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Carl Theod. Ant. Maria, Reichsfreiherr v. Dalberg.
Geb. d. 8. Febr. 1744, gest. d. 10. Febr. 1817.


Sprößling eines altberühmten Geschlechts, das in Worms schon in der Zeiten Frühe seßhaft war, und Namen voll Glanzes aufzeigte, denn: „Ist kein Dalberg da?“ rief fragend der Herold bei den Krönungen deutscher Kaiser, damit ein solcher hervortrete, und vor dem Kaiser den ersten Ritterschlag empfange.

C. Th. A. M. von Dalberg war der Sohn des kurfürstlich mainzischen Geheimen Rathes und Statthalters von Worms, Freiherrn v. Dalberg, Burggrafen von Friedberg, und wurde auf dessen Besitzung Hernsheim ohnweit Worms geboren. Die gediegene Erziehung, welche er unter des einsichtsvollen Vaters unmittelbarer Mitleitung erhielt, lenkte den hochbegabten Sohn dem geistlichen Stande zu, in welchem sich die Aussicht zu Glanz und hohen Stellen glückverheißend eröffnete.

Der junge Dalberg wurde aufgeschworen im Erzstift Mainz, und in den Hochstiftern Worms und Würzburg, deren Domicellar, hernach Capitular- oder Domherr er dann wurde. Seine Studien begann er in Heidelberg und vollendete sie in Göttingen, widmete sich jedoch weniger dem ausschließlichen Dienst der Kirche, sondern betrat die Laufbahn des höheren Staatsmannes und erfaßte das ganze Gebiet der Wissenschaften mit regem Eifer, ebenso die Wissenschaft des schönen mit Begeisterung und Jünglingswärme. Er war ein edler Geist, ein hervorragender Charakter. Auf jeder der hohen Ehrenstellen, zu denen sein Schicksal ihn berief, behauptete er sich würdevoll, menschenfreundlich, das Elend mildernd, das Gute mächtig fördernd, die Künste stützend und schützend.

In den Staatsdienst bei dem Kurfürsten Friedrich Carl Joseph von Mainz eingetreten, sah sich der Freiherr von Dalberg im Jahre 1772 als wirklichen Geheimen Rath zum Statthalter von Erfurt – damals noch die „treue Tochterstadt von Mainz“, wie Erfurt auf alten Siegeln, Münzen und Fahnen sich nannte – erhoben, und gründete sich dort durch sein Walten nie ersterbende Segnungen. Nach allen Richtungen hin wirkte sein Geist fördernd und anregend, auch über das Gebiet seiner Statthalterschaft hinaus. Im nahen Weimar, wohin er zunächst Wieland empfohlen hatte, befreundete sich Dalberg mit den dort lebenden Heroen der