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Johann Joachim Spalding.
Geb. d. 1. Nov. 1714, gest. d. 26. Mai 1804.


Ein Religionslehrer, wie er sein soll, voll gründlichen theologischen wissens, voll Innigkeit und von ächt christlicher Gemüths- und Gefühlswärme durchdrungen, den seine Zeitgenossen bewunderten und verehrten, und den die späte Nachwelt noch durch dankbare Erinnerung feiert.

Johann Joachim Spalding wurde zu Triebsees in Schwedisch-Pommern geboren, wo sein Vater Schulrektor und später Prediger war, der auch die erste Erziehung dieses Sohnes und eines Bruders desselben naturgemäß leitete, und nebst seinem Nachfolger im Schulamte, beiden Knaben die Lehren der Bibel und des Christenthums in sanfter aber auch ernster Weise einprägte. Beide Brüder besuchten später die Schule zu Stralsund und die Hochschule Rostock, wo sie Theologie studirten, ohne eben bedeutsame Anregung zu empfangen. Dann trennten sich die Brüder, und Johann Joachim, der jüngere, nahm 1734 eine Hauslehrerstelle in Greifswalde an, wo sich ihm Gelegenheit bot, seine Studien weiter und besser fortsetzen zu können. Spalding unterrichtete zu Greifswalde die Söhne eine Professors, Namens Schwarz, erfreute sich der Benutzung der Bibliothek dieses Gelehrten, befreundete sich mit einem geistvollen Magister, Namens Ahlwardt, und sah sich durch Studium wie durch Umgang ungleich mehr und besser, als zu Rostock, gefördert. Nach anderthalbjährigem Aufenthalt zu Greifswalde disputirte er noch dort, kehrte dann auf eine Zeitlang in das väterliche Haus zurück, übte sich im Predigen, schrieb einige Abhandlungen und nahm im Jahre 1737 abermals eine Informatorstelle auf dem Lande an, behielt sie bis 1740 und kehrte dann wieder nach seinem Geburtsort zurück, um seinen Vater im Amte zu unterstützen. So verfloß ihm die Jugendzeit ziemlich ereignißlos, und sein Leben ward nicht durch ungewöhnliches bewegt; er aber bildete sich im stillen fort, lernte englisch, und wurde 1742 Hofmeister eines jungen Adligen, von Wolfradt, den er 1745 auf die Hochschule Halle begleitete. Auf der Reise dorthin wurde zu Berlin die Bekanntschaft des schwedischen Gesandten, Herrn von Rudenstiold, gemacht, welche für Spalding bald von Wichtigkeit wurde, denn er nahm noch in