Sponsel Grünes Gewölbe Band 4/Tafel 41

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Tafel 40 Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 4 (1932) von Jean Louis Sponsel
Tafel 41
Tafel 42
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[122]
TAFEL 41
HOLZSCHNITZEREIEN:
SECHS MEDAILLONS MIT DER GESCHICHTE
VON ADAM UND EVA
[Ξ]

[122] a) Erschaffung der Eva. Neben dem schlafenden Adam kniet der Herr, mit weitem Gewand und Mitra, und hebt die Halbfigur der Eva empor, die er mit der Linken segnet.

b) Das Gebot Gottes. Zur Linken des Paradiesesbaumes stehen Adam und Eva eng umschlungen, während der Herr, diesmal unbedeckten Hauptes, auf die Frucht im Gezweige des Baumes weist.

c) Der Sündenfall. Das Paar steht unter dem Baume, je mit einem Apfel in der Hand, die Schlange ringelt sich um einen Ast, ein Löwe blickt hinter dem Stamm hervor.

d) Der Ruf Gottes. Das Paar, mit den Händen den Leib deckend, hört auf das Wort des Herrn, der, ähnlich wie in b, rechts von dem Baume steht.

e) Vertreibung aus dem Paradiese. Das Paar entflieht nach links vor dem Engel, der, im reichen Gewand eines Diakonen, mit erhobenem Schwert droht.

f) Das erste Elternpaar. Adam zieht am Aste eines Baumes, Eva, gleichfalls im Fellgewand, sitzt hinter ihm, ein Knäblein an der Brust.

Buchsbaum, in Brettsteinen von Ebenholz, unter Glas.

VII. 32 nn – tt. – 1741 Inventar der Kunstkammer, Fol. 1038. „6 runde in Ebenholz und Glas eingefaßte schöne Stücken, die Geschichte der ersten Menschen. Am 6 July 1832 zum Grünen Gewölbe abgegeben.

Die Medaillons sind nach den Kupferstichen Heinrich Aldegrevers vom Jahre 1540 (Bartsch 1–6) geschnitten. Für Sponsels Annahme, daß sie von Peter Flötner gearbeitet seien und zwar als Vorbilder für Medaillon, findet sich kein Beweis. Vor allem stehen sie stilistisch den Arbeiten des Meisters aus dieser Spätzeit (gest. 1546) fern. Die einzige bezeichnete Holzschnitzerei Flötners, die Statuette Adams im Kunsthistor. Museum in Wien, ist eine Jugendarbeit von durchaus anderem Gepräge (Schlosser, Werke der Kleinplastik in der Skulpturensammlung des AH. Kaiserhaues, II, Tafel XIX, S. 9). Schnitzereien des Meisters als Vorbilder für Plaketten oder Medaillen sind nur in Stein bekannt; hier sind überall Komposition und Formensprache einheitlich und als solche von dem Stil der Medaillons zum Sündenfall verschieden. So dürfte wohl ein süddeutscher Meister um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Frage kommen.