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Topographia Bavariae: Oetting

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Topographia Germaniae
Oetting (heute: Altötting)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main Merian 1644, S. 60–61.
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[60]
Oetting.

Dieses ist auch ein Bayrische / aber in OberBäyern gelegene / vnd in die Fürstliche Regierung Burckhausen gehörige Statt; Hat ein LandGericht / in welchem seyn der Marckt Tißling / ein Closter / 2. Schlösser / 7. Adeliche Sitz / 8. Hoffmarchen / sampt den Dörffern / vnd andern Gütern. Es ligt diese Statt / so zum Vnterschied deß Oettingen im Rieß / Bäyrisch Oettingen genant wird / an dem Schiffreichen schnellen Wasser dem Inn / 8. Meylen von Saltzburg. Theyls vermeynen habe vor Zeiten Pons AEni geheissen; aber Cluverius hält alten Hohenaw (daselbst ein Jungfraw Closter / Dominicaner Ordens / von Graf Conraden / von Wasserburg gestifftet) darfür. In tomo 3. Metrop. Salisburgens. stehet am 59. Blat / daß Vto, oder Oto, Hertzog in Bäyern / ein Sohn Theodonis II. so sonsten der Grosse genennet wird / seinen Sitz / Hoffhaltung / vnd Gerichtstul allhie angeordnet / vnd den Orth nach ihme Oetingen / oder Huodingen / zu nennen befohlen habe. Siehe aber von dem Vrsprung deß Namens / was Marcus Velserus libro 3. rerum Boicarum pagin. 186. wieder andere / schreibet. Wegen deß guten Lagers / Vogelfangs / Jagten / Fischereyen / haben die Könige vnd Fürsten in Bäyern gar viel sich allhie auffgehalten; seyn auch allda / wegen der Hunnen vnnd Vngarn stätigen Vberfalls deß Norici, die Fürsten deß Reichs offtmals zusammen kommen. Vnd wird in Mitten der Kirchen S. Philippi vnd Jacobi / die Begräbnuß der König vnnd Fürsten / gewiesen. S. Rupertus hat obgedachten Diethen deß grossen Sohn Othen / Hertzogen in Bäyern / allhie getaufft / vnd die Kirchen / so er / der Fürst / bei seinem Pallast erbawet / Christo vnd seiner werthen Mutter / geweyet / so zu der alten Capell genandt wird. Vnd stehet in tomo 2. Metropol. folio. 403. daß Hertzog Maximilian in Bäyern An. 1606. den Jesuitern ihr Residentz vnd Wohnung / so sie Anno 1591. bey der vralten vnser Lieben Frawen Capellen / zu alten Oettingen angestellt / bestättiget / vnd für eygenthumblich vbergeben / vnnd aller Beschwärnuß befreyet habe. Theils schreiben den Baw vnser L. FrawenKirche dem Käyser Carolo Magno zu. Die Vngarn haben folgends alt Oettingen verbrandt / biß auff die besagte alte Capell / zu welcher viel Walfahrten geschehen. Vnd ist die Vorstatt hernach zur Statt worden / so jetzt New Oettingen an dem In / wie gesagt / gelegen / zum Vnterschied deß gedachten Alt Oettingen / so bey einer viertel Meil weiter davon ligt / genandt wird / so An. 907. geschehen seyn solle. Vorhero vmbs Jahr 876. hat Carolomannus, König in Bäyern vnnd Italien / ein Sohn König Ludwigs in Bäyern vnd Francken / vnnd Käyser Ludwigs deß Ersten Enckel / so viel allhie gewohnt / auch da am Schlag Anno[WS 1] 880. gestorben / vnd begraben worden / ein ansehenlich Benedictiner Closter erbawet / vnd solches mit stattlichen Einkommen / in Teutschland / vnd Italia begabet / auch vieler Heiligen Gebein / vnd Reliquien, als S. Maximiliani, der Heil Felicittias, sampt dem Arm deß Heil. Philippi, dahin gebracht. An. 1228. hat Hertzog Ludwig in Bäyern / Pfaltzgraff / allda ein Weltlich Stifft darfür / von zwölff ChorHerren / sampt einem Dechant / vnd einem Probst / angerichtet / deren Pröbste der erste war Fridericus Striphius vmbs Jahr 1231. der 15. in der Ordnung / Johannes Mayer / hat den ersten Stein der jetzigen Collegiat- oder Stifftskirchen zu S. Philippo vnd Jacobo, in dem Flecken Alt Oetingen / nicht weit vom In / vnd wie oben gesagt / von der Statt New Oetingen / gelegen / gelegt / so Anno 1508. gestorben. Der 21. Probst allhie war Martinus Eysengrein / der Heyligen Schrifft Doctor / welcher von den Antiquitäten vnnd Monumenten zu Oetingen ein Büchlein / in Teutscher Sprach / An. 1571. in den Truck hat kommen lassen. Ist Saltzburgisch. Dioecesis. Käys. Arnolph hat einsmals die Vngarn an diesem Ort geschlagen.

[T24]

[61] Apostels Philippi / allwo neben andern Heyligthumb / dieses H. Apostels ein Arm von ihme praesentiret / vnnd vorhanden gewesen / erbawet Anno 876. allda er auch hernach Anno 880. gestorben. Käyser Arnulphus, deß Carolomanni Sohne / hat allhero auch schöne Schanckung gethan / vnd ist An. 899. an diesem Orth verschieden / ob dieser zwar / wie etliche wollen / nach Regenspurg transferiert seyn solle. Nach dessen Ableiben / hat sich vnder Käyser Ludwigen / deß Arnulphi Sohn / der erschröckliche Einfall vnd HauptVerderben dieser Landen Anno 910. von den Hunnen oder Vngarn ereygnet / allda alles / vnnd darunter auch die Statt Oettingen / sampt obbedeutetem Closter / ausser der noch stehenden Capellen gantz zu Grund gangen / verderbt vnd verbrennt worden / also zwar / daß gantz nichts von allem vbergebliben / vnd hernach die Statt / New Oetting / genandt / auß den Ruderibus, der Alten erbawet worden: Auch von Ludovico, Hertzogen in Bäyern / Ottonis deß Grossen Sohn / an statt deß zerstörten Benedictiner Closters / eine newe StifftKirchen / zu Ehren Philippi vnd Jacobi der H. Apostel / pro Canonicis, An. 1228. oder 1231. allda auch dieser Fürst gestorben / vnd begraben / gestifftet worden. Die jetzige StifftKirchen aber / so noch stehet / Anno 1499. wegen wachsender Andacht der Christglaubigen erweitert und verbessert / vnd bald darauff / nemblich 1518. der Anbaw an die vhralte heyl. Capellen / vmb mehr Gelegenheit vnd Andacht willen hierzu gethan. Endlich der Jesuiter Kirch vnd Collegium von Hertzog Wilhelm in Bäyern An. 1591. fundirt / vnd erst gar jüngstlich in jetzige Form vnd Manier erhebt worden. Was sonsten für eine vnaußsprechliche Andacht / Zulauff vnd Besuchung dises Orts von den Christglaubigen / auch auß fernen Landen / ja höchsten Monarchen / sonderlich von dem ErtzHauß Oesterreich / Bäyern vnd andern / so wol Alters hero / als noch biß dato allda fast täglich / vnd ohne Vnderlaß zu sehen: Was für edler Schatz vnd vberauß reiche Donaria, Geschanck von Edelgestein / Perl / Gold / Silber / vnd andern Kleynodien / von vielen Käysern / Königen / Fürsten / Grafen / Herren / Stätten vnd Gemeynden / mit höchster Verwunderung zu finden: Was für grosse Wunderthaten vnd Miracul die Göttliche Allmacht / durch Fürbitt seiner Mutter / diß Orths würcket: Läßt sich so kürtzlich nicht beschreiben / seynd deßwegen absonderliche Bücher vnd Tractat zu finden / vnd ist dieses Orth / wo nicht das vornembste in Teutschland / so wol der Andacht / als grossen KirchenSchatz halben / doch guten Theils andern solchen Gotteshäusern / wol zuvergleichen / vnd das Teutsche Loreta nicht vnbillich zu nennen. Videatur recens editus libellus à Jacobo Irsins, S. J.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Annno