Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/379

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Peter Vischer.
Geb. d. 1455, gest. d. 7. Jan. 1529.

Bei einem Künstler, wie Peter Vischer, der einer so fern liegenden Zeit angehört, daß nicht einmal das Jahr seiner Geburt geschichtlich festgestellt ist, sind es insgemein mehr seine Werke, die von seinem Leben zeugen, als sonstige Nachrichten. Die Kunstgeschichte hat sich mit dem redlichsten Eifer bemüht, alle Werke dieses größten Bildners und Erzgießers im deutschen Mittelalter und an dessen letzten Ausgängen zu erforschen und nachzuweisen, allein über des berühmten Meisters erste Lebensperioden hat sie nichts zuverlässiges ermitteln können, und nur das schwankende: er soll, er könnte vielleicht – tritt bei ihm an die Stelle der Gewißheit.

Peter Vischer wurde zu Nürnberg geboren, dem anziehendsten Mittelpunkt, in dem alles deutsche Kunststreben sich zur vollendeten Blüthe hob. Der Vater soll Hermann Vischer, nicht Eberhard, wie irrig behauptet worden ist, geheißen haben; dieser war bereits ein kunstbegabter Rothgießer. Daß Peter des Vaters Kunst erlernte und als Geselle seine Wanderschaft antrat, dieselbe auch wohl weit ausdehnte, läßt sich leicht denken; daß er aber schon in der Gesellenzeit Italien besucht habe, ist nicht mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, denn eine lange Zeit hindurch fertigte Peter Vischer eine große Reihe Meisterwerke, welche alle in dem deutschen (gothischen) Kunststyl gehalten sind, der zur Zeit, als er Meister wurde, 1489, ausschließlich vorwaltete. Man hat indeß dem Künstler die Ehre der Erfindung seiner herrlichen Denkmäler streitig gemacht, weiß aber nur Veit Stoß als den Meister zu nennen, nach dessen Modellen Vischer gearbeitet haben soll, und könnte höchstens noch Adam Krafft neben ersterem nennen; allein es wäre wieder nicht denkbar, daß die zahlreichen, von auswärts her bestellten, oft sehr kunstvollen und figurenreichen Kenotaphien, Tumpen, Gedenktafeln u. dgl. sammt und sonders erst vorher bei Nürnberger Bildschnitzern bestellt worden sein sollten. Ein Meister von solcher Begabung, wie Peter Vischer, konnte wohl in seiner Werkstätte nach Modellen so anerkannter gleichzeitig strebender hochbedeutender Künstler, wie die beiden genannten, arbeiten; allein gewiß war auch vieles, was aus jener in hoher vollendeter Kunstschöne hervorging, sein geistiges Eigenthum; auch unterstützten ihn bei den