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Johann Georg Sulzer.
Geb. d. 16. Oct. 1720, gest. d. 25. Febr. 1779.


Ein Freund der Natur, des Schönen und der Tugend, ging dieser klare Denker seine Lebensbahn, und zeichnete sie mit lichtvollen Werken.

Sulzer wurde zu Winterthur in der Schweiz geboren und war der jüngste Sohn von fünfundzwanzig Geschwistern. Der Vater, welcher Mitglied des Rathes war und den der junge Sulzer früh verlor, bestimmte diesen letzten Sohn für den geistlichen Stand, aber die Natur und das frische Leben der Welt zogen den Knaben schon mehr an, als das todte Wort, obgleich er auf dem Gymnasium zu Zürich den theologischen Vorstudien oblag. Eine andere Geistesrichtung lag in Sulzer’s Seele; Wolfs deutsche Metaphysik regte ihn mächtig zum Denken an, Scheuchzer’s Naturgeschichte der Schweiz hatte ihn mit Liebe zur Natur erfüllt und Geßner, sein Lehrer, pflegte diese Liebe; Bodmer’s und Breitinger’s Bestrebungen bildeten in ihm den höheren Sinn für guten Geschmack aus. Indeß vollendete er dennoch sein theologisches Studium zu Zürich unter dem philosophischen Theologen Zimmermann, und wurde 1739 Pfarrvicar im Dorfe Waschwanden. Als solcher schrieb er, erfüllt von dem ewigen Reiz der Natur, sein erstes Buch: »Moralische Betrachtungen über die Natur« und suchte darin aus der Natur die Allmacht und Güte Gottes zu beweisen, sowie aus derselben die Sitten- und Pflichtenlehre zu entwickeln. Mehrere Alpenreisen und die erworbene genaue Kenntniß der Schweiz veranlaßten ihn, Scheuchzer’s Naturgeschichte mit reichhaltigen Zusätzen und Anmerkungen versehen neu herauszugeben und zu erweitern.

In Folge einer Krankheit legte Sulzer sein pfarramtliches Dicariat nieder und entsagte damit zugleich der Theologie; er nahm eine Erzieherstelle zu Wieden an der Thur an, begab sich später 1743 in gleicher Eigenschaft nach Magdeburg und verfaßte eine Schrift: »Gedanken über die Bildung der Jugend.« – In seiner neuen Stellung befreundete sich Sulzer mit Gleim, Lange, Meier u. A.; jetzt mehr noch als früher lenkte sich seine Neigung den schönen Wissenschaften zu, und indem er durch den Hofprediger Sack in Berlin, der auch Sulzer’s moralische Betrachtungen herausgegeben