Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae: Wolgast
Dieses ist ein Fürstliche Pommerische wolberühmte Stadt / alda vor diesem theils der Hertzogen Hoff gehalten / vnd auch daselbst die Regierung deß Wolgastischen Fürstenthums / oder Landes ist. Ein gar alte Statt sub latit. 54. 14. et long. 38. 15. das Fürstliche Hauß dabey / ist sehr prächtig / vnd zierlich außgeführet / vnd zu jederzeit für eine gute Vestung geachtet / vnd im 1334. Jahr / da es verfallen war / vom Hertzog Barnimb wieder angerichtet / vnd mit einem Schloß Walle / da die Peene herumb geleitet gehet / umgeben; aber in den nächsten Kriegen noch fester gemachet worden / also / daß so wol der König in Schweden / da Er es den Käys. abnahm / als Gen. Gallas / und Feld-Marsch. Banier / viel damit zuschaffen gehabt. Die Peene / so dabey fleusset / ist solches Orthes / als da das Frische Haff sich zum Theil ins Meer ergeusset / tieff / vnd zur Schiffart sehr wol gelegen / drumb auch die meisten Schiff auß der Ost- und WestSee[1] / so auff Stetin / vnd Anklam wollen / da vorbey streichen / vnd Zoll geben müssen. Es ist dieses Orths der Fischkauff / fast wie zu Stetin / sehr gut / vnd man kan alles vollauff haben / was zur Lust und Auffenthalt deß Menschen dienlich / insonderheit / weil nit allein das Land an sich gut / fruchtbar / und mit guten Wildbahnen versehen / sondern auch die Gelegenheit deß Orthes so beschaffen ist / daß man so wol zu Wasser / als zu Lande / alles was zur Hoffstatt nöthig / auß allen Aemptern fortschaffen kan. In der Stadt ist nur eine Pfarrkirche / aber wol gebauet / und mit den Fürstlichen Begräbnüssen schön gezieret. Zur Praepositur dieses Orths gehören 22. Pfarren. Es führet die Stadt einen Thurn / auff dessen jeglicher Seiten ein auffgerichter Schlüssel ist / oben aber 2. Greiffen / mit einem Hinter-Fuß auff dem obersten Loche deß Schlüssels stehen / vnd mit den übrigen 3. Füssen sich auff den Thurn stützen. Hält Marckt auff Mariae Geburt / und Sontags für Galli. Es hat dieser Orth / in den Wendischen Kriegen / auch seinen Theil bekommen / war ein weil Rugianisch / hernach Mechelburgisch / und dann Pommerisch; und ward folgends vom Bischoff Otten von Bamberg zum Christl. Glauben gebracht / wiewol es anfangs schwer mit zugieng / wie beym Cramero in seiner Kirchen-Histori / lib. 1. c. 28. und 29. und Micrael. in Beschreibung Pommerlandes (darauß auch das meiste von dieser Stadt entlehnet worden) lib. 2. p. 237. seq. zulesen. Den Tempel deß Herveits / der bey den Wolgastern über den Krieg zu gebiethen hatte / wie Baroveit über die Kauffmanschafft / ließ der Bischof / weil Er fest gebauet war / stehen / vnd weihete ihn zum Christl. Gebrauch. Es schreibet obgedachter Cram. d. l. 1. c. 46. p. 106. daß noch heut zu Tage die confirmation deß Superintend. Wolgastischen Gebiethes / so weit als auff das Land zu Rügen / bey dem Superintendent. oder Bischof zu Roschilde in Dennemarck / stehe. Zun Zeiten Käys. Friderichs deß I. umbs Jahr 1164. kam der König von Dennemarck / nebenst Fürst Tetzlaffen von Rügen / zu Wasser / die Peene hinauff / für Wolgast an / auß welcher Stadt aber / weil Sie wider eine solche Macht nit zuerhalten / die Burger mit Weib / Kind / Haab / vnd Gütern / in die nähist gelegne Wälder geflohen waren. Drumb ist solche Stadt alsobald übergangen / vnd den Rugianern wieder eingethan worden; Die aber die Pommerische Fürsten wieder bekamen / vnd folgends die Dähnen und Rugianer vergebens belagerten / so geschehen / ehe noch die beede Vor-Pommerische Fürsten / Casimirus, und Bogislaus, von gedachtem Käyser Friderico I. Anno 1181. zu Hertzogen deß Reichs gemacht worden seynd. An. 1183. kommen König Canutus auß Dennemarck / und Fürst Iaromar. auß Rügen / und belagern Wolgast hart / aber vergebens. Anno 1512. ist diese Stadt gantz außgebronnen / und da sie zuvor sehr wol gebauet gewesen / hat sie
[T64][126] hernach nit können wieder in vorigen Stand kommen. Anno 1557. ist das Fürstliche Schloß alhie durch Fahrlosigkeit eines trunckenen Beckers / mehrentheils abgebrand. In diesem Feur sind wol 13. Personen / und darunder zwo Adeliche Jungfrauen / und zween Edelknaben umbkommen / und Hertzog Philippus ist mit seiner Gemahlin / und Jungen Herrschafft / selbst in grosser Gefahr gewesen. Hertzog Ernst Ludwig in Pommern / der Anno 1592. gestorben / hat auff dieses Schloß ein schön Wasser / daran es zuvor grossen Mangel hatte / fast über eine Meil Weges unter der Erden durch Röhren leiten lassen; ferners das Schloß an sich selbß / nach der Nordseiten / mit Verfertigung eines schönen Hauses / vollends / und gäntzlich außgebauet. An. 1628. kam der König von Dennemarck hieher / und liesse vor Wolgast den Zisenberg beschantzen; ingleichem ließ er auff dem Schloß daselbst fast alles / daran etwas möchte gelegen seyn / inventieren / und alles nebenst vielem grobem Geschütz / nacher Dennemarcken führen / und bemächtigte sich auch dabeneben anderer Oerter. Da aber entzwischen die Käyserl. sich beym Greiffswalde samleten / und nunmehr auff Wolgast über einen Morast zugiengen / und einen Paß / mit Hintertreibung der Dänischen / vnd Erlegung 400. Mann eroberen / da begab sich der König auß dem Felde in die Stadt / zündete dieselbe hinter sich an / setzte sich zu Schiffe / und segelte / nach dem er sich in den 9. Tag zu Wolgast befunden / davon. So bald das Wallensteinische Volck in die Stadt kam / löschete es zwar den Brand / aber plünderte dagegen die Burger / und eroberte auch endlich / durch einen Accord / das Schloß / und bemächtigte sich ingleichem der Insul Usedom wiederumb / die der König verlassen hatte. Anno 1630. eroberte der König auß Schweden die Vorstadt Wolgast mit Gewalt; und folgents beym angehenden Augusto auch das Schloß / welches die Käyserischen etliche Wochen gehalten hatten. Aber Anno 1637. bekamen die Käyserische Stadt / und Schloß wiederumb: so hernach Anno 38. umb den September / abermals in Schwedische Hand kommen.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: WestOee