Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/9

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Johann Arnd.
Geb. d. 27. Dez. 1555, gest. d. 11. Mai. 1621.


Ein protestantischer Theolog mit dem asketischen Geist eines Tauler und Thomas a Kempis, dessen Ruhm und Name einst Deutschland mehr erfüllte, als irgend ein Name der gefeiertsten Theologen der Neuzeit. Geboren zu Ballenstädt, der heiter gelegenen Stadt am nördlichen Fuße des Harzgebirges, wirkte das Beispiel eines frommen Vaters einflußreich auf des Knaben Geistesrichtung; dieser Vater, Jacob Arnd, war Hofprediger bei dem Fürsten Wolfgang zu Anhalt; der Knabe hatte sich durch eine leidenvolle Jugend hindurchzukämpfen, und widmete sich anfangs, um andern Leidenden ein Helfer zu werden, dem Studium der Arzneikunde. Ein höherer Wille aber lenkte ihn vom Stand eines leiblichen Arztes zu dem eines Seelenarztes hinüber. Johann Arnd besuchte die Hochschulen zu Helmstädt, Wittenberg, Straßburg und Basel; es lag noch in der Sitte der Zeit, möglichst lange zu studieren und möglichst viele Universitäten zu besuchen, und ging von der Medicin zur Gottesgelahrtheit über. Der wackere und einsichtsvolle Regent Joachim Ernst, Fürst zu Anhalt, berief den jungen Theologen als Prediger in seine Residenz Ballenstädt; dort und in dem ganz nahen Dorfe Badeborn wirkte Arnd sieben Jahre lang in seinem Pfarr- und zugleich in einem Schulamte als Lehrer, und ahnete nicht, daß sein Geschick ihn aus diesem stillen und segensreichen Berufskreise schleudern werde. Allein Spaltungen zwischen Lutheranern und Reformirten bewogen Arnd, der Heimath Valet zu sagen. Sein unerschütterlicher Glaube war der streng lutherische; nicht des Calvinismus wegen wurde Arnd aus seiner Heimath vertrieben, wie da und dort zu lesen ist, sein Festhalten am Lutherthum gebot ihm zu gehen. Weit ging er nicht, schon das Ballenstädt nahe genug gelegene Quedlinburg nahm den Mann vom besten Ruf und ausgezeichneten Wandel mit offenen Armen auf, und er wurde dort als Prediger angestellt.

Dies geschah im Jahre 1590, und Arnd wirkte aufs neue neun Jahre in Quedlinburg-Neustadt mit Segen. Im Jahr 1599 traf ihn ein ehrenvoller Ruf nach Braunschweig, wo er Prediger an der St. Martinskirche wurde. Wieder neun Jahre eines ruhmvoll