und überdieß