Topographia Austriacarum: Muerau

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Muerau (heute: Murau)
<<<Vorheriger
Marchburg
Nächster>>>
Pettau
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1679, S. 45.
[[| in Wikisource]]
Murau in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[45]
Muerau.

Diese Statt liegt in Ober-Steyer / gegen dem Ertzstifft Saltzburg / an dem berühmten Wasser der Muer / so / wie oben gemeldt / dieses Land durchfliesset / hernach zu Sakon / (welchen Ort Lazius für deß Antonini Aquama hält /) 5 Teutscher Meilen von Pettau / in die Drab fällt / und von derselben in die Thonau geführet wird; wie die Taflen zeichnen / und Theils melden. Nicolaus Isthuanfius, ein Ungar / schreibet lib. 11. rer. Ungar. pag. 183. daß die Mura 7. tausend Schritt unterhalb Pettau / bey dem Stättlein Legrado / in die Drab komme. Philippus Cluverius, in Beschreibung deß Norici, vermeynt / daß diese zwischen den Bergen gelegene Statt Murau / vor Zeiten ad Pontem geheissen habe / vielleicht darum / weilen da die erste Brücke über die Muer gewesen. Andere aber geben solchen Nahmen der Statt Bruck an der Muer. Es wird Muerau durch besagtes Wasser in zwey Theil abgetheilet / die aber durch unterschiedliche Brücken vereinbart werden / bey deren untersten / und unten an der Statt / die Ränten darein kompt / so / wie die Mur / ein ungestümmes böses Wasser ist. Es seynd allhie drey Plätz / 7. grosse / und kleine Thor / und feine Häuser / auch ein schöne Pfarrkirch / die etwas höher / als die Statt / gelegen: Das prächtige Schloß aber liegt noch höher / auff einem Berglein / und ist gar wol / und von dem jetzigen Herrn dieser Statt / und Herrschafft / gantz neu / wie man berichtet / wieder erbauet worden. Gegen über / und jenseit deß Wassers / sihet man auff einem Berg noch altes Gemäuer von einem andern Schloß / das auff Befelch Königs Ottocari in Böheim zerbrochen worden / nach dem die Herren Heinrich / und Otto / Herrn von Liechtenstein / weyland Herren dieser Statt / bey ihme / dem König / als ob sie / neben anderen Herren / ihne wieder um diese Länder bringen wolten / angeben worden seynd. Besagte Herren von Liechtenstein / weyland Erb-Marschallen in Kärndten / und Cammerer in Steyer / seynd Anno 1619. mit dem letzten Herrn Ottone von Liechtenstein / so in Kärndten gewohnt / nunmehr gantz abgestorben: Die Statt Muerau aber ist vom Herren Christophen / Herrn von Liechtenstein / seiner Gemahlin / Frauen Annae / schon vor vielen Jahren / Schulden halber / überlassen worden / welche gar reich gewesen / und sechs Herren nacheinander / und darunter auch Herren Carl / Freyherrn von Teuffenbach / und einen Grafen von Ortenburg / geheurahtet / Anno 1624. in hohem Alter / und bey ihrer Evangelischen Religion beständig / ohne Kinder / allhie gestorben; nach deme sie diese Statt / und zugehörige Herrschafft / neben andern mehr Gütern / ihrem letzten Herrn / und Gemahl / der sie überlebt / nemlich Herrn Geörg Ludwigen / Grafen zu Schwartzenberg / Herrn von Hohen Landsperg / hernach Generalen an den Crabat- und Windischen Gräntzen / etc. vermacht hatte / Anno 1646. diese Welt auch gesegnet hat. Es hat zu Murau / vor der Religionsänderung / ein gute Schul gehabt / deren Rector M. Wolffgangus Pensoldus, ein Meißner / gewesen / so gelehrte Leut gezogen / und scharffe disciplin gehalten; welche aber Anno 1600. auß Ertzhertzoglichem Befelch / abgestellt worden ist. Es seynd neben andern / von hier bürtig gewesen / Doctor Nicolaus Kersbaumer / Martinus Gall / ein guter Jurist / und Johannes Brassicanus, ein feiner Poet / und Musicus.

In der gedachten Herrschafft / und Landgericht / und ein Meil von der Statt Murau / liegt das Dorff Ränten / auff der Landstrassen nach dem Saltzburger Land / daselbst eine vornehme Pfarrkirchen / deren Geistliche Inspection sich weit / und biß an die Saltzburgische Gräntzen / erstreckt; daher / als der Ort noch der Augspurgischen Confession zugethan gewesen / der Pfarrer allhie allwegen 2. Diaconos, einen bey sich / und den andern zu Schöder / gehalten: Aber jetzt soll es der Römisch-Catholische Pfarrer / wie man berichtet / alles allein versehen / und die Einkommen haben. Der Pfarrhof liegt auff einer zimlichen Höhe / bey der Kirchen: Besser hinab ist das Schloß / so vorhin den Herren Egartnern gehört / der Zeit aber / sampt der schönen Mühl / deß Herrn Landsverwesern in Steyer / Herrn von Kienberg / Freyherren / seeligen Erben / zuständig seyn solle. Es hat da / vor diesem / 2. Wirtshäuser gehabt / und vielleicht noch / bey deren untern das oben bey Murau gedachte Wasser / die Ränten / davon dieser Ort den Nahmen / lauffen thut. Und allhie ist deß Itinerarii Germaniae Nov. antiquae, dessen in diesem Buch unterweilen Meldung geschicht; wie auch gegenwärtigen Wercks Autor. Martinus Zeiller / den 7. 17. Aprilis Anno 1589. gebohren worden / der sich etwann von Murau / weilen seine liebe Eltern selige daselbst verburgert gewesen / und zwey Häuser da gehabt haben / genant / und geschrieben hat.