Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/73

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Nicolaus Copernicus.
Geb. d. 19. Febr. 1473, gest. d. 24. Mai 1543.


Der größte Astronom der Welt, und ein Deutscher! Mit gerechtem Stolz blickt sein Vaterland auf ihn, dessen großer Name fortklingen wird, so lange einem Menschenauge die ewigen Sterne strahlen. Er vor allen war der hochbegabte, hellgeborene, dessen »entsiegeltes Auge« in einem noch ziemlich finstern Zeitalter »die Kreise in den Kreisen sah, die eng und enger ziehn um die centralische Sonne.« –

Nicolaus Köpernik, so lautete der später von ihm verlateinte Vatername – wurde zu Thorn in Westpreußen geboren. Sein Jugendleben ist verhüllt, frühzeitig scheint er sich ernsten Studien zugewendet zu haben. In Krakau studirte er Theologie, Philosophie und Mathematik, trieb alte Sprachen und legte sich nicht minder auf das Studium der Arzneikunde, das er praktisch zu üben entschlossen war. Er erwarb auch den Doctorhut in dieser Wissenschaft. Bald aber zog ihn nichts so sehr an, als die Mathematik, in welcher sein Lehrer Brudzewski und die berühmten Deutschen Georg von Purbach und Johann Müller, genannt Regiomantanus, glänzten. Diesen strebte und eiferte Copernicus nach, und gleich dem letztgenannten zog es auch ihn nach Italien. Zuerst ging er nach Bologna und vervollkommnete sich durch längeren Aufenthalt immer mehr in der höhern Mathematik und Astronomie unter Dominicus Maria, mit dem er sich innig befreundete; von da wandte sich Copernicus nach Rom und gewann bald Ruf und Namen, nachdem es ihm gelungen war, einen Lehrstuhl als Professor der Mathematik zu erlangen.

Copernicus Auge war forschend dem Himmel und der an dessen ewigem Gewölbe wandelnden Sternenwelt zugelenkt. Sinnend und schweigend verfolgte er Entdeckung auf Entdeckung. Was vor mehr als anderthalb Jahrtausenden vor ihm schon ein weiser Grieche, der Philosoph Aristarch, ahnungsvoll ausgesprochen haben sollte, daß die Erde sich um sich selbst und mit den übrigen Planeten um die Sonne sich bewege, wurde dem berechnenden Geist des Copernicus zur unumstößlichen Gewißheit. Aber fest hing der Glaube der Welt, wie am Worte der Offenbarung, am anderthalbtausendjährigen Weltsystem des Ptolemäus; diesen