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Stadtpfleger Herlikofer in Gmünd an Archivrat Dümge über die Geschichte der Stadt

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Anton Herlikofer
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Titel: Stadtpfleger Herlikofer in Gmünd an Archivrat Dümge über die Geschichte der Stadt
Untertitel:
aus: Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 4,
S. 450-452
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1821
Erscheinungsdatum: 1822
Verlag: Andreäische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Frankfurt am Main
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Schwäbisch Gmünd
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[450] Herr Stadtpfleger Herlikofen[1] in Schwäbisch Gemünd, 1. Juli an Herrn G. L. Archivrath Dümge in Heidelberg[2]. Das hiesige K. Oberamt hat mir aufgetragen, von der Existenz einiger auf die Geschichte der Reichsstadt Gmünd im Mittelalter Einfluß habende merkwürdigerer Aktenstücke Ew. Hochw. in Kenntniß zu setzen.

In dem hiesigen Stadtarchive befindet sich eigentlich nichts besonderes Merkwürdiges, was nicht nur blos im Einzeln auf die hiesige Stadt, sondern auf das Allgemeine Bezug hat; ich will jedennoch ein und anderes hier anführen.

a) König Friedrich ertheilte im Jahre 1315 denen Juden Steuer und Umgelds-Freiheit auf ein Jahr.

b) König Maximilian vernichtet alle Freiheits-Begnadigung, [451] Privilegia und Statuten, welche die Judenschaft in Gmünd von Kaisern und Königen erlangt hat, und ertheilt dem Magistrat die Erlaubniß die Juden mit Hab und Gütern aus der Stadt zu weisen, im Jahre 1511.

c) Kaiser Karl V. ertheilte der Stadt Gmünd das Privilegium, daß sie zu ewigen Zeiten nicht schuldig seyn solle, Juden in die Stadt zu nehmen, im Jahr 1521. Von dieser Zeit an ist auch ein Jude nicht einmal durch die Stadt gelassen worden, bis in den 1790er Jahren, wo es die Kriegszeiten aus Noth veranlaßten.

d) Im Jahre 1546. den 26. November ist die Stadt Gmünd von denen Schmalkalden und Hessen belagert, beschossen und eingenommen worden.

e) Anno 1552. ist die Stadt bei dem (?) Schwedischen Ueberfall wegen des Glaubens angefochten worden, und mußte auch die St. Johann Kirche den Soldaten eingeräumt werden. Der damalige Bürgermeister Rauchbein hat um den christkatholischen Glauben in der Stadt rein zu erhalten, lobwürdigen Eifer durch verschiedene Anordnungen bewiesen; es mußten nehmlich die Rathsherrn, weil einige vom Glauben abfallen wollten, mit dem Pater Noster in der Hand, in den Stadtrath kommen, und bei einem im Rathszimmer befindlichen Crucifix sogleich beim Eintritt ihr Gebet verrichten, und den Rosenkranz durante sessione in der Hand behalten; dieser Gebrauch hat sich auch bis im Jahr 1803, als die Reichsstadt an die Krone Würtemberg kam, erhalten.

Kaiser Karl V hat zu fernerer Beständigkeit und zum ewigen Gedächtnisse einen guldnen Becher in der Form eines Kelches verehrt, worauf geschrieben steht:

Calicem hunc a Pio Carolo V. Rom. imperatore in Festo Epiphaniae anno 1552. oeniponti oblatum et [452] senatui gamundiensi constantiae, obedientiae, et perpetuae memoriae gratia donatum honest. vir Joan Rauchbein Consul impetravit.

Innen in dem Deckel ist das Kaiserlich-Oestreichische Wappen gestochen, mit der Inschrift um das Wappen:

Carolus V. me dono dedit 1552.

Dieser Bürgermeister Rauchbein hat diesen Kelch in die hiesige Pfarrkirche verehrt, wo er noch heutzutage aufbewahrt ist[3].

Derlei Sachen könnten noch mehr aufgezählt werden, weil sie aber nur für die hiesige Stadt passen, so hielt ich damit zurück, und will nur noch das Einzige anführen:

f) Bürgermeister Karl Seibold in Gmünd, wurde nachdem er das 100ste Lebensjahr zurückgelegt hatte, wegen angeblicher Untüchtigkeit zu Begleitung der Bürgermeisterstelle von dem Magistrat dahier seines Amts entsetzt. Dieser begab sich sodann sogleich zu Fuß nach Wien, und beschwerte sich bey dem Kaiser unmittelbar, erwirkte auch ein Kaiserliches Mandat, nach welchem Karl Seibold wieder in seine Bürgermeister-Stelle eingesetzt und zum regierenden Amtsbürgermeister für seine ganz künftige Lebenszeit bestätigt wurde. Er lebte noch 1½ Jahr, und starb als regierender Bürgermeister im 101½ Jahr seines Alters, im Jahr 1665[4].


Anmerkungen (Wikisource)

Das MGH-Archiv München verwahrt unter B 844 Nr. 17 das Schreiben Herlikofers: Herlikofer, Gmünd 1821 VII 26 an Archivar Ralf Drönke in Heidelberg über Bestände des Schwäbisch Gmünder Stadtarchivs

  1. Anton Herlikofer
  2. Karl Georg Dümge (1772-1845)
  3. Deckelpokal im Münsterschatz Schwäbisch Gmünd, siehe Monika Boosen, Katalog, in: Glanz des Glaubens. Der Münsterschatz von Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Gmünd 2003, S. 14-135, hier S. 30f. Nr. 7
  4. Zu ihm siehe auch die kurze Notiz bei Grimm 1867, S. 96.