Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/85

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Paul Eber.
Geb. d. 11. Nov. 1511, gest. d. 10. Dez. 1569.


Paul Eber erwarb sich Anerkennung, Ruhm und Ehre als Schüler, als Freund, wie als Amtsgenosse der Reformatoren und um die Wittenberger Kirche, der er in den letzten Jahren seiner Wirksamkeit vorstand, große und namhafte Verdienste. Er wurde in dem Mainstädtchen Kitzingen geboren; der Vater war ein ehrsamer Schneider, der seinen Knaben zuerst die heimathliche Schule besuchen ließ und ihn dann im zwölften Jahre auf die Schule nach Ansbach brachte. Dort erkrankte Eber, mußte nach Hause reisen und hatte das Unglück, von einem wilden Pferde, das er auf dieser Reise aus Ermüdung bestieg, abgeworfen und fast eine halbe Stunde lang elendiglich geschleift zu werden; er kam mit dem Leben davon, behielt aber als traurige Folge dieses Unheils eine entstellte und gebrechliche Gestalt. Eber hielt sich nun nothgedrungen wieder im älterlichen Hause auf, erlebte dort die Schrecken des Bauernkriegs mit und begleitete 1525 seinen Vater nach Nürnberg, wo er das neu errichtete Gymnasium, die Lorenzer Schule bezog, die Melanchthon eingeweiht hatte und an welcher Camerarius, Eoban Heß, Roting und andere wirkten. Eber wurde seinen gefeierten Lehrern bald lieb und konnte mit den besten Zeugnissen im Jahre 1532 auf die Hochschule Wittenberg entlassen werden. Dort saß er nun, um Philosophie und Theologie zu studiren, freudig zu Luther’s und Melanchthon’s Füßen, und lernte so lange, bis er selbst zu lehren begann, wie denn in jener Zeit lernen und lehren oft lebenslänglich Hand in Hand gingen. In dem herrlichen Kreise bewunderter geistiger Größen, den die damalige Professorenwelt Wittenbergs bildete und in welchem neben den schon genannten noch Bugenhagen, Jonas, Cruciger, Forster glänzten, wie im Kreise von Alters- und Studiengenossen, die sich nicht minder, wie Eber selbst, berühmte Namen schufen: Matthesius, Georg Major, Stiegel und andere – wurde es dem begabten Eber nicht schwer, zumal Melanchthon ihn mit voller auszeichnender Gunst beehrte, sich selbst eine geeignete und erwünschte Stellung zu erringen. Nach vierjährigen Studien erwarb Eber den philosophischen Magistergrad, trat als akademischer Lehrer in Wittenberg auf, und wurde Melanchthon’s vertrautester Freund.