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Leopold Joseph Marie, Reichsgraf von Daun.
Geb. d. 25. Sept. 1705, gest. d. 5. Febr. 1766.


Einer der größten Feldherren Oesterreichs und dessen hülfreicher Genius, gekrönt mit unverwelklichen Siegeslorbeern, welcher dem Klange des Namens eines altberühmten Geschlechts neuen Glanz verlieh. Schon der Vater Wierig Philipp Lorenz Reichsgraf von Daun hatte sich im spanischen Erbfolgekriege rühmlichst hervorgethan und ausgezeichnet. Der Sohn wurde in Wien geboren und ursprünglich für den Dienst der Kirche bestimmt, für den er aber in seinen Knaben- und Jünglingsjahren nicht die mindeste Neigung zeigte. Leopold wurde Maltheserritter, dann aber Soldat; ein solcher war und blieb er mit Leib und Seele. Von seiner Jugend an sah er Oesterreichs Militairmacht stets unter den Waffen; Krieg in der Türkei, Kampf in Ungarn, Krieg in Spanien, der nordische Krieg und des eigenen Vaters Ruhm, der Ruhm Prinz Eugen’s – das alles wirkte mächtig und anziehend, und schnell durchlief Daun die unteren Grade militärischen Ranges; mit zwanzig Jahren war er schon Oberst. Als ein Janitscharenaufruhr im Jahr 1730 Mahmud I. auf den türkischen Kaiserthron erhoben hatte, endete der der Türkei durch Eugen’s glänzende Siege abgenöthigte Frieden mit der Pforte; sie wurde 1736 von Oesterreich und Rußland zugleich mit Krieg überzogen; Daun machte diesen Feldzug unter dem Obercommando des Marschall von Seckendorf mit, zeichnete sich bei jeder Gelegenheit aus, stieg zum General-Major und kehrte nach dem übereilten Separtfriedensschluß Oesterreichs zu Belgrad, 1739 als General-Feldmarschall-Lieutenant zurück. Im folgenden Jahre starb Kaiser Karl VI.; durch dessen Tod kam seine Tochter Maria Theresia in harte Bedrängniß, denn von allen Seiten wurde ihr Erbrecht auf die österreichischen Staaten angefochten; der österreichische Erbfolgekrieg entbrannte und währte acht lange Jahre. Dieser Krieg bot Daun volle Gelegenheit, sich auf das ruhmvollste auszuzeichnen; er kämpfte erst gegen Preußen, dann folgte er den Fahnen des Erzherzogs Karl von Lothringen gegen die Franzosen, und that sich in allen seinen kriegerischen Unternehmungen ebenso sehr durch persönliche Tapferkeit, als durch eine kluge Vorsicht hervor, die nicht nutzlos Truppen opfert und gern der Alten weisen Spruch