Sturmnacht
Im Hinterhaus im Fliesensaal
Ueber Urgroßmutters Tische und Bänke,
Ueber die alten Schatullen und Schränke
Wandelt der zitternde Mondenstrahl.
Und fährt an die Scheiben;
Und geschwind, geschwind
Schwatzt er ein Wort,
Und dann wieder fort
Da wird auch das alte verzauberte Holz
Da drinnen lebendig;
Wie sonst im Walde will es stolz
Die Kronen schütteln unbändig,
Mit dem Sturm sich schaukeln in brausender Jagd,
Mit den Blättern im Uebermuth rauschen;
Beim Tanz im Flug
Durch Wolkenzug
Da müht sich der Lehnstuhl die Arme zu recken,
Den Roccoccofuß will das Kanapee strecken,
In der Kommode die Schubfächer drängen
Und wollen die rostigen Schlösser sprengen;
Steht da ein finsterer Koloß.
Traumhaft regt er die Klauen an,
Ihm zuckt’s in der verlornen Krone;
Doch bricht er nicht den schweren Bann.
Und fährt an die Läden und rüttelt mit Macht,
Bläst durch die Ritzen, grunzt und lacht,
Schmeißt die Fledermäuse, die kleinen Gespenster
Klitschend gegen die rasselnden Fenster.
Da drinn’ steht voll der Mondenschein.
Aber droben im Haus
Im behaglichen Zimmer
Beim Sturmgebraus
Nicht hörend, wie drunten die Saalthür sprang,
Wie ein Klang war erwacht
Aus der lautlosen Nacht,
Der schollernd drang
Daß dran in der Kammer die Kinder mit Schrecken
Auffuhren und schlüpften unter die Decken.