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Lucas Cranach der ältere.
Geb. 1472, gest. d. 18. Oct. 1553.


Dieser große und berühmte deutsche Maler war ein Stolz seines Vaterlandes; gleich ausgezeichnet durch hohe Künsterbegabung, wie durch Biedersinn und Treue, brachte er seinen Namen ruhmreich auf die Nachwelt und die von ihm noch erhaltenen zahlreichen Meisterwerke sind ebenso viele sprechende Zeugen seines Ruhmes und seiner Kunst.

Die ostfränkische Stadt Kronach oder Kranach, nach welcher Lukas sich nannte, war des Meisters Geburtsort. Sein Vater unterrichtete ihn in der Kunst, so weit er dieß vermochte; dieser Vater soll Müller geheißen haben, eine völlig irrige Annahme, weil man in alten Akten Moler statt Maler las, andere nennen ihn Sunder, Sünder, und das letztere hat insofern eine größere Wahrscheinlichkeit für sich, als der Familienname Sünder-maler noch heute im Frankenlande begegnet. Auch als ein Schüler Matthäus Grünwald’s von Aschaffenburg wird Lukas genannt, vielleicht war er diesem Künstler blos befreundet.

Des Meisters Jugendleben und die Geschichte seiner künstlerischen Ausbildung liegen sonach im Dunkel, er scheint sich frühzeitig auf Reisen mit der Ausübung seiner Kunst beschäftigt zu haben, denn in Oesterreich malte er Trauben auf einen Tisch, nach denen die Vögel flogen, ein ächter deutscher Zeuris. Um 1504 findet er sich wieder in der fränkischen Heimath und in Coburg beschäftigt, wo er einen Jagdsaal der alten Veste mit täuschender Kunst malte und Hirschgeweihe so plastisch natürlich an die Wände zauberte, daß Menschen und Hunde sich täuschten, indem sie dieselben für wirkliche hielten. Dorthin auf ihre Burg kamen die fürstlichen Brüder Kurfürst Friedrich III. zu Sachsen und Herzog Johann öfters der Jagden halber, schenkten dem Künstler-Jüngling ihre Gunst und nahmen ihn mit sich nach Sachsen, wo er nun auf den fürstlichen Schlössern zu Torgau, Lochau u. a. fortfuhr, zunächst im Thiermalen seine Kunst zu üben und seine Gebieter selbst auf die häufigen Jagden begleitete, bis er in andere Kunstsphären überging. Auf der Reise nach Palästina 1494 begleitete Cranach seinen Gebieter nicht, obschon dieß vielfach behauptet wurde, und es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß er nicht vor 1504 oder 1505 an den Wittenberger Hof kam. Als Hofkünstler gleich mit 100 Gulden Besoldung wiewohl nicht fest angestellt, zeichnete sich Cranach besonders durch schnellmalen aus, nebenbei beschäftigte er sich mit der Holzschneidekunst