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befolgt, dem fliehenden Feind goldene Brücken zu bauen. Die bewährte Taktik jenes Helden des Alterthums, Fabius Maximus, war in vielen auch die des General-Feldmarschall-Lieutenant von Daun; der Lohn seiner Thaten war die Ernennung zum Feldzeugmeister und Hofkriegsrath nebst der Hand einer liebenswürdigen Dame, Gräfin Fuchs, welche Maria Theresia ihrer besonderen Freundschaft würdigte. In den wenigen Friedensjahren zwischen dem österreichischen Erbfolgekrieg und dem Ausbruch des siebenjährigen Kriegs stand Daun mit an der Spitze der trefflichen Einrichtungen, welche seine Kaiserin ihrem Heerwesen zu geben unablässig bemüht war. Sie lohnte ihm mit dem Orden des goldenen Vließes und ernannte ihn, als der Krieg begonnen hatte, 1757 zum Feldmarschall. Jetzt begann für Daun die glänzendste Epoche des Ruhmes und der Heldenthaten. In der denkwürdigen Schlacht bei Kolin am 18. Juni 1757, die schon fast für Preußens Heldenkönig entschieden war, wendeten ein strategischer Mißgriff desselben und Daun’s heldenmüthige Tapferkeit Oesterreich den Sieg zu. Im folgenden Jahre war es der Ueberfall bei Hochkirch, am 14. Oct., welcher nach dem unglücklichen Ausgang des Kampfes bei Zorndorf für Friedrich II. und sein Heer so überaus unheilvoll ausfiel. Hätte Daun diesen großen Sieg benutzt und den geschlagenen Feind hartnäckig verfolgt, so wäre der Krieg ein siebenjähriger nicht geworden. Daß er es unterließ, hat ihm harten Tadel zugezogen, hauptsächlich weil der errungene Sieg, da der König sich wieder verstärkte, ohne Folgen blieb. Der Sieg hatte aber viele blutige Opfer gekostet, selbst die Reihen der hohen Officiere waren stark gelichtet, und dem wahren Helden gereicht edle Mäßigung zuletzt mehr zum Ruhme, als planloses morden und hinschlachten eines unterlegenen Feindes. Im Jahr 1759 war es Daun, der am 21. Nov. den preußischen General Fink mit einer Macht von 12,000 Mann umzingelte und ihn sammt allen seinen Truppen gefangen nahm. Und obschon die verlorene Schlacht bei Torgau, 3. Nov. 1760 ihm einen Theil seiner Lorbeern entriß, so erkannte doch die Kaiserin und das Vaterland Daun’s Heroenthum willig an. Nach der Schlacht bei Kolin stiftete erstere zum unvergeßlichen Andenken dieser Schlacht den Marie-Theresien-Orden, und das erste Kreuz dieses Ordens schmückte Daun’s Brust. Schon vor dem Siege bei Hochkirch wurde eine Ehrenmedaille auf Daun geprägt, deren Durchmesser 4 Zoll beträgt und deren Avers das volle kräftige und doch milde Brustbild des Helden im Harnisch zeigt über drei verschlungenen Kränzen von Eichen-, Lorbeer- und Palmlaub, während die Inschrift ihn als Oesterreichs ersten Heerführer nennt. Der Revers zeigt eine, die finstern Wolken zertheilende Sonne über gebirgischer Landschaft mit befestigter Stadt im Hintergrunde, und die Unterschrift deutet an, wie Olmütz, Mähren und Böhmen ohne Schlacht befreit worden.

In hohen Ehren endete Graf Daun sein Heldenleben zu Wien, drei Jahre nach dem Schluß des Friedens zu Hubertusburg, und hinterließ das Andenken an seine Heldengröße in allen gut österreichisch gesinnten Herzen auf immerdar.