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Martin Buzer.
Geb. 1491, gest. d. 27. Febr. 1551.


In der ersten Reihe der Reformatoren steht dieser Mann, gleich ausgezeichnet durch Gelehrsamkeit und redlichen Eifer, wie durch mannichfaltige, nicht alltägliche Schicksale.

Buzer (Kuhhorn) wurde zu Schleitstadt im Elsaß geboren und trat noch sehr jung, erst 15 Jahre alt, in ein dortiges Dominikanerkloster, besuchte aber als geistlicher Student die Hochschule zu Heidelberg und studirte Theologie in der unabweisbaren Verbindung mit den alten Sprachen. Die Werke des berühmten Erasmus, deren Erscheinen in Buzer’s Studienzeit fiel, regten ihn mächtig an und lenkten ihn auf den Pfad gründlicher Schrifterforschung; dabei bildete er sich, von guten Gaben unterstützt, zum Redner und Prediger aus, und erhielt vom Kurfürsten Ludwig von der Pfalz und dessen Bruder Friedrich, wie man annimmt auf besondere Empfehlung Franzens von Sickingen, eine Berufung als Hofprediger. In diesem Amte lebte er eine Reihe ruhiger Jahre, bis Luther im Jahre 1518 nach Heidelberg kam, bei den Augustinern daselbst seine Paradora vortrug und sie mit Glück vertheidigte. Das rhetorische Feuer und die große gediegene Kenntniß des Wittenberger Augustiners warfen zündende Flammen in viele seiner Zuhörer, unter denen Martin Buzer, Johann Brenz, Ehrhard Schnepf, Theobald Pellican u. a. sich befanden; die genannten wurden alsbald mächtig von den Wahrheiten ergriffen, welche Luther lehrte, dessen persönliche Bekanntschaft sie mit Freude machten, und Luther erblickte bald vornehmlich in Buzer eine Stütze des neuen Baues, den er zu begründen hoffte. Der letztere begleitete später seinen Gebieter nach den Niederlanden, und entwickelte nun schon in seinen Predigten die gewonnenen freieren, der alten Satzung entgegenstehenden Ansichten, so daß er bald genug Anstoß erregte und heftiger Verfolgung sich aussetzte. Zeitig gewarnt entging er dieser durch heimliche Flucht und fand sein Asyl bei Franz von Sickingen, der ihn sogleich zu seinem Prediger auf Burg Nanstall oder Landstuhl ernannte, von wo aus er 1521 nach Worms reiste und den von ihm hoch bewunderten kühnen Luther wiedersah. Nach der Rückkehr und der kurzen Ruhe von nicht ganz zwei Jahren, während welcher er