Topographia Hassiae: Felsberg
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
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Ist auch ein Fürstlich Hessisch Stättlein /
im Niedern Fürstenthumb / in einer
lustigen Gegend / nicht ferrn von der
Eder / vnter einem Felsen / vnnd alten
Schloß / welches noch vmbs Jahr 1500.
im Baw gehalten worden / gelegen. Das
Schloß ligt auff einem hohen scharpffen
Felsen / wird daher Felsperg genannt / vnnd
ist weyland LandGraff Philippus
Magnanimus daselbst gebohren / vnnd seyt der
Zeit nicht mehr bewohnet worden / weilen
damals Fürstlicher Häusser genug: vnnd
vbrig gewesen / im Lande: das Gemäwer
aber / wie auch etzlich Eingebäw / welches
alles sehr starck / stehet noch; wie auch der
sehr hohe spitzige gantz steinerne Thurn
daselbst. Vnten am Felsen / in der ebene / ligt
das Stättlein / so an sich selbst nicht groß /
doch fein vmbmawert / vnnd ziemlich
erbawet gewesen; aber auch Anno 1640. in
dem allgemeinen Brande (im Lande) zur
helffte / sampt der Kirchen / mit auffgangen.
In dieser Statt hat die Teutsche Compturey
zu Marpurg / einen freyen Burgsitz /
vnnd Hoff / vnnd ist ferners / etwa ein baar
Canonschüß / biß an den Ederstrohm / ein
sehr schönes anmütiges plattes Feld. Eine
viertel Stunde oberhalb Felsperg an der
Eder / ligt / auch auff einem solchen scharpffen
Felsen / das Adeliche Schloß / die
Altenburg genannt / denen von Boyneburg
zuständig / welches mit feinen Gemächern /
starcken Mawren / vnnd einem hohen
Thurn / wol erbawet gewesen; aber in dem
gedachten vnseeligen Brande auch mit
zerstöret worden. Gleich gegen diesem Hause
vber / fliessen die Schwalm / vnd Eder /
zusammen / so lustig anzusehen. Vnten am
Felsen liget eine stattliche nutzbare Mühle
an der Eder / dabey auch eine hültzerne
Fahrbrucken / worüber in Friedenszeit / vnd eher
Sie das Wasser verderbt / eine genge
Landstrassen gewesen.
Das Ampt Felsperg bestehet etwa in 16. oder 17. Dörffern / vnnd ist vberauß lustig / vnnd nutzbar / theils wegen deß vielen herrlichen Fruchtwachs / als auch deß stattlichen Salmenfangs in der Eder / welche das Ampt mitten durchschneidet / vnd endlich wegen der lustigen Wildbahne. Dieses Ampt ligt rings vmb zwischen andern Fürstlichen Hessischen Aemptern; ist mehrentheils eben / sonderlich an der Eder hinauffwarts / gegen Fritzlar / allda es etzliche grosse ebne Wälde / die Elbische Höltzer genant / hat / deren sonst fast wenig / oder gar keine im Lande zu sehen. Vmb diese Gehöltze seind sonderlich die allerschönisten Fruchtbare weite Felder; jenseit der [46] Eder aber / nach Milsungen / vnnd Homberg zu / ists Bergig / vnnd daselbst die Wildbahnen / welche der Quiller / Beurholtz / vnnd Harlerberg genannt werden / zwischen welchen / gegen der Statt Felsperg / auff einem sehr hohen spitzigen Berge / von deme man ferne vmb sich sehen kan / das alte Hauß Heyligenberg liget / so dabevor ein Raubschloß gewesen / vnnd hernach von den Geistlichen eingenommen; welche aber endlich / wegen ihrer Vnzucht / von dannen getrieben / vnnd das Hauß zerstöret worden. Vnten an diesem Berge / auff einem absonderlichen Hügel / vor dem Quiller / ligt das Closter Carthaus / welches von Landgraff Ludwigen dem Dritten / mit Außtreibung der Nonnen / reformirt / vnnd vom LandGraff Moritzen / gleich andern / sehr artig ernewert / vnd mit vielen stattlichen Gemächern dreymal vbereinander versehen worden. Hat auch seine nottürfftige Stallungen / vnd Schewren / alle von Stein auffgeführet / daß man mit der gantzen Fürstlichen Hoffhaltung wol daselbst accommodirt seyn können. Vnnd ist sonderlich an diesem Orth das schöneste natürlichste Außsehen im gantzen Lande. Dann hinder sich / vnd auff beyden seyten / hatts das Gebürge / vnnd Wälde / vorwarts aber / gegen Suden / biß in Nordwesten / ist das Gesicht gantz offen / in ein sehr weites offenes Thal / wordurch die Eder mitten fleust. Da siehet man dann in die ferne / nacheinander / die Häuser / vnnd Stätte / Felsperg / Altenburgk / Borcken / Landsburg / Löwenstein / Fritzlar / Wildungen / Waldeck / Gudensperg / Numberg / Weydelsperg / Falckstein / Schawenberg / vnnd vber hundert Dörffer; hernach in das hohe Gebürg deß Kellers / vnnd der Graffschafft Waldeck. Vnter diesem Closter / in der ebene / ligen etzliche darzu gehörige Höfe / sonderlich der Hoff Weymenhausen / darinnen auch ein feines Ampt: oder Wohnhauß / neben einem stattlichen Vorwerck. So schön / vnnd lustig aber dieser Orth an sich selbst / vnnd dem Gebäw nach / gewesen / so elendig ist Er / in dickermeltem Brande / An. 1640. neben den Höfen / vnd fast allen den vorerzehlten Schlössern / Stätten vnnd Dörffern / eingeäschert worden / daß man nun da / an statt der frewde / eytel jammer siehet.
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