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Johann Veit Döll.
Geb. d. 1. Febr. 1750, gest. d. 15. Oct. 1835.


Plastischer Künstler von bedeutendem Rufe, dem es gelang, aus geringen Anfängen sich zu hoher Ausbildung emporzuschwingen, und der dennoch die ächt deutsche schlichte Einfachheit des Wesens und der Erscheinung sich bewahrte, wie sie den Meistern des Mittelalters eigen war und wie sie unsterblich in manchem treuen Künstlergemüthe noch heute fortlebt, während der Genius, unerschöpflich schöpferisch thätig, vollendetes zeugt und unsterbliches vollbringt.

Döll wurde zu Suhl im damals noch königlich sächsischen Henneberg geboren, der Vater war dort städtischer Braumeister, der Großvater Viehhirte. Schon im siebenten Jahre verlor Döll den Vater, doch nahmen Mutter und Großmutter sich seiner liebend an; der Knabe mußte mit seinen Geschwistern fleißig Wolle spinnen, und nach vollbrachter Arbeit durfte er in den Wald zu des Großvaters Heerde laufen, wo er die Liebe zur Natur mit vollen Athemzügen in sich sog, doch fehlte in der Hirtentasche des Alten auch nicht manch nützliches oder erbauendes Buch. Die dem Thüringer Wäldner angeborene Musikliebe erwachte auch in dem kleinen Döll, er erhielt einigen Unterricht im Klavierspiel, lernte bei seinem Bruder, einem geschickten Büchsenschäfter, etwas bossiren und trat ebenfalls in das Gewerk der Büchsenschäfter als Lehrling ein, in dem er, die Gesellenjahre hinzugerechnet, 6 Jahre bei harter Arbeit und geringem Verdienst ausharrte. Bald auch lernte er zeichnen, etwas malen und vor allem graviren, eine bei der in Suhl so schwunghaft betriebenen Gewehrfabrikation unentbehrliche Kunst. Neigung und Fleiß ließen ihn von 1768 an gute Fortschritte im kunstvollen Schneiden des Stahles machen, und 1772 ergriff er eine Veranlassung, sein Glück in der Fremde zu versuchen. Er reiste nach Wien, nahm Arbeit in einer Goldarbeiterwerkstätte, gravirte Uhren, Dosen u. dgl., arbeitete dort 15 Monate in äußerst gedrückter Lage und verließ endlich nothgedrungen, da man ihn nicht entlassen wollte, heimlich das ihm widerwärtig gewordene Haus. Auf der Heimreise wollte Döll in Dresden einen Mutterbruder aussuchen, den Hof-Steinschneider Klett; im Thore traf er einen militärischen Henneberger Landsmann, der ihn, unter dem Vorwand hin