Unter der Rose. Ein Symposion
Unter der Rose sprechen wir aus, der Rose Geheimniß;
Sagt, ihr Freunde, warum Freunde die Rose vereint?
Ist sie die Blume nicht der tausendblättrigen Eintracht?
Wie Ein Kelch sie umfaßt, wie sie die Knospe verbirgt,
Ihren geselligen Scherz, ihren belehrenden Rath.
Ist sie die Blume nicht der frühaufwachenden Anmuth?
Aus der Aurora Kranz sank sie vom Himmel herab;
Und noch freut sich in ihr die leuchtende Göttin. Sie schenkt ihr
Ist sie die Blume nicht der holderröthenden Unschuld?
Lilie war sie einst; Liebe verwandelte sie.
Noch blüht auf der Wange das süße Wunder, in dem sich
Zweifel und Zuversicht, Weigern und Sehnen vereint.
Paphia gab sie dem Sohn; dieser dem schweigenden Gott;
Und Harpokrates drückt’ an die rosige Lippe der Jungfrau
Ihre Knospe; da schwebt, siehe! der heilige Kuß.
Dornen umwachen sie; wo blüht die schüchterne Liebe
Doch sie begleitet uns auch gen Elysium. Hanget nickt dort auch
Ueber der Freunde Fest ein amaranthener Kranz?
Und sie bleibet nach uns. Im Gemüth der freundlichen Nachwelt
Sproßt die Rose des Danks ohne zerreissenden Dorn.
Milde Gefälligkeit. Grazie weihe den Kranz!
Stimmet den Hymnus an. Seht! es beweget der Kranz sich.
Gastlich steigen zu uns freundliche Götter herab:
Rose, Königin der Blumen,
Du, der Götter und der Menschen
Und der Weisheit und der Anmuth,
Und der Unschuld, Lieb’ und Eintracht
Holde Blume, sey gegrüßt!
Und bewillkommt und gepriesen
Paphia, du Vielbenamte,
Hygiea und Aurora,
Tellus und die Charitinnen,
Sammt dem Chor der Aoniden,
Die der Blätter Teppich weben,
Die den Kelch der Blume füllen
Mit ätherischsüßem Thau.
Und der Rose Gott, die Biene,
Die Symposien und Tänze,
Kurzweil lieben und Gesänge,
Wahret eure Freudenfeste,
Eurer Blume Heiligthum.
Wenn die fehlgeschlagne Hoffnung
Wölbend eine Stirn umhüllet;
Reicht dem Blöden, dem Verzagten,
Reicht dem Zweifelnden die Rose.
Groll und Neid und alte Feindschaft,
Will der lauschende Verräther
Sich in unsre Kränze mischen;
Scheucht die Widrigen, die Feinde,