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Conrad Celtes.
Geb. d. 1. Febr. 1459, gest. d. 4. Febr. 1508.


Celtes war der erste deutsche Dichter, den die Hand eines deutschen Kaisers feierlich mit dem verdienten Lorbeer krönte, der erste Begründer deutscher Gelehrten-Vereine für die Erforschung der vaterländischen Geschichte, der erste Lehrer und Professor der Poesie überhaupt in Deutschland, Liebling Kaiser Maximilian’s und von ihm für den größten Gelehrten unter den deutschen Zeitgenossen gehalten, Entdecker der Werke Roswitha’s – so säete Celtes seine Ruhmessaat in Fülle zum unverwelklichen Aufgang.

Nicht die Stadt Schweinfurt, wie fast überall zu lesen ist, sondern der Ort Wipfeld am Main, zwei starke Stunden unterhalb der ersteren Stadt, war die Wiege dieses berühmten Franken. Der Vater war begüterter Weinbergbesitzer und hieß Pickel; der Sohn entwickelte frühzeitig Talent und zeigte gute Geistesgaben, dennoch bestimmte ihn der Vater für das Geschäft eines Weinbauers, aber den Sohn zog es nach der Ferne, nach der Welt des Wissens. Er entwich, 18 Jahre alt, auf ein Mainfloß und fuhr getrosten Muthes in die Welt hinein, mainab und rheinab, bis gen Köln, der heiligen Stadt. Dort wurde er 1477 in die Matrikel der Hochschule einetragen, dort änderte er, dem Gelehrtenbrauch gemäß, seinen Vaternamen Pickel in Celtis oder Celtes um. Unter Pickel wird in Franken eine schmale spitze Haue verstanden, und damit Pickel’s Name verständlicher werde, wandte er auch noch eine barbarische lateinische Form an, da ein Celt einen Streitmeisel der alten Völker bedeutet, und schrieb sich Pratucius, daraus viele irrig gefolgert haben, er habe Meisel geheißen.

Celtes widmete sich in Köln mit Eifer den Wissenschaften im allgemeinen, der Theologie im besondern und trat dann nach damaligem Brauch, wie aus der Lebensgeschichte vieler seiner gelehrten Zeitgenossen erhellt, eine Hochschulenfahrt an, die er weiter erstreckte, als andere, bei denen der Besuch von 6 bis 8 verschiedenen Universitäten schon etwas zählte. Leipzig, Erfurt, Schlettstedt, Rostock, Heidelberg waren zunächst die Schulen, die der fahrende Scholast im besten Sinne, besuchte, in letzter Stadt lernte er einen späteren Freund und Gönner kennen, den Bischof von Worms, Johann