Urkunde Rudolfs des Jüngern über das Kurrecht des Königs von Böhmen

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Textdaten
Autor: Rudolf der Jüngere
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Titel: Urkunde Rudolfs des Jüngern über das Kurrecht des Königs von Böhmen
Untertitel:
aus: Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches in Mittelalter und Neuzeit, Band II., Heft 2, S. 114-118.
Herausgeber: Karl Zeumer
Auflage:
Entstehungsdatum: 11. Dezember 1356
Erscheinungsdatum: 1908
Verlag: Hermann Böhlaus Nachfolger
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Erscheinungsort: Weimar
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Quelle: Google-USA*, Kopie auf Commons
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[114]
30.

Herzog Rudolf der Jüngere von Sachsen bekundet (gleich den übrigen fünf Kurfürsten), um die von gewisser Seite erhobenen Zweifel zu entkräften, daß den Königen von Böhmen seit alters das Recht zustehe, zu allen Königswahlen berufen zu werden und an ihnen wie alle übrigen Kurfürsien teilzunehmen; daß ihnen das Erzschenkenamt gebühre sowie das Recht, auf Hoftagen die Königskrone zu tragen, ohne die Verpflichtung, das Schenkenamt gekrönt zu verrichten. — Metz 1356, Dezember 11.

A. Lateinische Fassung.

Rudolfus Dei gracia dux Saxonie sacri imperii archimarescallus ad perpetuam rei memoriam. Desiderate pacis laudanda presidia absque principum guberniacione felici persepe tamquam navem remige destitutam dubiorum amfractibus fluctuare contingit, et tanto periculosius et utique maiore dispendio, quanto rectores publicos[K 1], illustres videlicet principes, quos divina prudencia in consolacionem sui fidelis populi clementer instituit, iuribus et potencia fuerint negligencius destituti, quo fit, ut principum quorumlibet emunitates et iura diligenter custodiri debeant et in sua integritate servari, ac illorum maxime, qui tamquam fundamenta et columpne fortissime sacri imperialis edificii thronum cesareum gratis attollunt decoribus, quibusque Dei gracia pia dignacione credidit eum eligere, cuius potencia tocius mundialis machine regitur monarchia. Sane licet de iuribus serenissimi principis domini … regis Boemie, illustris coelectoris, comprincipis et college nostri, nulla sit aut fuerit iuris seu facti dubietas, quin ipse ab attavis, proavis, avis et progenitoribus suis ad instar nostri et quorumlibet aliorum coelectorum principum in electione Romanorum regis ad imperium promovendi pleno iure fretus sit hactenus et fruatur, sicut hoc luce clarius semper apparuit, ab eo tempore, cuius apud homines memoria non extitit; tamen quia nonnulli filii tenebrarum oculis cecucientibus a divina luce remoti meridiane claritate palpitant sicut in noctibus et offendicula laqueosque preparant iniquitatis [115] et sceleris diabolica invidia suggerente, iugum veritatis deferre pre mole gravissimi ponderis coagolati mendacii nequeuntes, super ipsis offendiculis corruunt et suorum laqueis iniquorum conceptuum se involvunt, ut lucem tenebras iudicent et tenebras ipsam lucem: igitur ad habundantioris cautele presidium, ut prefato serenissimo principi domino … regi Boemie, heredibus et successoribus suis regibus Boemie imperpetuum securius caveatur, et omnium dubietatum amputentur calumpnie, et ne quibuslibet ociose loquentibus malignandi materia relinquatur, animo deliberato, non per errorem aut improvide, sed multa investigacione previa et a multis veridica insinuacione recepta, maturo consilio una cum universis aliis coelectoribus, comprincipibus et collegis nostris, tam spiritualibus quam secularibus, de certa nostra sciencia recognoscimus, dicimus et dictante conscientia publice profitemur, quod serenissimi principes et illustres domini … Boemie reges ab attavis, proavis, avis et progenitoribus suis ab eo tempore, euius apud homines, sicut premittitur, memoria non existit, habuerunt, continuo habent et habere debent ius et vocem plene et omnimode ad instar nostri et aliorum comprincipum, coelectorum et collegarum nostrorum, tam spiritualium quam ecularium, in eleccione Romanorum regis ad imperium promovendi, ita videlicet, ut, quocienscumque casus talis eleccionis emerserit, serenissimus princeps dominus … rex Boemie, qui pro tempore fuerit, ad celebracionem eleccionis ipsius solempniter vocari debeat et in ipsa eleccione omnibus iuribus suis, voce videlicet et loco et aliis quibuslibet ad hoc spectantibus per se vel nuncios legittimos et ambassiatores suos ad instar nostri et omnium aliorum comprincipum, coelectorum et collegarum nostrorum, tam spiritualium quam secularium, qui sunt et qui fuerint pro tempore, sicut premittitur, cum omni reverencia et honore gaudere, sicut de iure et more sacri imperii principes electores talibus freti sunt temporibus retroactis. Quodque prefatus serenissimus princeps dominus … rex Boemie sacri Romani imperii archipincerna consistit ac archipincernatus officium coram imperatore vel rege Romanorum in solempnibus curiis sub corona regali exercere non debet neque tenetur ad hoc, nisi illud velit facere spontanea voluntate; potorit tamen iuxta beneplacitum in presencia imperatorum [116] vel regum Romanorum, dum solempnes curias huiusmodi celebrari contigerit, procedendo, sedendo vel stando regalem gestare coronam, sicut hoc serenissimorum principum dominorum regum Boemie progenitorum et predecessorum ipsius consuetudo laudabilis ab olim noscitur observasse. In cuius rei testimonium presentes fieri et sigilli nostri volumus robore communiri. Datum Metis anno Domini millesimo trecentesimo quinquagesimo sexto, proxima die dominica ante festum beate Lucie virgiuis.

B. Deutsche Fassung.

Wir Rudolf von Gots gnaden herczog ze Sachsen des heiligen Romischen reichs obrister marschalk bekennen und tůn kunt offenlichen mit disem brife allen den, die in sehen oder horen lesen. Wann frid und gemach an der fursten hilfe nicht besten mag, und alsovil deste mynner frides und ouch gnaden ist, so die hochgebornen fursten des heiligen reichs, und bey namen die, an den die kuer und die macht liget ein houbt der Cristenheit zu kyesen, in iren herscheften, eren und rechten gehindert und gesaumet werden, dovon ist notdurftig zu troste und zu gnaden der gemeinen cristenheit, daz man den fursten ire recht an alles mynnernuzze in seyner gencze behalde; denne wie wol daz sei, daz umb die recht des durchleuchtigen fursten und herren, des hochgebornen kuniges ze Beheim, unsers mitkurfursten, keynerlei czweivel nye gewesen sei und ouch noch nicht sei noch gesein muge indheinenweis, wann er von seinen urenen, enen, vetern und vorfarn geleich uns und allen andern unsern mitkuerfursten, geistlichen und werltlichen, in der wale und küre eins Romischen kuniges eines kumftigen keysers vollenkomenes recht gehabt hat und ouch noch hat, als dieselben ding wol lueterlichen lantkundig und offenbar sint von sulchen alten langen zeiten, die bei der lute gedechtnuezz iczunt nicht gesein mügen durch langes alters willen; doch sintdenmal daz etzliche kynder der vinsternuezze, die mit blinden ougen von der gotlichen warheit also gevirret seint, daz sie in der clarheit des mittages tasten glich als in den nechten und betrubnüzze und stricke machen der ungerechtikeit und ouch der sunden von rate tüfelisches neides und mugen die [117] buerde der warheit nicht getragen durch den last irer lugen, und domit so vallen sie in die betrubnůzze, die sie gemachet hatten, und vervewen sich in die stricke irer ungerechten meynung, also daz sie daz liecht ein vinsternuezze und daz vinsternuezze ein liecht entscheiden: so meinen wir durch merer sicherheit und uf die rede, daz der egen(ant) durchleuchtig fuerste und herre der kunig zu Beheim, sein erben und nachkomen kunige ze Beheim, ewiclichen mit sicherheit gewaret werden, und daz ouch abe sey alles zweivels ergerung, und daz muzzigen claffern wege irer bosheit und lugen nicht gelazzen werden, und dovon mit wolhedachtem můte, nicht von irresal oder unhedechticlichen, sunder von rechter underweisung, die wir warhaftiglichen wol erfunden haben, mitsampt allen andern unsern mitkůrfursten, geistlichen und werltlichen, so erkennen wir uns und sprechen mit rechter wizzen und kundigen daz offembar allermeniglichen, daz die durchleuchtigen fuersten, die hochgeborn kunige von Beheim, von iren urenen, enen, vetern, eltern und vorfarn von sulcher langer zeit, der gedechtnuezze bei den leuten ietzunt nicht gesein mag, durch langes alters willen alleweg gehabt haben und noch haben und ouch steticlichen haben sullen vollenkumenliches recht und ouch stymme genczlich glich uns und andern unsern mitkurfuersten, geistlichen und werltlichen, in der wale und kůre eins Romischen kuniges eines kunftigen keysers, also wenn und als ofte ez zu sulichen schulden kumet, daz man kyesen sol, daz man denn den durchleuchtigen fůrsten, den hochgebornen herrn den kunig ze Beheim, der in zeiten wirdet, zu derselben kure erberlichen ruffen sol; und der sol denne in der kůre und wal, als dovor begriffen ist, alle seine recht, stat und stymme und alle ander; ding, die der zů gehoeren, genczlichen haben und sich der froewen und geniezzen, oder von seinen wegen seine boten, die er dor zu sendet, gleich uns und allen andern unsern mitkurfuersten, geistlichen und werltlichen, die nů sint oder in kumftigen zeiten werdent, mit allen wirden und eren, als durch recht und gewonheit des heilichen reichs sulche recht, stymme und kure besezzen haben in vorgangenen zeiten, Ouch sprechen, bekennen und kundigen wir mit rechter wizzen, als dovor begriffen ist, daz der egenant durchleuchtige [118] furste, der hochgeborn herre der kunig zu Beheim, der nue ist oder in Zeiten wirdet, des heiligen Romischen reichs obrister schenk ist, und daz er daz oebriste schenkampt für einem keyser oder für einem Romischen kunige in erberigen höfen in kuniglicher crone nicht schuldig ist zu uben, es sei dann, daz er dazselbe tuen welle mit seinem gueten willen; doch mag derselbe kuenig ze Beheim in gegenwertikeit der keyser und der Romischen kunige in sulichen erberigen hoefen gecronet siczen, sten und gen nach seiner willekur, als dieselben sachen von hochgebornen kunigen von Beheim und von iren eltern und vorfarn mit loblicher gewonheit von alter her komen ist. Mit urkund dicz brifes versigelt mit unserm insigel. Der gehen ist zu Metz nach Cristes geburt dreuzehen hundert Jar und darnach in dem sechs und fumfzigistem jar, an dem nehsten suntag vor sant Lucien tag.

Die Originale der beiden vorstehenden Urkunden sowie der übrigen 5 kurfürstlichen Urkundenpaare im Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien. Nach einer Abschrift von V. Samanek. An allen Urkunden Siegel an grüner Seidenschnur. Sämtliche Stücke sind wohl in der kaiserlichen Kanzlei geschrieben. Auf fast allen ist nachträgliche Hinzufügung des Datums nach freundlicher Mitteilung M. Tangls deutlich erkennbar. — Böhmer Huber, Reichssachen Nr. 275, Reg. d. Pfalzgr. Nr. 2987.

Textkritische Anmerkungen

  1. so Or.