Ueber die Zusammensetzung der Tantalite und ein im Tantalite von Baiern enthaltenes neues Metall

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Annalen der Physik und Chemie
Band LXIII, Heft 10, Seite 317–341
Heinrich Rose
Ueber die Zusammensetzung der Tantalite und ein im Tantalite von Baiern enthaltenes neues Metall
H. Rose veröffentlichte zwei Jahre später eine weitere Abhandlung ähnlichen Inhalts, über das von ihm Pelopium genannte Metall, welches er im Tantalit gefunden zu haben glaubte – Ueber ein zweites im Tantalit (Columbit) von Baiern enthaltenes neues Metall. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 145, Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1846, S. 115 Quellen
Niob
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[317]
V. Ueber die Zusammensetzung der Tantalite und ein im Tantalite von Baiern enthaltenes neues Metall; von Heinrich Rose.

Die Tantalsäure wurde bekanntlich von Hatchett und von Ekeberg beinahe gleichzeitig, doch vom ersteren etwas früher als vom letzteren, entdeckt.

Hatchett fand dieselbe 1801 in einem schwarzen Minerale (Columbit, Tantalit) von Massachusets. Er zerlegte dasselbe vermittelst wiederholten Schmelzens mit kohlensaurem Kali, Auslaugung der geschmolzenen Masse mit kochendem Wasser und Fällung der Tantalsäure aus der alkalischen Lösung vermittelst Salpetersäure. Den erhaltenen weißen Niederschlag erkannte er für das Oxyd eines bis dahin unbekannten Metalls, welches er Columbium nannte, das er aber nicht zu reduciren vermochte[1].

Ekeberg fand, ohne von Hatchett’s Entdeckung etwas zu wissen, die Tantalsäure in zwei Mineralien, in dem von ihm benannten Tantalit von Kimito in Finnland und im Yttrotantal von Ytterby in Schweden, wo derselbe neben Gadolinit vorkommt. Er giebt in seiner Abhandlung, die nur kurze Zeit vor seinem Tode erschien, keine ausführliche Beschreibung der Methode der Zerlegung, und führt auch nur wenige Eigenschaften des von ihm gefundenen metallischen Oxyds an, die aber hinreichend waren, um es von den bekannten Oxyden zu unterscheiden. Er bemerkt, daß es nur in Aetzkali auflöslich [318] sey, aus der Auflösung durch Säuren gefällt werde, und sich in keinem Ueberschusse derselben auflöse. Wegen dieser Eigenschaft nannte er das in dem Oxyde enthaltene, mehr vermuthete als wirklich reducirte Metall Tantal[2].

Klaproth bestätigte hierauf die durch Ekeberg angegebene Zusammensetzung des Tantalits von Finnland und die Eigenthümlichkeit der darin aufgefundenen Substanz, welche er indessen nicht für ein Metalloxyd, sondern für eine Erde hielt, die er Tantalerde nannte[3].

Wollaston zeigte später, daß das Columbiumoxyd, welches Hatchett im Nordamerikanischen Tantalite oder dem Columbit aufgefunden, mit dem Tantaloxyde, welches von Ekeberg aus finnländischem Tantalit dargestellt worden war, identisch wären, machte aber zugleich darauf aufmerksam, daß beide Arten des Tantalits sich bedeutend hinsichtlich des specifischen Gewichtes unterscheiden[4].

Der Tantalit wurde darauf auch zu Bodenmais in Baiern entdeckt, zuerst für eine Art Pechblende und auch für Wolfram gehalten, bis Gehlen die richtige Zusammensetzung desselben erkannte, und die Identität in der Zusammensetzung mit den Tantaliten von Nordamerika und von Finnland nachwies[5], was später auch durch eine quantitative Analyse von A. Vogel bestätigt wurde[6].

Die Kenntnisse von der Zusammensetzung des Tantalits und von den chemischen Eigenschaften des Tantaloxyds waren indessen durch die Untersuchungen von Hatchett, Ekeberg, Klaproth, Wollaston und [319] Gehlen nur sehr unvollständig; sie wurden indessen bedeutend durch die Untersuchungen vermehrt, welche Berzelius theils allein, theils gemeinschaftlich mit Gahn und Eggertz über die Zusammensetzung der Tantalite, über die des Tantaloxyds, so wie über die Eigenschaften des letzteren anstellte. Die nächste Veranlassung zu dieser wichtigen Arbeit war die Auffindung von Tantalit in der Nähe von Fahlun in Schweden, wo derselbe sehr sparsam und minder rein vorkommt, als an den andern bisher bekannten Orten[7]. In dem Tantalit von Finbo bei Fahlun fand Berzelius, außer den Bestandtheilen der andern Tantalite, Tantaloxyd, Eisen- und Manganoxydul, eine bedeutende Menge von Zinnoxyd, und auch Kalkerde, und im Tantalit von Broddbo bei Fahlun zeigte sich, außer Zinnoxyd, auch Wolframsäure, so wie andererseits bei Finbo ein Zinnstein gefunden wurde, welcher, außer der gewöhnlichen Beimengung desselben von Eisenoxyd und einer Spur von Manganoxyd, Tantaloxyd enthielt. Wir werden weiter unten sehen, daß die Tantalite von keinem andern Orte so unrein sind, wie die, welche in geringer Menge in der Nähe von Fahlun vorkommen; aber die Beimengungen, welche sie enthalten, sind hinsichtlich der Ansichten, welche man über die chemischen Eigenschaften des Tantaloxyds als Säure feststellen kann, von großer Wichtigkeit. Zinn war übrigens schon früher vermittelst des Löthrohrs im Tantalite von Gahn aufgefunden worden, welcher, dadurch veranlaßt, die Meinung aufstellte, daß das Tantaloxyd weiter nichts sey als Zinnoxyd, aber mit einer Erdart verbunden, deren Natur er nicht näher bestimmte[8].

Bei seinen Untersuchungen bediente sich Berzelius [320] zur Zersetzung des Tantalits des zweifach schwefelsauren Kalis, und wandte hierbei dieses Salz, dessen Anwendung in der Chemie, und namentlich auch bei der Zersetzung vieler Mineralien, die andern Reagentien hartnäckig widerstehen, so fruchtbringend geworden ist, zuerst mit dem größten Erfolge an. Berzelius suchte darauf das Tantaloxyd zu reduciren und seinen Sauerstoffgehalt zu bestimmen. Er untersuchte ferner den Tantalit von Finnland, so wie auch den Yttrotantal von Ytterby.

Bei einer späteren Untersuchung eines Tantalits von Kimito mit zimmtbraunem Pulver erhielt Berzelius einen Ueberschuß von einigen Procenten, aus welchem Umstande er vermuthete, daß in diesem Tantalite vielleicht eine niedrigere Oxydationsstufe des Tantals enthalten wäre[9].

Als man leichtere Methoden gefunden hatte, die alkalischen Metalle darzustellen, und Berzelius das Kalium zur Bereitung des Kiesels und des Bors angewandt hatte, suchte er auch vermittelst desselben einige schwer reducirbare Metalle darzustellen, unter andern auch das Tantal, und dieß war die Veranlassung zu einer sehr interessanten Arbeit über dieses Metall und seiner wichtigsten Verbindungen, durch welche wir erst vollständig mit demselben bekannt wurden. Er stellte vorzüglich die Verbindungen des Fluortantals mit Fluormetallen, namentlich mit Fluorkalium dar, aus welcher er vermittelst Kaliums das Tantal metallisch abschied. Den Sauerstoff des Tantaloxyds, welches er inzwischen als eine Säure erkannt und Tantalsäure genannt hatte, bestimmte er von Neuem, indessen nicht durch Untersuchung der Fluorverbindungen, sondern durch die des Schwefeltantals. – Berzelius beschrieb hierbei zuerst das Chlortantal, [321] welches er durch Einwirkung des Chlorgases auf metallisches Tantal bereitet hatte[10].

Shepard untersuchte 1829 den in Chesterfield in Massachusets gefundenen Tantalit, und stellte einige flüchtige Untersuchungen mit der daraus dargestellten Tantalsäure an, aus denen er die Identität derselben mit der von Hatchett erhaltenen folgerte[11].

Im Jahre 1836 erschien eine Abhandlung von Th. Thomson über die tantalhaltigen Mineralien. Er vereinigt, nach dem Vorgange meines Bruders[12], den baierschen Tantalit mit dem von Hatchett untersuchten nordamerikanischen Tantalit; aber er trennt von dieser Species einen anderen Tantalit von leichterem spec. Gewicht, der zu Middletown in Connecticut sich findet, und den er Torrelit nennt. Außerdem beschreibt er als dritte Species den von Ekeberg und Berzelius untersuchten finnländischen Tantalit von Kimitto, und als vierte Species, die er Ferrotantalit nannte, den von Berzelius untersuchten Tantalit aus Finnland, bei welchem derselbe, wie oben bemerkt wurde, in der Analyse einen Ueberschuß von einigen Procenten erhalten hatte[13].

Die neusten Bereicherungen in unseren Kenntnissen hinsichtlich der Tantalsäure verdanken wir Wöhler, der 1838 bei der Untersuchung des Pyrochlors, welchen man früher für eine titansaure Verbindung hielt, jetzt aber von Wöhler für eine tantalsaure erkannt wurde, viele bis dahin unbekannte Eigenschaften der Tantalsäure entdeckte. Er machte besonders darauf aufmerksam, daß die schwefelsäurehaltige Tantalsäure, wie man sie durch Schmelzen von Tantalsäure mit zweifachschwefelsaurem Kali und Behandlung der geschmolzenen Masse [322] mit Wasser erhält, in Chlorwasserstoffsäure vermittelst Zinks sich zu einer blauen Flüssigkeit auflöst, eine Eigenschaft, die früher nur der Titansäure, Wolframsäure und Molybdänsäure zugeschrieben wurde. Wöhler fand ferner, daß das Tantalchlorid, durch Behandlung einer Mengung von Tantalsäure und Kohle mit Chlorgas, bei erhöhter Temperatur erhalten, bald von weißer, bald von gelblicher Farbe erhalten werden könnte, und suchte es wahrscheinlich zu machen, daß die weiße Modification des Chlorids eine Verbindung desselben mit Tantalsäure sey[14].

Außer im Pyrochlor ist die Tantalsäure noch im Fergusonit von V. Hartwall[15], im Uranotantal von meinem Bruder[16], im Euxenit und Wöhlerit von Th. Scheerer[17] und im Aeschynit von R. Hermann[18] aufgefunden worden. Auch hat Nordenskiöld bemerkt, daß man in Finnland den Tantalit, außer zu Kimitto, noch an sechs anderen Orten gefunden habe; er selbst machte eine Untersuchung des finnischen Tantalits, und eine Beschreibung seiner Krystallform bekannt[19].

Ich habe mich seit länger als vier Jahren mit der Untersuchung der Tantalite von verschiedenen Fundorten, und mit der aus ihnen dargestellten Tantalsäure beschäftigt. Die erste Veranlassung zu dieser Arbeit war eine Bemerkung meines Bruders, die er mir mittheilte, die nämlich, daß die Tantalite von Bodenmais und von Nordamerika dieselbe Krystallform wie der Wolfram hätten. [323] Da im letzteren die Gegenwart des Wolframoxydes vom Grafen Schaffgotsch dargethan worden ist, so würde aus der erwähnten Isomorphie eine gleiche Zusammensetzung des Wolframoxyds mit der Tantalsäure folgen, wenn man nicht in den Tantaliten selbst eine niedrigere Oxydationsstufe des Tantals als es die Tantalsäure ist, annimmt, eine Annahme, die, wie sich aus späteren Abhandlungen ergeben wird, die bei weitem wahrscheinlichere ist. – Daß andererseits aber die Tantalsäure aus einem Atom Metall, verbunden mit zwei Atomen Sauerstoff bestehe, war mir schon seit längerer Zeit durch die Analysen des Tantalits und des Zinnsteins aus der Nähe von Fahlun durch Berzelius wahrscheinlich geworden, der in einem Zinnstein Tantalsäure gefunden hatte, so wie in den Tantaliten Zinnoxyd und Wolframsäure, welche letztere wohl als Wolframoxyd in denselben angenommen werden muß. Auch das gemeinschaftliche Vorkommen der Titansäure und der Tantalsäure im Pyrochlor, im Euxenit und im Aeschynit läßt sich gut durch eine gleiche Zusammensetzung beider erklären.

Eine zweite mir auffallende Thatsache, die mich zu der Untersuchung der Tantalite veranlaßte, ist die mangelnde Uebereinstimmung im specifischen Gewichte von Tantaliten von demselben oder von verschiedenen Fundorten bei Gleichheit der Krystallform und selbst auch der chemischen Zusammensetzung. Wollaston, als er die Tantalsäure aus dem amerikanischen Tantalite mit der aus dem finnländischen verglich, hatte schon auf den beträchtlichen Unterschied im spec. Gewicht zwischen diesen Tantaliten aufmerksam gemacht. Dieser Umstand ist indessen in sofern weniger auffallend, als der in früheren Zeiten vorgekommene Tantalit nicht deutlich krystallisirt vorgekommen ist, und die Krystallform des von Nordenskjöld beschriebenen, später aufgefundenen Tantalits von Finnland eine andere ist, als die des Tantalits [324] von Nordamerika und von Bodenmais, die eine gleiche Krystallform haben, wie schon oben angeführt wurde, welche identisch mit der des Wolframs ist.

Ehe ich zu den Resultaten der Analysen übergehe, die theils ich selbst ausgeführt habe, theils von jüngeren Chemikern in meinem Laboratorium ausgeführt worden sind, sey es mir erlaubt, die Resultate der bis jetzt bekannten zuverlässigen Analysen der verschiedenen Tantalite anzuführen. Die meisten verdanken wir Berzelius.

I. Tantalite aus der Gegend von Fahlun.

Diese zeigten sich bei der Untersuchung in sofern merkwürdig, als sie mehr Zinnoxyd und Wolframsäure enthalten, als man in andern Tantaliten gefunden hat, so daß man durch sie unmittelbar zu dem Isomorphismus des Zinnoxyds und des Wolframoxyds mit der Tantalsäure, oder, wie sich aus den späteren Mittheilungen ergeben wird, der niedrigeren Oxyde des Zinns, Wolframs und des Tantals geführt würde, wenn sie krystallisirt vorgekommen wären, was indessen nicht der Fall ist. – Der angegebene Gehalt von Eisen- und Manganoxyd ist in ihnen in Oxydul verwandelt worden, aber nicht der der Wolframsäure in Wolframoxyd.

Tantalite von Finbo.
I. II.
Tantalsäure 66,99 12,22
Zinnoxyd 16,75 83,65
Eisenoxydul 6,89 1,96
Manganoxydul 7,16 1,10
Kalkerde 2,40 1,40
100,19 (Berzelius) 100,33 (Berzelius).

Das specifische Gewicht ist nicht angegeben.

Man sieht offenbar, daß II. ein Zinnstein ist, in welchem ein Theil des Zinnoxyds durch Tantalsäure ersetzt [325] worden ist. Es wird dieß noch mehr durch die Analyse eines in sehr kleinen Octaëdern krystallisirten Zinnsteins, ebenfalls von Finbo, bestätigt, dessen Zusammensetzung folgende war:

Zinnoxyd 093,6
Tantalsäure 2,4
Eisenoxyd 1,4
Manganoxyd 0,8
98,2 (Berzelius).

Das spec. Gewicht dieses Zinnsteins war 6,55.

Tantalite von Broddbo.
I. II. III.
Tantalsäure 066,66 068,22 066,345
Zinnoxyd 8,02 8,26 8,400
Wolframsäure 5,78 6,19 6,120
Eisenoxydul 9,55 8,60 10,504
Manganoxydul 9,17 6,43 5,900
Kalkerde 1,19 1,500
99,18 98,89 98,769 (Berzelius).

Das spec. Gewicht dieses Tantalits war 6,208 bis 6,291.

II. Tantalite aus Finnland.
Tantalite von Kimitto.
I. Tantalit
mit kaffeebraunem Pulver.
II. Tantalit
mit zimmtbraunem Pulver.
Spec. Gewicht 7,236 Ekeberg 7,936 Ekeberg
7,03 bis 7,3 Nordenskjöld 7,655 Nordenskjöld
und Berzelius[20].
7,05 bis 7,352 Berzelius
Tantalsäure 83,2 85,85
Zinnoxyd 0,6 0,80
Eisenoxydul 7,2 12,94
Manganoxydul 7,4 1,60
00 98,4 00 Kalkerde 0,56
(Berzelius) Kieselerde 0,72
102,47 (Berzelius).

[326] Wegen des Gewichtsüberschusses in der Analyse II glaubt Berzelius, daß darin zum Theil eine niedrige Oxydationsstufe des Tantals enthalten wäre.

Tantalit von einem andern Fundort in Finnland (Tamela?) in Krystallen.
Specifisches Gewicht 7,264.
Specifisches Tantalsäure 83,44
Eisenoxydul 13,75
Manganoxydul 1,12
Zinnoxyd Spur
98,31 (Nordenskjöld).
III. Tantalit von Bodenmais.
I. II. III.
Spec. Gewicht 6,464. Spec. Gewicht 6,038.
Tantalsäure 75,0 75,0 79,65
Eisenoxydul 17,0 20,0 14,00
Manganoxydul 4,5 4,0 7,55
Zinnoxyd 1,0 0,5 0,50
Wasser 97,5 Wasser 99,5 Wasser 0,05
101,75
(Vogel) (Dunin Borkowsky) (Th. Thomson)
IV. Tantalit von Nordamerika.

Von diesem ist nur bis jetzt eine Varietät von Middletown in Connecticut von einem sehr leichten spec. Gewicht (4,8038) untersucht worden:

Tantalsäure 73,90
Eisenoxydul 15,65
Manganoxydul 8,00
Wasser 0,35
97,90 (Th. Thomson).

Ich habe mich zuerst mit der Analyse der Tantalite von Bodenmais beschäftigt, bei denen ich gefunden hatte, [327] daß die verschiedenen Krystalle, die ich früher theils vom hiesigen Mineralienhändler Hrn. Krantz, theils durch Tausch aus dem hiesigen Königl. Mineralien-Kabinette erhalten hatte, sich durch die Farbe ihres Pulvers und durch ihr specifisches Gewicht unterschieden. Breithaupt giebt das spec. Gewicht des Bodenmaiser Tantalits zwischen 6,323 und 6,462 an.

Die Analyse geschah wesentlich nach der Methode, welche Berzelius zuerst mit so glücklichem Erfolge bei der Analyse der Tantalite angewandt hatte. Das sehr fein gepulverte Mineral wurde mit einer bedeutenden Menge von zweifach schwefelsaurem Kali im Platintiegel geschmolzen; die geschmolzene Masse darauf mit vielem Wasser behandelt, das Ungelöste damit ausgekocht und vollständig ausgesüßt. Aus der Flüssigkeit fällte Schwefelwasserstoffgas einen sehr geringen Niederschlag, der aus dem Schwefelmetalle von Kupfer gemengt mit einer höchst unbedeutenden Menge von Schwefelblei und Schwefelzinn[WS 20] bestand; von der getrennten Auflösung wurden die Oxyde des Eisens, und des Mangans, so wie auch Kalkerde nach bekannten Methoden bestimmt.

Die unaufgelöste Tantalsäure wurde mit Ammoniak und mit Schwefelammonium behandelt, wodurch sie schwarz, und etwas Schwefelzinn aufgenommen wurde, sodann mit Chlorwasserstoffsäure, welche etwas Eisen auflöste, und endlich nach dem vollständigen Aussüßen ihrem Gewichte nach bestimmt.

I. Krystallisirter Tantalit von Bodenmais, dessen Pulver schwarz war. Das spec. Gewicht fand ich 6,390. Die Analyse ergab mir:

Tantalsäure 81,07.
Eisenoxydul 14,30.
Manganoxydul 3,85.
Unreines Kupferoxyd 0,13.
Zinnoxyd 0,45.
Spuren von Kalkerde
99,80.

[328] II. Tantalit von Bodenmais von schwarzem Pulver wie beim vorhergehenden:

Tantalsäure 81,34.
Eisenoxydul 13,89.
Manganoxydul 3,77.
Unreines Kupferoxyd 0,10.
Zinnoxyd 0,19.
Spuren von Kalkerde
99,29.

III. Tantalit von Bodenmais, von einem Pulver von dunkelrothbrauner Farbe, wenn dasselbe von großer Feinheit dargestellt wurde. Das spec. Gewicht dieses Tantalits war in Stücken nach einem Versuche 5,701, nach einem andern 5,704; im Pulver hingegen wurde dasselbe 5,6996 befunden.

Tantalsäure 79,68.
Eisenoxydul 15,10.
Manganoxydul 4,65.
Spuren von Kalkerde
Unreines Kupferoxyd 0,12.
Zinnoxyd 0,12.
99,67.

IV. Tantalit von Bodenmais, dessen Pulver weniger braunroth als das des vorigen, und mehr schwarz war. Das spec. Gewicht fand sich 6,021, im Pulver 6,078. Die Analyse wurde vom Hrn. Hauptmann Afdéef aus Katharinenburg angestellt.

Tantalsäure 80,640.
Eisenoxydul 15,330.
Manganoxydul 4,650.
Kalkerde 0,210.
Kupferhaltiges Zinnoxyd 0,105.
100,935.

[329] V. Tantalit von Bodenmais, mir durch Hrn. Berghauptmann v. Wagner aus München mitgetheilt. Das Pulver desselben war dunkel rothbraun. Die Analyse wurde von Hrn. Dr. Jacobson angestellt. Derselbe fand das spec. Gewicht desselben als Pulver 5,976.

Tantalsäure 79,732.
Eisenoxydul 14,768.
Manganoxydul 4,772.
Unreines Kupferoxyd 1,512.
Zinnoxyd 0,102.
100,886.

Von den Tantaliten aus Nordamerika habe ich nicht, aus Mangel an Material, eine so große Reihe untersuchen können, wie von denen aus Bodenmais.

I. Tantalit aus Nordamerika ohne bestimmten näheren Fundort. Diesen Tantalit hatte ich vor längerer Zeit während eines Aufenthaltes in Paris von Hrn. Dumas erhalten. Er ist von sehr bedeutender Größe, 1½ Zoll lang, 3½ Loth schwer, und mit einigen Krystallflächen. Hr. Dumas hatte ihn mit vielen anderen von einem ihm unbekannten Amerikaner erhalten, und nur aus diesem Umstande wurde geschlossen, daß dieser Tantalit überhaupt aus Amerika stamme. – Ich sonderte, ohne den großen Krystall wesentlich zu verletzen, einige Bruchstücke zur Analyse ab, und übergab ihn als besondere Merkwürdigkeit dem hiesigen K. Mineralien-Kabinett.

Das Pulver dieses Tantalits ist dunkel rothbraun, das spec. Gewicht in Stücken fand ich 5,708. Die Analyse gab mir:

Tantalsäure 79,62.
Eisenoxydul 16,37.
Manganoxydul 4,44.
Unreines Kupferoxyd 0,06.
Zinnoxyd 0,47.
Spur von Kalkerde
100,96.

[330] II. Tantalit von Middletown in Connecticut in Nordamerika, aus dem hiesigen Königl. Mineralien-Kabinette erhalten. Derselbe war im Pulver braunroth.

Der Etiquette nach war dieser Tantalit von demselben Fundorte, wie der von Thomson untersuchte, welcher sich durch sein leichtes specifisches Gewicht auszeichnete. Es wurde deshalb das spec. Gewicht zu oft wiederholten Malen bei den verschiedenen Bruchstücken untersucht, aber obgleich dasselbe leichter befunden wurde, als das von andern Tantaliten, so zeigte es sich doch bedeutend schwerer als das von Thomson angeführte. Auch gab die Analyse weit mehr Tantalsäure, als von Thomson angegeben wird, so daß es dadurch sehr wahrscheinlich wird, daß an dem genannten Orte in Nordamerika Tantalite von sehr verschiedener Zusammensetzung und verschiedenem spec. Gewichte vorkommen müssen.

Das spec. Gewicht des Tantalits wurde von Hrn. Dr. Jacobson in ganzen Stücken zu 5,472, in ziemlich feinem Pulver zu 5,486 bestimmt. Hr. Brooks untersuchte darauf andere Bruchstücke, und fand das spec. Gewicht des groben Pulvers desselben 5,489. Von Bruchstücken anderer Krystalle bestimmte Hr. Schlieper das spec. Gewicht in ganzen Stücken 5,469 und als Pulver 5,475. An anderen Stücken fand eben derselbe das spec. Gewicht als Pulver 5,495.

Die Analyse dieses Tantalits ist vom Hrn. Schlieper aus Elberfeld angestellt worden. Das Resultat derselben war folgendes:

Tantalsäure 78,830.
Eisenoxydul 16,656.
Manganoxydul 4,705.
Unreines Kupferoxyd 0,071.
Zinnoxyd 0,292.
Kalkerde 0,452.
Nickeloxyd 0,220.
101,226.

[331] Die finnländischen Tantalite unterscheiden sich wesentlich durch ihr weit höheres spec. Gewicht, und, wenn sie krystallisirt vorkommen, durch eine andere Krystallform. Aber das spec. Gewicht der verschiedenen Bruchstücke von verschiedenen Fundorten in Finnland ist auch verschieden wie bei denen anderer Tantalite, doch scheinen die Verschiedenheiten innerhalb engerer Gränzen zu schwanken, als bei den Tantaliten aus Baiern und aus Nordamerika.

I. Tantalit von Tamela, aus nicht krystallisirten Stücken bestehend. Er war mir von Berzelius mitgetheilt worden. Das Pulver desselben war dunkel rothbraun. Das spec. Gewicht des Pulvers wurde von Hrn. Dr. Jacobson zu 7,197 bestimmt. Derselbe hat auch die Analyse desselben angestellt, welche folgendes Resultat gab:

Tantalsäure 84,15.
Eisenoxydul 14,68.
Manganoxydul 0,90.
Kalkerde 0,07.
Unreines Kupferoxyd 1,81.
Zinnoxyd 0,32.
101,93.

II. Einen ähnlichen Tantalit hat Hr. Brooks untersucht:

Tantalsäure 84,70.
Eisenoxydul 14,29.
Manganoxydul 1,78.
Unreines Kupferoxyd 0,04.
Zinnoxyd 0,50.
101,81.

III. Tantalit von demselben Fundorte, aber ein Krystall, mir vom Hrn. Baron von Meyendorf mitgetheilt. Das spec. Gewicht desselben fand Hr. Wornum in Stücken 7,1877, aber in Pulver 7,144, 7,112 [332] und 7,155 als er verschiedene Mengen desselben zu Versuchen anwandte. Die Analyse übernahm Hr. Wornum aus London: das Resultat derselben war:

Tantalsäure 77,831.
Eisenoxydul 8,474.
Manganoxydul 4,885.
Kalkerde 0,497.
Unreines Kupferoxyd 0,241.
Zinnoxyd 6,807.
98,735.

Die beiden untersuchten Tantalite hatten nicht ein so hohes spec. Gewicht, als dasselbe von Nordenskjöld von dem Tantalite von Tamela angegeben wird. Aber unter den mir vom Baron von Meyendorf mitgetheilten Stufen von Tantaliten von Tamela fanden sich mehrere, die ein noch höheres specifisches Gewicht hatten. Hr. Brooks fand dasselbe bei einem Tantalite, der nicht quantitativ analysirt, sondern nur zur Bereitung von Tantalsäure benutzt wurde, zu 7,476 in Stücken und zu 7,510 als grobes Pulver.

Um nach diesen Untersuchungen ein richtiges Bild von der Zusammensetzung der Tantalite von Bodenmais und von Nordamerika zu erhalten, war es nöthig, die erhaltenen Tantalsäuren selbst einer genaueren Untersuchung zu unterwerfen. Denn vergleicht man nach dem bisher angenommenen Sauerstoffgehalt der Tantalsäure denselben mit dem der Basen, des Eisen- und des Manganoxyduls, so findet man, daß derselbe in keinem einfachen Verhältniß steht, während bei den finnländischen Tantaliten ein solches wohl stattfindet. Bei diesen verhält sich nämlich jener zu diesem wie 3 : 1. Dieser Umstand, so wie auch zum Theil das verschiedene specifische Gewicht der Tantalite von Bodenmais, und auch der von Amerika, waren die Veranlassung zu einer sehr langen, äußerst mühevollen und zeitraubenden Arbeit, [333] deren Resultate in mehreren Abhandlungen in diesen Annalen mitgetheilt werden sollen.

Es wäre mir nicht möglich gewesen, dieser Arbeit die Ausdehnung zu geben, welche sie erhalten hat, wenn ich nicht durch die Güte des Hrn. Dr. Wittstein in München eine bedeutende Menge vom Baierschen Tantalite, mehr als ein halbes Pfund zu einem sehr wohlfeilen Preise erhalten hatte. Nur hierdurch wurde ich in den Stand gesetzt, die Versuche in einem größeren Maaßstabe anstellen zu können. Aber nachdem ich mich lange mit der Tantalsäure aus dem Baierschen Tantalite beschäftigt hatte, hätte ich dieselbe nicht mit der Tantalsäure aus dem finnländischen Tantalite vergleichen können, welche unstreitig wohl die ist, mit welcher Berzelius die meisten seiner Untersuchungen angestellt hat, wenn ich nicht von Berzelius selbst mit Material dazu unterstützt worden wäre. Ich erhielt von ihm einige Stücke des Tantalits von Tamela. Aber die Menge der daraus erhaltenen Tantalsäure reichte nicht aus, um den Versuchen einige Ausdehnung zu geben, welche sie erst erlangen konnte, nachdem mir Hr. Baron v. Meyendorf die sämmtlichen Stufen vom finnländischen Tantalite aus seiner Sammlung mitgetheilt hatte. Nur durch diese große Liberalität bin ich in den Stand gesetzt worden eine ausführliche Vergleichung zwischen den Tantalsäuren aus dem finnländischen und dem baierischen Tantalite anstellen zu können.

Ich habe mich mit der Tantalsäure aus dem finnländischen Tantalit erst seit dem Anfange dieses Jahres beschäftigen können; die früheren Untersuchungen geschahen alle mit der Säure aus dem baierschen und einige wenige auch mit dem aus dem nordamerikanischen Tantalit. Bei der Untersuchung dieser Säure fiel es mir zuerst auf, daß sie, aus verschiedenen Krystallen bereitet, ein verschiedenes spec. Gewicht zeigte, und ich bemerkte, daß, je höher das spec. Gewicht der angewandten [334] Tantalite war, desto größer auch das der daraus dargestellten Säure sich zeigte. Folgende Beispiele dienen als Bestätigung dieser Bemerkung.

1) Tantalit von Bodenmais von schwarzem Pulver, spec. Gewicht 6,390, analysirt von mir (S. 327). – Spec. Gewicht der daraus dargestellten Säure 6,542.

2) Tantalit von Bodenmais von etwas dunkel braunrothem Pulver, spec. Gewicht 6,021 bis 6,078, analysirt von Afdéef (S. 328). – Spec. Gewicht der daraus dargestellten Säure 6,13.

3) Tantalit von Bodenmais von dunkel rothbraunem Pulver, spec. Gewicht 5,701 bis 5,6996, analysirt von mir (S. 328). – Spec. Gewicht der daraus dargestellten Säure 5,605.

4) Tantalit von Nordamerika von dunkel braunrother Farbe, spec. Gewicht 5,708, analysirt von mir (S. 329). – Spec. Gewicht der daraus dargestellten Säure 5,452.

Am leichtesten fand ich das spec. Gewicht der Tantalsäure aus dem Uranotantal von Sibirien, dessen Analyse ich in einer späteren Abhandlung mittheilen werde. Die zum Versuche angewandte Menge war indessen sehr gering, so daß er kein volles Vertrauen verdient.

Ich legte früher auf diese Versuche ein gewisses Gewicht. Als ich indessen später eine Reihe von Untersuchungen über das spec. Gewicht der Titansäure anstellte, und fand, daß dasselbe verschieden sey, je nach den Temperaturen, welchen sie ausgesetzt worden war[21], so habe ich diesen Gegenstand nicht weiter verfolgt.

Ich wurde indessen hierdurch veranlaßt, in der Tantalsäure des Tantalits von Bodenmais mehr als eine Säure zu vermuthen, durch deren verschiedene relative Mengen die Verschiedenheiten im spec. Gewicht der Tantalite und der daraus dargestellten Säuren sich erklären ließen.

Indem ich die verschiedenen Säuren in der Tantalsäure [335] des baierschen Tantalits von einander zu trennen suchte, stieß ich auf unerwartete Schwierigkeiten, und ich konnte damit erst auf’s Reine kommen, nachdem ich sie mit der Tantalsäure aus dem finnländischen Tantalite verglichen hatte.

Diese Arbeit werde ich in ihrer Ausführlichkeit in späteren Abhandlungen, und nur die wichtigsten Resultate, die ich erhalten, hier kurz mittheilen.

Die Tantalsäure aus dem finnländischen Tantalit besteht wesentlich, wie ich glaube, nur aus einer Substanz; sie ist identisch mit der welche Berzelius in seinen Abhandlungen über dieselbe, und in den früheren Auflagen seines Lehrbuches beschreibt. Nur in der letzten Auflage desselben[22] giebt er, nach den von Wöhler erhaltenen Resultaten, der eine Tantalsäure aus dem Pyrochlor und aus dem baierschen Tantalite zu seinen Versuchen anwandte, der Tantalsäure einige Eigenschaften, welche der, aus dem finnländischen Tantalite bereiteten, nicht zukommen.

Es versteht sich von selbst, daß für die Säure aus dem finnländischen Tantalite der Name Tantalsäure beibehalten werden muß.

Die Säure aus dem baierschen Tantalite, mit dessen Untersuchung sich Berzelius nie beschäftigt hat, besteht aus zwei Säuren, von denen die eine sehr viele Aehnlichkeit mit der Tantalsäure aus dem finnländischen Tantalite hat, und von welcher ich in der nächsten Abhandlung umständlicher sprechen werde. Auch die andere Säure hat Aehnlichkeit mit der Tantalsäure, unterscheidet sich jedoch in mancher Hinsicht wesentlich von derselben. Sie ist das Oxyd eines Metalls, das sich von den bisher bekannten unterscheidet. Ich nenne dasselbe Niobium und sein Oxyd Niobsäure, von Niobe, der Tochter des Tantalus, um durch den Namen die Aehnlichkeit [336] mit dem nach letzterem benannten Metalle und dessen Oxyde anzudeuten.

Die Tantalsäure und die Niobsäure sind zwei metallische Säuren, welche hinsichtlich ihrer Eigenschaften die meiste Aehnlichkeit mit der Titansäure und dem Zinnoxyde haben, und denen allen man wohl dieselbe atomistische Zusammensetzung zuschreiben könnte. Beide sind als Hydrate und im geglühten Zustande weiß, beide zeigen eine starke Feuererscheinung, wenn sie aus dem ungeglühten Zustande in den geglühten übergehen. Die geglühte Tantalsäure wird erhitzt nur höchst unbedeutend gelblich, die Niobsäure stark gelb; beim vollständigen Erkalten aber werden beide wieder so weiß wie vor dem Glühen. Die Tantalsäure bildet nach dem Glühen ein weißes Pulver ohne Glanz, die Niobsäure hingegen besteht nach dem Glühen aus Stückchen von starkem Glanze, von einem ähnlichen wie ihn die durch Ammoniak gefällte und nachher geglühte Titansäure zeigt, nur mit dem Unterschiede, daß die Farbe von letzterer bräunlich ist, während die Niobsäure vollkommen weiß erscheint.

Die Tantal- und Niobsäure verbinden sich leicht mit den Alkalien, und treiben beim Schmelzen die Kohlensäure aus denselben. Die Niobsäure bildet aber eine schmelzbarere Verbindung als die Tantalsäure.

Die Verbindungen der beiden Säuren mit Kali und Natron sind im Wasser auflöslich. Aber zwischen beiden Alkalien findet ein sehr bemerkenswerther Unterschied hinsichtlich ihres Verhaltens zur Tantalsäure und Niobsäure statt. Die Verbindungen beider sind in einem Ueberschuß einer Auflösung von Kalihydrat und kohlensaurem Kali auflöslich, sehr schwer auflöslich aber in einem Ueberschuß von Natronhydrat und kohlensaurem Natron. Aber das niobsaure Natron ist im überschüssigen Natron weit schwerlöslicher, als das tantalsaure Natron, und fast unlöslich darin. Ist die Tantalsäure [337] mit kohlensaurem Natron geschmolzen worden, so löst sich auch im bloßen Wasser das tantalsaure Natron lange nicht vollständig auf, sondern der größte Theil bleibt darin unaufgelöst und bildet mit Wasser eine Milch. Dieß findet beim Zusammenschmelzen der Niobsäure mit kohlensaurem Natron nicht statt. Das niobsaure Natron kann in deutlichen kleinen Krystallen und als krystallinisches Pulver erhalten werden, und ist vollständig auflöslich im Wasser.

Aus den Auflösungen der tantalsauren und niobsauren Alkalien fällen Säuren Tantalsäure und Niobsäure. Es ist besonders die Schwefelsäure, wodurch sie vollständiger als durch andere Säuren gefällt werden. Verdünnte Schwefelsäure fällt in der Kälte die Tantalsäure aber lange nicht vollständig, wohl aber durch’s Kochen, während die Niobsäure unter gleichen Umständen schon in der Kälte vollständig niedergeschlagen wird. – In der Auflösung des tantalsauren Natrons bringt Chlorwasserstoffsäure nur eine Opalisirung hervor, und durch ein großes Uebermaaß der Säure kann man eine beinahe vollständige Auflösung bewirken; beim Kochen fällt dann die Tantalsäure, aber nicht vollständig. In der Auflösung der Tantalsäure im Uebermaaß von Chlorwasserstoffsäure bringt Schwefelsäure eine Fällung hervor. Die Auflösung von niobsaurem Natron wird durch Chlorwasserstoffsäure stark getrübt, aber nicht die ganze Menge der Niobsäure in der Kälte gefällt, wohl aber durch’s Kochen; ist aber die Chlorwasserstoffsäure im großen Uebermaaß hinzugefügt worden, so fällt durch’s Kochen nicht mehr die ganze Menge der Niobsäure.

Oxalsäure bringt weder in der Auflösung der tantalsauren noch der niobsauren Alkalien eine Fällung hervor, und entsteht eine Trübung bei Gegenwart von zu viel Alkali, so verschwindet sie durch ein Uebermaaß von Oxalsäure. Essigsäure hingegen bewirkt Fällungen in jenen Auflösungen.

[338] Eben so werden die Auflösungen der alkalischen Salze durch Chlorammonium gefällt.

Wird die Auflösung des tantalsauren Natrons mit Chlorwasserstoffsäure oder Schwefelsäure sauer gemacht, so bewirkt Galläpfeltinktur darin einen lichtgelben Niederschlag. Es entsteht dieselbe Fällung durch Galläpfeltinktur, wenn die Tantalsäure durch ein Uebermaaß von Chlorwasserstoffsäure fast ganz aufgelöst worden war, oder wenn durch Schwefelsäure ein dicker weißer Niederschlag von Tantalsäure sich gefällt hat; letzterer nimmt durch Hinzufügung von Galläpfeltinktur nach einiger Zeit dieselbe lichtgelbe Farbe an. – In den Auflösungen des niobsauren Natrons entsteht unter ähnlichen Umständen ein dunkel oranienrother Niederschlag, von einer ähnlichen, doch nicht gleichen Farbe, wie er durch Galläpfeltinktur in Auflösungen der Titansäure hervorgebracht wird.

Freie Alkalien lösen beide Fällungen auf; sie entstehen auch selbst nicht in den Auflösungen der neutralen alkalischen Salze, sondern erst nach einem Zusatze von Schwefelsäure oder von Chlorwasserstoffsäure.

Ich halte die Galläpfeltinktur für eins der besten Reagentien, um kleine Mengen von Tantalsäure und von Niobsäure in sauren Flüssigkeiten aufzufinden. Es ist indessen hierbei zu bemerken, daß wenn beide metallische Säuren in Oxalsäure aufgelöst waren, oder diese Säure, so wie mehrere organische Säuren, die nicht flüchtig sind, zu einer Auflösung oder einen Niederschlag von Tantal- oder Niobsäure gesetzt werden, Galläpfeltinktur keine Fällungen giebt.

In der Auflösung des tantalsauren Natrons, wenn sie mit einem oder einigen Tropfen verdünnter Schwefelsäure sauer gemacht worden ist, bringt Kaliumeisencyanür einen gelben flockigen Niederschlag hervor, der etwas auflöslich in vieler Chlorwasserstoffsäure ist. – Unter ähnlichen Umständen wird in der Auflösung des [339] niobsauren Natrons ein stark rother Niederschlag erzeugt, der einige, doch entfernte Aehnlichkeit mit der durch Niobsäure und Galläpfeltinktur bewirkten Fällung hat. In vieler Chlorwasserstoffsäure ist derselbe ebenfalls nur unbedeutend löslich.

Kaliumeisencyanid giebt mit Auflösungen von tantalsaurem Natron einen flockigen weißen, mit denen des niobsauren Natrons einen stark gelben Niederschlag.

Wird zu der Auflösung des tantalsauren Natrons eine Säure gesetzt, und dann eine Zinkstange hineingestellt, so erfolgt dadurch keine Veränderung; nach längerer Zeit scheidet sich beim Zutritt der Luft durch das aufgelöste Zinkoxyd weiße Tantalsäure aus, wenn vorher durch Chlorwasserstoffsäure eine fast vollständige Auflösung bewirkt worden war. – Wird hingegen die Auflösung des niobsauren Natrons mit Schwefel- oder Chlorwasserstoffsäure versetzt, so wird die dadurch erzeugte Fällung durch hineingestelltes Zink bald schön blau, und um so schneller, je mehr freie Säure vorhanden war. Nach längerer Zeit wird die blaue Farbe schmutziger, endlich braun, und es setzt sich ein schwerer brauner Niederschlag ab. Da Wöhler eine ähnliche Erscheinung bei der Tantalsäure aus dem Pyrochlor, und mein Bruder bei der des Uranotantals beobachtet haben, so würde aus diesen Versuchen die Gegenwart der Niobsäure in beiden genannten Mineralien folgen.

Das Tantalchlorid, durch Behandlung der Tantalsäure mit Kohle und Chlorgas erhalten, ist gelb, leicht schmelzbar und leicht flüchtig. Das Niobchlorid, auf ähnliche Weise aus der Niobsäure erhalten, ist vollkommen weiß, unschmelzbar und sehr schwer flüchtig.

Wird über Tantalchlorid trocknes Ammoniakgas geleitet, so wird dasselbe davon absorbirt, aber nicht besonders lebhaft. Das Chlorid erwärmt sich dabei weit weniger, als dieß bei andern flüchtigen, namentlich bei flüssigen Chlormetallen der Fall ist. Dieß rührt indessen [340] nicht von einer geringen Verwandtschaft des Ammoniaks zum Chlorid her, sondern weil sich bei der ersten Einwirkung des Gases eine feste Rinde der erzeugten Verbindung bildet, die das darunter befindliche feste Chlorid gegen die Einwirkung des Ammoniaks schützt. Wird die entstandene Verbindung erhitzt, so wird in ihr unter Erzeugung von Chlorammonium Tantal reducirt. Diese Reduction geschieht indessen erst bei weit höherer Temperatur, als unter ähnlichen Umständen das Titan metallisch abgeschieden wird. Sie geschieht daher nur unvollständig durch die Hitze einer Spirituslampe, und erst vollständig vermittelst starken Kohlenfeuers. Man erhält dann zusammenhängende schwarze Rinden von Tantalmetall, die vom Wasser nicht verändert werden, womit also dasselbe von allen anhängendem Salmiak ausgewaschen werden kann. Das Waschwasser läuft von den Metallrinden vollkommen klar ab. An der Luft erhitzt verbrennt die Rinde unter starker Feuererscheinung zu weißer Tantalsäure. Von Salpetersäure und selbst von Königswasser wird es fast gar nicht angegriffen, selbst nicht beim Kochen, wie dieß auch schon Berzelius bemerkt hat, wohl aber in der Kälte merkwürdig leicht und schnell, unter Entbindung von rothen Dämpfen, von einer Mengung von Salpetersäure und von Fluorwasserstoffsäure, wie dieß auch schon Berzelius hervorgehoben hat.

Niobchlorid wird durch die Einwirkung des trocknen Ammoniakgases gelb, und erhitzt sich sehr dadurch, unstreitig weil es wegen seiner Unschmelzbarkeit dem Gase eine weit größere Oberfläche darbietet, als das Tantalchlorid. Die erzeugte Ammoniakverbindung erhitzt, wird sogleich, unter Bildung von Chlorammonium, schwarz durch reducirtes Niob, und die Reduction scheint schon bei einer geringeren Hitze vor sich zu gehen, als die des Tantals. Das reducirte Metall ist pulverförmig und schwarz. Wird es mit Wasser vom anhängenden [341] Salmiak ausgewaschen, so läuft dieß klar ab, so lange es noch von diesem Salze aufgelöst enthält, trübt sich aber durch aufgeschlämmtes Metall, wenn das Auswaschen beinahe vollendet ist. Es wird dieß indessen durch einige wenige Tropfen Alkohol verhindert; man kann dann so lange aussüßen, bis das ablaufende Wasser die salpetersaure Silberoxydauflösung nicht mehr trübt. An der Luft erhitzt verbrennt das Niob unter starker Erglühung zu weißer Niobsäure. Wie das Tantal wird es nicht von Salpetersäure und von Königswasser auch beim Kochen angegriffen, wohl aber wie dieses schon in der Kälte, unter Entbindung von rothen Dämpfen, von einer Mengung von Salpetersäure und Fluorwasserstoffsäure.

Nimmt man für die Tantalsäure und für die Niobsäure eine gleiche atomistische Zusammensetzung an, so ist das Atomgewicht des Niobs größer als das des Tantals.

Diese Angaben mögen für jetzt hinreichen, um das Niobium als ein eigenthümliches, und ein vom Tantalum bestimmt verschiedenes Metall erkennen zu lassen. Sein Oxyd, die Niobsäure, vollkommen rein darzustellen, ist sehr schwer. Gewiß werden sich künftig leichtere Methoden finden lassen, um es vom größten Zustand der Reinheit zu bereiten, aber die Art, welche ich anwandte, war die zeitraubendste und langwierigste. Unstreitig wäre ich nicht zu den Resultaten gelangt, die ich erhalten, wenn ich mich nicht der thätigsten und unverdrossensten Hülfe des Hrn. Weber, meines Gehülfen, zu erfreuen gehabt hätte. Er hat den mühevollsten Theil der Arbeit ausgeführt.

  1. Crell’s chemische Annalen, 1802, Bd. I S. 257.[WS 1]
  2. Crell’s chemische Annalen, 1803 Bd. I S. 1.[WS 2]
  3. Beiträge. Bd. V S. 1.[WS 3]
  4. Schweigger’s Journal, Bd. I S. 520.[WS 4]
  5. Ebendaselbst, Bd. VI S. 256.[WS 5]
  6. Ebendaselbst, Bd. XXI S. 60.[WS 6]
  7. Afhandlingar i Fysik Kemi ach Mineralogi, Bd. IV p. 148, 252 und 262.[WS 7]
  8. Annales de chimie, Vol. LXI p. 258.[WS 8]
  9. Afhandlingar, Bd. VI p. 237.[WS 9]
  10. Poggendorff’s Annalen, Bd. IV S. 6.[WS 10]
  11. American Journal, Vol. XVI p. 220.[WS 11]
  12. Elemente der Krystallographie, 1. Aufl. S. 168.[WS 12]
  13. Journal für practische Chemie, Bd. XIII S. 217.[WS 13]
  14. Poggendorff’s Annalen, Bd. XXXXVIII S. 83.[WS 14]
  15. Ebendaselbst, Bd. XVI S. 479.[WS 15]
  16. Ebendaselbst, Bd. XXXXVIII S. 555.[WS 16]
  17. Ebendaselbst, Bd. L S. 149.[WS 17]
  18. Journal für practische Chemie, Bd. XXXI S. 89.[WS 18]
  19. Poggendorff’s Annalen, Bd. L S. 656.[WS 19]
  20. Nach Breithaupt ist das spec. Gewicht des Tantalits von Kimitto 7,801 bis 7,841.
  21. Poggendorf’s Annalen, Bd. LXI S. 507.[WS 21]
  22. Bd. II S. 368 der fünften deutschen Auflage.[WS 22]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. C. Hatchett: Zerlegung einer mineralischen Substanz von Nord-Amerika, welche ein bisher unbekanntes Metall enthält. In: Lorenz von Crell: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunst, und Manufakturen. C. G. Fleckeisen, Helmstädt, Jg. 1802 Bd. 1, S. 257–270 u. 352–364 Google – vgl. im selben Band, S. 197: Ueber das neuentdeckte Metall, Columbium.
  2. A. G. Eckeberg: Ueber ein neues Metall, Tantalum, welches zugleich mit der Yttererde in einigen schwedischen Fossilien entdeckt ist; nebst einigen Erläuterungen über die Eigenschaften der Yttererde, in Vergleichung mit der Beryllerde. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre. Jg. 1803, Bd. 1, S. 3 Google
  3. Martin Heinrich Klaproth: Chemische Untersuchung des Tantalits. In: Beiträge zur Chemischen Kenntniß der Mineralkörper. Bd. 5 (1810), S. 1 ULB Düsseldorf
  4. William Hyde Wollaston: Ueber die Einerleiheit des Columbiums und Tantaliums. In: Journal für Chemie und Physik. Bd. 1 (1811), S. 520 Google
  5. Gehlen: Tantalit in Baiern. MDZ München
  6. v. Leonhard, Vogel: Chemische Zerlegung des Tantalit’s oder Columbit’s aus Baiern, nebst mineralogischen Beobachtungen über das Fossil. MDZ München
  7. Johan Gottlieb Gahn, Jacob Berzelius: Undersökning af några i grannskapet af Fahlun funna Fossilier. In: Afhandlingar i Fysik, Kemi och Mineralogi. Bd. 4 (1815), S. 148 Google
  8. Extrait D’une Lettre de M. Berzelius à M. Vauquelin. In: Annales de Chimie, ou Recueil de Mémoires concernant la Cimie et les Arts qui en dépendent, et spécialement la Pharmacie. Bd. 61 (1807), S. 256 Gallica
  9. Jac. Berzelius: Undersökning af den Tantalit-art från Kimito i Finland, som ger canelbrunt pulver. In: Afhandlingar i Fysik, Kemi och Mineralogi. Bd. 6 (1818), S. 237 Google
  10. J. J. Berzelius: Untersuchungen über die Flußspathsäure und deren merkwürdigsten Verbindungen (Vierte Abtheilung). In: Annalen der Physik und Chemie. Band 80, Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1825, S. 1 Quellen
  11. Charles Upham Shepard: Analysis of the Meteoric Iron of Louisiana, and discovery of the Stanniferous Columbite in Massachusetts. In: The American Journal of Science and Arts. Bd. 16 (1829), S. 217 Google
  12. Gustav Rose: Elemente der Krystallographie, nebst einer tabellarischen Uebersicht der Mineralien nach den Krystallformen. Ernst Siegfried Mittler, Berlin 1833 MDZ München
  13. Thomas Thomson: Ueber die tantalhaltigen Mineralien. In: Journal für praktische Chemie. Bd. 13 (1838), S. 217 MDZ München
  14. F. Wöhler: Analyse des Pyrochlors. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 124, Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1839, S. 83 Quellen
  15. Victor Hartwall: Untersuchung des Fergusonits und des Epidote manganésifère. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 92, Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1829, S. 479 Quellen
  16. Gustav Rose: Beschreibung einiger neuen Mineralien des Urals. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 124, Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1839, S. 551 Quellen
  17. Th. Scheerer: Ueber den Euxenit, eine neue Mineralspecies. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 126, Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1840, S. 149 Quellen
  18. R. Hermann: Untersuchungen einiger russischer Mineralien. In: Journal für praktische Chemie. Bd. 31 (1844), S. 89 MDZ München
  19. N. Nordenskiöld: Einige Bemerkungen über den Tantalit in Finnland un Untersuchungen über dessen Krystallisation. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 126, Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1840, S. 656 Quellen
  20. Vorlage: Schwezinn
  21. Ueber die Titansäure. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 137, Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1844 Quellen
  22. J. J. Berzelius: Lehrbuch der Chemie. 5. umgearbeitete Original-Auflage. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1856, Bd. 2, S. 368 MDZ München