Vergleichende Culturskizzen

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Autor: Gustav Diercks
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Titel: Vergleichende Culturskizzen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 22, 30, S. 366–368, 492–495
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Vergleichende Culturskizzen.
Von Gustav Diercks.
1. Herr und Diener.

Wollen wir den Werth eines Menschen ermessen, so bietet sich uns als eines der vorzüglichsten Prüfungsmittel sein Verhältniß zu den Mitmenschen, den gesellschaftlich über ihm stehenden, wie den ihm untergebenen.

Wie wir die Menschen in zwei Classen eintheilen können, in natürliche und in verfeinerte – um nicht zu sagen: entartete – so werden wir auch entsprechende Unterschiede in ihrem Benehmen gegen Vorgesetzte und gegen Untergebene wahrnehmen. Die Natürlichkeit ist nun wiederum von zweierlei Art. Sie ist entweder eine ursprüngliche, d. h. noch nicht von der Cultur oder Unnatur berührte, oder sie ist eine erworbene, d. h. sie hat den Zustand der Unnatur glücklich überwunden und sich geläutert und veredelt. Natürliches Benehmen finden wir daher nur bei den Ungebildeten einerseits und bei den Höchstgebildeten andererseits – die dazwischen liegende Classe der Halbgebildeten wird in ihrem Benehmen schwanken; die modernen Gesellschaftsformen werden gerade Leuten dieser Classe als bequemer Deckmantel, als bestechender, das Urtheil Anderer irreleitender, glänzender Schmuck dienen. Hochmüthig gegen die niedriger Stehenden, devot gegen die gesellschaftlich höher Gestellten – das ist das Merkmal der Halbbildung.

Der wahrhaft Hochstehende und Gebildete, der sich seines thatsächlichen Werthes bewußt ist, weiß, daß er sich nichts „vergiebt“, wenn er dem Untergeordneten gegenüber seine Natürlichkeit bewahrt; er verschmäht es nicht, mit seinem Diener gelegentlich zu scherzen, weist aber jede Anmaßung desselben schon durch sein Benehmen so entschieden zurück, daß ein entsprechender Versuch des Dieners im Keime erstickt wird. Ist der Diener klug und gebildet genug, dem Herrn gegenüber in seinen Schranken zu bleiben, so gestaltet sich das Verhältniß zu einer gewissen Vertraulichkeit, die oft auch dem Herrn ein Bedürfniß ist. Ein so durch Bildung und inneren Werth ausgezeichneter „Herr seines Dieners“ wird nun auch seinem Vorgesetzten, seinem Herrn, dem gesellschaftlich scheinbar höher Stehenden, gegenüber in ein ganz entsprechendes Verhältniß treten. Auch da läßt er die Natürlichkeit, zu der er sich nach Ueberwindung des Gesellschaftsformalismus emporgeschwungen hat, zu Tage treten, giebt das Bewußtsein seines menschlichen Werthes, seiner Existenzberechtigung zu erkennen und weist unter Wahrung der Formen mit natürlicher Würde und Sicherheit alle unwürdigen Zumuthungen ebenso gut zurück wie die Anmaßungen seines Dieners.

Der Ungebildete, der vom Gesellschaftsformalismus nicht Berührte, zeigt in seinem Benehmen viel Aehnlichkeit mit dem wahrhaft Gebildeten. Der echte Bauer ist gegen seinen Knecht streng, aber gerecht, gegen seinen Gutsherrn gehorsam, aber selbstbewußt.

Schlimm steht es dagegen in dieser Beziehung mit dem Halbgebildeten: er ist ein schlechter Herr und ein schlechter Diener. Als „Herr“ pocht er auf eine Bildung, die er nicht hat; als „Diener“ erhebt er Ansprüche, die ihm nicht zukommen.

Diese allgemeine Dreitheilung – ursprüngliche Natürlichkeit, erworbene Natürlichkeit, Halbbildung – findet sich in Bezug auf unser Thema bei allen Völkern bewahrheitet; in ihrer Gesammtheit mit einander verglichen, zeigen diese aber auch wieder ganz wesentliche Unterschiede bezüglich der Verhältnisse zwischen Herr und Diener, Hoch- und Niedrigstehenden, und es ist interessant, nach dieser Seite hin Beobachtungen anzustellen, wobei wir in dieser kurzen Skizze freilich der Versuchung widerstehen müssen, das Thema vom literarischen Gesichtspunkte aus zu behandeln. Die Molière’schen, die Shakespeare’schen Domestiken, die Diener in den Dichtungen der griechischen Tragiker, der italienischen Novellisten, der spanischen Romanciers bieten ein reiches Material für völkerpsychologische Studien – bleiben wir aber bei den Reise-Eindrücken!

Wir begeben uns zuerst nach Spanien. Jeder Deutsche wird überrascht sein, den spanischen Granden im Verkehr mit seinen Untergebenen zu beobachten; denn alle Voraussetzungen des deutschen Ständegesetzes werden dort vernichtet. Trotz seiner sprüchwörtlichen Grandezza hält es der spanische Grande doch nicht für unter seiner Würde, mit dem Volke direct zu verkehren, die Hand zu drücken, die der niedere Mann ihm reicht. Sein Stolz verbietet ihm nicht, sich im Café an einen Tisch zu setzen, an dem ein Bauer sitzt, oder diesen an seinem Tische Platz nehmen zu lassen. Sein aristokratisches Standesgefühl wird nicht dadurch verletzt, daß sein Mitreisender, ein armseliger Landmann, ihm eine Cigarrette, ein Stückchen Apfelsine oder Brod anbietet, und eben so wenig wird er versäumen, das Gleiche dem ärmsten Mitreisenden gegenüber zu thun, sofern er noch ein echter Spanier ist und nicht die liebenswürdigen nationalen Gewohnheiten in der Culturschule von Paris eingebüßt hat. Der Volksgeist und die Volkssitte waren in Spanien noch bis vor Kurzem unantastbar und heilig, selbst in Berührung mit den Privilegien des Adels unverletzlich – jetzt freilich schwinden sie so rapid wie die Nationaltracht, um der Pariser Culturschablone Platz zu machen. Die Leutseligkeit des Granden setzt ihn in der Achtung seiner Untergebenen und des Volkes nicht nur nicht herab, sondern erhöht sie eher noch. Seinen ganzen Stolz giebt er nur dem Vorgesetzten, dem Minister, dem König zu erkennen, wenn Einer von ihnen seine althergebrachten Privilegien anzutasten wagt oder die Rücksichten und Formen, die man ihm schuldig ist, außer Augen läßt.

Den Luxus großer Dienerschaft kann sich der Spanier heute nicht mehr erlauben, es berührt aber außerordentlich wohlthuend, wenn man ihn im Verkehr mit den Dienstboten beobachtet. Das Verhältniß, das zwischen ihnen besteht, ist meist ein mustergültiges, [367] freundliches; rührend ist besonders die Anhänglichkeit der Kinder an die weiblicher Dienstboten und der letztern an jene Eine Spanierin – und wer wüßte nicht, daß sie eine zärtliche Mutter ist? – wird ohne Sorge ihr Kind der ama de leche, der früheren Amme, anvertrauen, und wäre es auch für eine Reise nach den Philippinen oder nach Cuba zum fernen Gatten; sie weiß, daß die Dienerin das Kind wie ihr eigenes hütet und es schützt, so weit es überhaupt gegen Unheil geschützt werden kann.

Noch eigenartiger wird das Verhältniß zwischen Herrschaft und Dienstboten in Portugal. Selbst in ganz kleinen Häusern und Wirtschaften müssen mehrere Bedienstete sein, wie im alten Griechenland, und diese Diener, besonders die Dienerinnen, spielen eine große, ja man kann sagen gewichtige Rolle. Oft genug muß sich die Herrschaft nach den Launen der Köchin richten. Der Grund dafür liegt hauptsächlich in dem starkentwickelten Selbstbewußtsein in der Unabhängigkeitsliebe und dem Stolz der Portugiesen; sie pochen mit demokratischer und republikanischer Rücksichtslosigkeit auf ihre Menschenrechte, wollen dem entsprechend behandelt sein und sind nur schwer zu bewegen in ein dienstliches Verhältniß zu treten. Alle groben häuslicher Arbeiter müssen daher auch von Galegos, von galicischen Tagelöhnern verrichtet werden.

Hat man nun aber z. B eine portugiesische Köchin gemiethet, so gehört diese auch gewissermaßen zur Familie; ihr strenge Vorschriften machen, ihre Freiheit irgendwie beschränken, ihr Arbeiten zumuthen, wie sie jede deutsche Köchin übernehmen muß, wie sie dort aber in den Arbeitsrayon des Galego gehören, würde sie sofort veranlassen, aus dem Hause zu gehen. Die Köchin nimmt denn auch an den Sorgen des Hauses Theil und spricht gelegentlich gerade so in der Unterhaltung mit, wie die Hausfrau, da die Küchenthür gewöhnlich offen ist. Es kommt vor, daß, weil es der Köchin beliebt um neun Uhr zu Bett zu gehen die Herrschaft keine Abendmahlzeit – man nimmt den Thee gewöhnlich um zehn Uhr – mehr halten kann. Der Herr muß also gegen den Diener zuvorkommend sein und ihn immer in guter Laune zu erhalten suchen.

Der patriarchalische Zug, der durch das Dienstverhältniß das häusliche Leben des Portugiesen kommt, hat etwas Aehnlichkeit mit den patriarchalischen Zuständen des Orients, mit denen, die man bei den mohammedanischen Völkern findet. Auch bei diesen trat uns ein demokratisches Moment entgegen. Gehen wir z. B. in ein arabisches Café von Tunis! Auf den einfachen Holzbänken und Schemeln sitzen da neben einander der reiche, von Kopf zu Fuß in die kostbarsten Seidengewänder gekleidete Vornehme und der arme Beduine, dessen zerlumpter Burnus kaum als „Bedeckung“ bezeichnet werden kann. Diese demokratische Gleichheit herrscht dort überall, und wer sich vorstellt, der Araber der Wüste entbehrte des Selbstbewußtseins und ließe sich eine unwürdige Behandlung gefallen, der befandet sich in einem großen Irrthume.

Das patriarchalische Wesen, das bei den Semiten im Alterthum und zu allen Zeiten geherrscht hat, ist durch den Islam auch auf alle mohammedanischer Völker übertragen; es bedingt seinerseits ebenfalls die Beziehungen zwischen Reichen und Armen, Vornehmen und Niedrigstehenden und prägt sich im socialen Verkehr und Leben in angedeuteter Weise aus; ein schroffer Ständegeist existiert nicht. Das Verhältniß von Herr zu Diener, buchstäblich genommen ist freilich nicht viel verschieden von dem des Gebieters zum Sclaven, entbehrt aber trotzdem keineswegs der Vertraulichkeit und weicht tatsächlich wenig von den äußerlich scheinbar viel freieren europäischen Verhältnissen ab. Es ist hierbei ja selbstverständlich nicht die Beziehung zwischen einem Fürsten und seiner Bedientenschaar in’s Auge gefaßt; denn es gilt in dieser Specialfrage wie in allen Culturfragen der Satz, daß der Mittelstand der Träger des Nationalcharakters ist.

In Italien ist der intelligente Diener nach wie vor der Vertraute seines Herrn und zu allen Diensten bereit. Das Verhältniß der dortigen Stände zu einander ist im Uebrigen zu bekannt, als daß es noch besonders besprochen werden müßte; es ist je nach den Provinzen verschieden. Der Römer besitzt noch immer etwas von dem republikanischen Stolz seiner Vorfahren und will demgemäß behandelt sein; der Neapolitaner dagegen ist servil und tückisch.

Eine der Grundzüge im Charakter des Italieners ist die hohe, natürliche geistige Begabung, die sich in schneller Auffassungskraft und in politischer Klugheit und Gewandtheit ausspricht. Diese Gaben im Verein mit fein ausgebautem Gesellschaftsformalismus, bedingen die gefälliger Beziehungen der Stände zu einander: jeder deckt sich so gut er kann durch die ihm zu Gebote stehenden Mittel; das Vertrauen zum Nebenmenschen ist dort in Folge der Nothendigkeit der eigenen Reserve ein geringes.

Wenden wir uns nun dem Norden zu! Schroff stehen sich in England die Stände gegenüber. Der Diener ist, trotz alles Humanismus, nur eine lebendige Maschine, die für ihre Leistungen bezahlt wird. Hochmuth nach unten aber allerdings auch Hochmuth und das äußerste Selbstbewußtsein nach oben zeichnen den vornehmen Engländer aus. Zwischen dem altadeligen Lord und seinem alten Diener, der sein Leben im Schlosse seines Herrn verbracht hat, besteht wohl etwas wie Vertraulichkeit, aber doch ist es immer nur die gewaltige, herablassende Vertraulichkeit des Gottes, der sich der niederen Creatur zur Anbetung offenbart. Dasselbe Verhältniß besteht mehr ober weniger zwischen allen Abstufungen der englischen Gesellschaft. Waltet im Süden überall das Patriarchalische vor, so finden wir in England alle Merkmale des feudalen Aristokratismus, und zwar nicht allein in den obersten sondern auch in allen Schichten der Gesellschaft.

Ueber den Deutschen im gesellschaftlichen Verkehr gedenkt die „Gartenlaube“ ihren Lesern gelegentlich ein eigenes Capitel zu bieten und brauchen wir deshalb heute über dieses Thema wohl nicht viel zu sagen. Wir Alle kennen ja unsere gesellschaftlicher Gewohnheiten und Zustände mit ihren Licht- und Schattenseiten. Die guten Seiten des deutschen Gesellschaftslebens hervorzuheben, würde uns übrigens auch als eine Art von Selbstlob schlecht zu Gesichte stehen, und so soll hier nur – weil man auf seine Fehler nicht oft genug hingewiesen werden kann – auf eine bedenkliche Schwäche des deutschen Gesellschaftslebens aufmerksam gemacht werden. Aengstlichkeit und Kleinlichkeit klebt uns im Verkehr mit unseren Nebenmenschen allzusehr an.

Der Deutsche im Allgemeinen – und die Regel hat ja zahlreiche Ausnahmen – zieht erst genaue Erkundigungen über die Individuen ein, die in seinen Gesichtskreis treten, um sich zu vergewissern, daß er sich im Verkehr mit Diesem und Jenem nicht gesellschaftlich bloßstellt. Im Umgang mit seinem Diener. mit Niedrigerstehenden sucht er den „Anstand“ zu wahren um möglichst nach keiner Seite hin anzustoßen, wie er sich auch nicht mit dem Arbeiter an einen Tisch setzt, eine Engherzigkeit, um die uns andere Nationen wahrlich nicht zu beneiden brauchen, und von der wir nur hoffen können, daß sie durch die immer häufiger werdende Berührung mit den anderen Völkerfamilien Europas mehr und mehr schwinden und freieren Auffassungen des gesellschaftlichen Lebens Platz machen werde.

Es liegt im Allgemeinen im Wesen des Deutschen, sich reservirt zu halten, sich nicht nach außen zu erkennen zu geben aber hinter dem conventionellen Scheu der Gemessenheit verbirgt sich bei uns gottlob! oft genug viel Wärme des Empfindens und wirkliche Gefühlstiefe, die sich im Innern des Hauses auch im Verkehr mit den Bediensteten äußern. Und dies ist ganz besonders auf dem Lande der Fall, da die Abgeschlossenheit von der großen Welt die Nahelebenden zu größerem Anschluß an einander zwingt.

Polen ist auch bezeichnend für unser Thema. Rührend ist dort der Anblick eines alten Hausdieners einer Adelsfamilie im Verkehr mit dieser. Als Freund der Kinder, als Märchenerzähler, als Vertrauter der Jugend, als Rathgeber des Alters, ist der greise, ehrwürdige, gleichsam – und oft tatsächlich – ein Stück des Inventariums bildende Jan oder Stephan oder wie er sonst heißen mag, der Liebling der Familie. So war es wenigstens früher – so war es auch mit seinem russischen Collegen Iwan.

In Frankreich endlich, dem Lande der feinen Lebensart, der Bonhomie – und vollends unter dem Einfluß der Herrschaft der Republik – finden wir alle Verkehrsformen vertreten. Es läßt sich kaum eine typische Form für die Beziehung zwischen Herr und Diener, Vornehm und Niedrig finden als nur die im Eingange behandelten ganz allgemeinen. Jede Gesellschaftsclasse hat dort ihre eigenen, wenig ausgeprägten, das heißt von denen der anderen wenig abweichenden Typen. Jeder Mensch lernt dort Mensch zu sein – inwieweit er diese Kunst lernt, das ist eine andere Frage, und darnach richtet sich auch sein Benehmen. Jeder will aber auch als Mensch behandelt sein, und das regulirt wieder in anderer Hinsicht die Beziehungen Aller zu Allen.


Im Allgemeinen aber darf man wohl in Bezug auf alle Nationalitäten sagen: laß mich sehen, wie du mit deinen Dienern und den gesellschaftlich unter dir Stehenden wie du mit deinen [368] Vorgesetzten und den gesellschaftlich über dir Stehenden verkehrst, und ich will dir sagen, wer du bist.

Der Kenner socialer Verhältnisse, der Culturforscher weiß, daß die Standesunterschiede in zahllosen Fällen nur zufällig, herkömmlich und imaginär sind, daß eine Classificirung der Gesellschaft, wenn sie streng und gerecht sein will, nach dem inneren, thatsächlichen, absoluten Werth der Individuen erfolgen müßte und nichts mit dem äußeren Schein zu thun haben dürfte; er weiß, daß Viele, die vor der Welt als groß und bedeutend bezeichnet und angestaunt werden, thatsächlich sehr klein und unbedeutend sind, und umgekehrt. Den wahren Werth des Menschen zu erkunden, ist oft ein unscheinbares Mittel sehr dienlich, und ein solches Mittel ist die Beobachtung seines Verkehrs mit den Nebenmenschen; an dieser Beobachtung wird man auch einen Maßstab dafür gewinnen, wie das Gebot des wahren Humanismus. „liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ befolgt wird.



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2. Klatschlocale.

Der Mensch kann einmal seine Natur nicht verleugnen, und selbst da, wo er es thut, kommen doch immer „den angenommenen Sitten die angeborenen nachgeschritten“. So scheint auch die Lust zu übertreiben, aus der Mücke einen Elephanten zu machen, den Nächsten zu bereden, ihn schlecht zu beleumunden – was man gewöhnlich unter dem Begriff „klatschen“ zusammenfaßt – in der menschlichen Natur zu liegen; denn so weit wir nur in die Culturgeschichte zurückblicken können, überall sehen wir, daß, sobald Menschen unter irgend welchen geselligen Formen zusammenleben, auch die Klatsch- und Uebertreibungssucht sich schnell entfaltet und Blüthen treibt. Mehr oder weniger tritt uns diese Sucht auch bei Chinesen, Indiern, Mesopotamiern, Aegyptern, Israeliten entgegen, sei es nun, daß es heißt: „Du sollst nicht falsch Zeugniß reden“, sei es, daß der chinesische Dichter singt:

„Sumsend setzen blaue Fliegen
Sich wohl auf den Zaun.
O du gnadenreicher Herrscher,
Wolle nicht Verleumdern trau’n etc.“

Sind wir nun darüber einig, daß das Klatschen bei allen Culturvölkern zu allen Zeiten existirt habe, so muß es uns um so wünschenswerter erscheinen, daß Culturhistoriker und Ethnographen die gesammelten „Zeichen der Civilisation“ einmal umständlichen „wissenschaftlichen“ Untersuchungen unterwürfen; sie würden damit der Culturphilosophie und Völkerpsychologie sehr dankenswerthe Beiträge liefern.

Es wäre nun interessant, zu erörtern, wo die des Schwatzens bedürftigen Männer sich vereinten, um der Fluth ihrer Worte und dem Strom ihrer geistreichen Ideen und Witze freien Lauf zu lassen; denn man verleumde mir nicht die Mädchen und Frauen als Klatschschwestern par excellence! Alle Welt weiß, daß sie zwar auch, wie wir stärkern Männer, der verführerischen Lust des bösen Plauderwortes fröhnen (und als Beleg dafür geben wir gleich hierneben das dem Leben unmittelbar abgelauschte hübsche Seyppel’sche Bild wieder – d. Red.), aber Eins ist doch sicher: die stärkere Hälfte der Menschheit besitzt die Eigenschaft des Klatschens in weniger umfangreichem, dafür aber in um so intensiverem Maße.

Dem athenischen Politiker und Bürger – um das classische Alterthum nicht völlig zu überspringen – bot die Agora, der Markt, auch das Gymnasion, die Turnhalle, stets Gelegenheit zu politistren, zu „kannegießern“ und über die biedern Nachbarn und Freunde Geschichtchen aller Art zum Beste zu gebe. Wie vorzüglich die alten Griechen das verstanden, lehrt uns z. B. Aristophanes in anschaulicher Weise.

Der Römer übte diese Art des Lungenturnens auf dem Forum und in den prachtvollen Bädern, die bei ihren großartigen und bequemen Einrichtungen ein beliebter Versammlungsort für Bekannte waren. Dort konnte man alle Neuigkeiten stets aus erster Hand erfahren; dorthin gelangten zuerst die Nachrichten vom Kriegsschauplatz; dort fand man zum Theil Gelegenheit, mindestens aber Muße, die jüngsten Erzeugnisse der Literatur kennen zu lernen, und viele Römer verbrachten denn auch den ganzen Tag an diesen angenehmen Aufenthaltsorten, in dem man auch in aller Bequemlichkeit jeder Art von Klatsch fröhnen konnte.

Bleiben wir zunächst auf italienischem Boden! Im Mittelalter, als die Gewohnheit des Badens in christlichen Landen schwand – sie wurde erst wieder durch das Vorbild , das die Mauren gewährten, neu geschaffen – da kamen die Barbier- und Friseurläden in Flor. Man weiß, welche bedeutende Rolle die Barbiere und ihre Läden in Italien für die gesammte Culturentwickelung dieses Landes gespielt haben. Durch den Verkehr mit aller Welt, mit allen Schichten der Bevölkerung waren die Barbiere in der Lage, Menschen zu beobachten und ihren Geist im Verkehr mit ihnen zu entwickeln. Die Folge davon war, daß die gewitzigten unter ihnen gelegentlich den Schreibstift in die Hand nahmen, um ihre Beobachtungen in satirischen Dichtungen niederzulegen oder durch burleske humoristische Improvisationen ihre Kunden zu belustigen. Man denke an Burchiello und den Einfluß seiner Schwänke auf die italienische Poesie, besonders die Volksdichtung! Die Masse von Geist und Witz, über welche die Italiener von Natur verfügen, fand in den Volksdichtungen der Straßen-Improvisatoren und der Barbiere ihren stets von Beifall belohnten Ausdruck. Die Stoffe für die Burchiellesken und Satiren bestanden natürlich meist in Tages- und Stadtneuigkeiten. Die Barbierläden waren, wenn nicht die Geburts-, so doch mindestens die Ablagerungsstätte für diese Dichtungen, und es gab, ebenso wie heute, wenige Männer, die für den Klatsch, für gutlaunigen Scherz nicht zugänglich gewesen wären; rechnet doch heute ein gut Theil der Presse – und mit welchem Erfolge! – mit diesem echt menschlichen Charakterzuge! Florenz war auch darin, wie überhaupt in Allem, was das geistige Leben betraf, unter den Medicäern besonders, tonangebend.

Heutzutage hat nun der italienische Barbier- und Coiffeursalon nicht mehr ganz die Bedeutung wie in früheren Zeiten [494] aber man komme nur einmal in ein solches Local, wenn irgend eine Ministerkrisis oder ein anderes politisches Ereigniß die Gemüther in Aufregung versetzt! Da ist z. B. in Florenz nicht weit von der Piazza de la Signora ein eleganter kleiner Salon, in dem seiner Zeit, besonders während Florenz italienische Reichshauptstadt war, alle großen Politiker verkehrten. Versetzen wir uns in’s Jahr 1871, in die Zeit des deutsch-französischen Krieges, indem wir uns dem Salon nähern! Schon von fern erschallen laute verworrene Stimmen durch die nur mit grünem netzartigem Vorhang geschlossene Thür, und allmählich vernehmen wir aus dem Chaos die Namen Garibaldi, Napoleone etc. Indem wir den Vorhang bei Seite schieben, dröhnt uns ein Zornausbruch gegen die Deutschen entgegen, während sich zugleich ein ergötzliches Genrebild darbietet. Der Chef, den Seifenpinsel in der Hand, vertritt, mit Händen und Füßen agitirend, was er eben gesagt und was er eine halbe Stunde vorher von einem liberalen Staatsmanne vernommen, mit solcher Heftigkeit als seine Meinung und erweckt dadurch so lebhaften Gedankenaustausch, daß die Meisten der Wartenden und der gerade Bedienten sich von ihren Sitzen erheben, Partei ergreifend, eine lebhafte Debatte anspinnen, die – in Anbetracht der Rasirmesser, der leidenschaftlichen Reden, der funkelnden Augen, der heftig bewegten Arme und Füße – auf einen Neuling wohl einen beunruhigenden Eindruck zu machen geeignet ist.

In den Vormittagsstunden waren die zwölf oder mehr Sessel des Salons fast stets besetzt, während noch etliche Personen herumstanden; denn die Stunden, die dort verbracht wurden, waren für das Leben in der That nicht völlig verloren, und an Abwechselung fehlte es nie. Eben hatte eine politische Nachricht einen gewaltigen Sturm erzeugt und in beängstigender Weise arbeitete das von erregter Hand geführte Messer auf dem Gesichte des Kunden, da trat denn vielleicht ein als Witzmacher Allen bekannter alter Herr, ein Marchese, herein, der stets alle Hände und Taschen voll der „saubersten“ Stadtneuigkeiten hatte; es war seine Gewohnheit, stets in stereotyper Weise zu verfahren: erst durch Andeutungen aller Art die Neugier und die Erwartungen aller Anwesenden auf das Höchste zu spannen, worauf dann irgend eine triviale Skandalgeschichte über eine hohe oder höchststehende Persönlichkeit folgte. Neues gab es in dieser Hinsicht immer; denn das italienische Leben bietet ja Stoff genug; Gelächter gab es auch stets, und der Barbier und seine Gehülfen thaten dann natürlich das Ihrige, diese Neuigkeiten allen späteren Kunden mit den nöthigen Zierrathen und Andeutungen zu erzählen sodaß man wenige Stunden später dieselben an sich unbedeutenden Geschichten in’s Ungeheuere aufgebauscht und völlig entstellt am entgegengesetzten Ende der Stadt wiedererzählen hörte. Als Regel gilt hierfür: je unglaublicher, je unfeiner die Skandalgeschichten sind, desto begieriger nehmen die Fama und die Menschen sie auf.

Es ist wohl anzunehmen, daß die Läden intelligenter Barbiere auch heute noch in Italien wichtige Vermittler zwischen allen Ständen sind, weil jeder Kunde, ob er Proletarier oder Minister ist, sich hier als Mensch zeigt und sich dem Mitmenschen gegenüber so gerirt; auch unterliegt es kaum einem Zweifel, daß durch die Discussionen in den Barbierstuben auf das politische Leben ein gewisser Einfluß ausgeübt wird, weil doch die entgegengesetzten Meinungen in freier, zwangloser und furchtloser Weise discutirt werden.

Va bene – Vayamos!

Also auf nach Spanien! Der Barbier- und Coiffeursalon spielt natürlich auch dort wie in allen romanischen Ländern, und besonders auch in Frankreich, eine gewichtige Rolle; denn man denke doch nur, daß die Herren Spanier und Franzosen zuweilen eine Stunde und mehr zur Herstellung ihrer eleganten Haar- und Bartfrisur bedürfen, aber die große Bedeutung des italienischen hat weder der französische noch der spanische Barbierladen.

Man kann eigentlich kaum sagen, wo der Spanier ganz besonders der Klatschsucht obliegt. Für Madrid ist die Puerta del Sol um die elfte Vormittagsstunde der Markt für Neuigkeiten; um diese Tageszeit macht der große Platz immer den Eindruck, als ob ein Pronunciamiento, eine aufrührerische Kundgebung gegen die Regierung, beabsichtigt wäre. Nächstdem dient zu diesem Zweck der Paseo oder die Alameda, die öffentliche Promenade, und diese gilt für alle Städte als Zusammenkunftsort der feinen Welt für gewisse Tagesstunden, wobei das Zurschaustellen der Kostbarkeiten und prächtigen Kleidung, das Sehen und Gesehenwerden, auch das Sprechen und Besprechen der Hauptzweck ist. In späten Abendstunden, wenn die Promenade im Prado und Buen Retiro in Madrid beendet ist, garnirt man, das heißt das männliche Geschlecht, mit seiner Gestalt die Straßenecken, die Eingänge in die Cafés und die äußern Mauern derselben und macht seine Bemerkungen über die Vorübergehenden, bis man sich zu weiterem erbaulichem Klatsch in das Innere eines Cafés begiebt und sich dort über einem Täßchen Chocolade, über einem Glase Orchata con chufas, Eis, Chico chico oder andern Getränken die Zeit vertreibt, wenn man nicht das Bedürfniß fühlt, noch in einem politischen Club seine Lungen in höherem Maße zu erweitern und zu stärken, als es der Café-Klatsch ermöglicht.

Setzen wir nun unsern Stab in die ultima Thule des südwestlichen Europa: nach Portugal.

Das Klima ist dort für den Nordländer gefährlich, wohl auch für den Eingeborenen selbst, sollte man denken: denn nirgends findet man so viele Apotheken wie dort. Schlagen wir aber die statistischen Bücher auf, hätte ich beinahe gesagt, als ob es derartige Bücher dort gäbe; die Statistik ist daselbst eben noch ein ganz kleines Kind; informiren wir uns also über die Sterblichkeit, so ergiebt sich als Resultat, daß sie doch merkwürdig gering ist – vielleicht wegen der vielen Apotheken? Nun gut, es passirt uns möglicher Weise das Unglück, uns unwohl zu fuhlen; wir gehen daher in eine Apotheke, um dort ein Präservativ oder ein Heilmittel zu kaufen. Es ist Abend, und wir sind vielleicht erstaunt, den Laden, der uns als Apotheke bezeichnet worden, mit Herren gefüllt zu sehen, die dort offenbar wenig oder nichts zu thun haben. Wir denken vielleicht, es werde dort eine politische oder andere Versammlnug abgehalten und wir haben den rechten Ort verfehlt. Lassen wir uns nicht abschrecken, wagen wir uns nur hinein! Die Ruhe, die dort herrscht, beweist uns, daß wir keine politische Versammlung stören; man verhält sich still; man beobachtet die Ringlein des Rauchs der Cigarette und hört, nur dann und wann eine spöttische Bemerkung fallen lassend, auf einen der Anwesenden, der mit schwindelerregender Geschwindigkeit und bewunderungswürdiger Ausdauer in einer zungenbrecherischen Sprache, die aus lauter Nasenlauten, Zischlauten, Consonanten und etlichen „U“ zu bestehen scheint, einen Vortrag hält. Unser Eintritt in den Laden ruft allerdings eine Veränderung hervor; der Redner schweigt, und wir werden nun der Gegenstand sämmtlicher anwesenden dreißig bis vierzig Augen, Pincenez, Monocles und was es sonst fur Werkzeuge zur Unterstützung der Sehnerven geben mag; mit portugiesischer Gemächlichkeit erhebt sich allmählich oder löst sich von einer der Gruppen, die sich gebildet haben, einer der Herren, tritt hinter den Ladentisch, um uns zu fragen, was wir wünschen, und uns dann zu erklären, daß das Gewünschte nicht vorhanden ist. Während dessen hören wir spitze Bemerkungen über unsere Kleidung, unser Portugiesisch – kurz, man lacht über uns und macht Witze auf unsere Kosten. Das Alles darf uns nicht im Geringsten beirren; denn erstens müssen wir wissen, daß der Portugiese stets den Schalk im Nacken hat und zu Späßen geneigt ist, und daß wir ferner in das tollste Wespennest gefallen sind; denn die Apotheke ist der Ort, an dem der Portugiese kannegießert und seinen Klatsch auskramt. Außerdem versammelt man sich auch noch, gerade wie in Spanien, an den Außenseiten der Cafés, macht Glossen über die Vorübergehenden und arbeitet für Mutter Fama. Stundenlang sieht man die Leutchen dort an einer Stelle stehen, ihre Cigaretten rauchen, mit den Stöckchen spielen und – klatschen.

Gehen wir nun einmal, da wir so nahe sind, nach Afrika hinüber; nach ’’Marokko, Tunesien, Tripolis’’. Da ist der Fondug für die niederen Classen der Reisenden, das Café und der Bazar für alle Uebrigen, was für den Portugiesen die Apotheke, für den Italiener der Coiffeursalon ist; da politisirt und klatscht man über einem Schälchen Mocca. Treten wir in die Bazare von Tunis! Die Kaufleute scheinen da nichts Anderes zu thun zu haben, als ihre Freunde zu empfangen. Ein ambulanter Kawadschi (Kaffeeverkäufer) versieht euch sofort mit dem nöthigen Reizmittel für eure von der Hitze abgespannten Nerven. So, nun macht es euch nur bei irgend einem eurer kaufmännischen Freunde bequem, legt die Schuhe ab, laßt die unbequeme Bank, setzt euch vielmehr hübsch auf den Ladentisch, krenzt die Beine, fertigt euch ein Cigarettchen – so läßt es sich ganz bequem plaudern. Nun schmiedet nur mit euren Freunden Pläne gegen die Franzosen, überlegt, wie ihr [495] einen heiligen Krieg entfachen, die grüne Fahne des Propheten entrollen werdet, und erzählt ein Wenig, was es Neues von der Familie dieses und jenes Großen zu berichten giebt! Nachmittags sind die Bazare geschlossen – da gehen wir lieber zur Fortsetzung der Plauderei in ein Café, wo wir Bekannte zu finden wissen, die inzwischen wieder Neuigkeiten gesammelt haben.

In Algerien äfft man Frankreich nach. Wenden wir uns also lieber gleich dem Vorbild zu! Hier kommen wir in den Bereich des Boulevardcafé, in dem die Wirkungen des orientalischen Getränkes noch durch entsprechende Quantitäten Absinth und Cognac unterstützt werden müssen, um die nöthige Dosis Esprit zu weltmännischem Klatsch zu verleihen. Wehe dem, der in den Mund der Habitués der Boulevardcafés geräth! Da bleibt auch nicht einmal ein Fäserchen der Gewandung unbekrittelt, unbewitzelt und unzerpflückt. Je höher die Civilisation, desto boshafter, desto gemeiner, desto widerlicher der Klatsch – so scheint das Gesetz zu sein. In den großen Städten sind es freilich dafür auch nur die Großen, die der Fama verfallen, aber was müssen sie und oft vollkommen unschuldig erdulden! Dem Esprit des Pariser Flaneurs und Salonhelden ist nichts heilig, nichts zu klein, nichts zu groß – wo nur ein Häkchen ist, und wo ließe sich nicht eines finden! – da wird auch etwas angehängt, und das Gewicht wird binnen Kurzem so groß, daß der Gegenstand bald in den Staub sinkt und endlich im Schmutz begraben wird. Und welcher Art ist die Sprache dieser Elegants, die der civilisirten Welt als Musterbilder vollendeter Weltmänner dienen, welcher Art sind die Witze, ist der Esprit, den sie bekunden? – Passons!

Wenden wir uns nach England. Always gentlemanlike! – Nichts merken lassen! Scherzen, plaudern, witzeln, das kommt dort nie vor; nein, seht nur diesen Ernst, diese Gemessenheit! Ueber diese Lippen kann im Leben kein häßliches Wort kommen – und vollends der Jargon des Männerklatsches! – undenkbar, daß ein feiner Gentleman denselben je anwendete. Ja wohl, ganz recht! Kommt nur in einen Club von recht feinen, recht hohen Gentlemen! Da „sind wir unter uns“; da sieht man die Kehrseite der Medaille, und man wird seinen Ohren kaum trauen, wenn man hört, was dort bei Malagasect, Capwein und Porto gesprochen wird.

Und der biedere Deutsche? Was so ein guter deutscher Bürger und Hausvater ist, der muß Abends in’s Wirthshaus gehen, und wenn er sein Töpfchen Bier vor sich und die Cigarre oder das Pfeifchen angezündet hat und die Stammtischgenossen beisammen sind – dann wird’s gemüthlich, dann wird große Politik getrieben, gekalauert und geklatscht – und darin sind sie Alle gleich nach dem Satze: Hier bin ich Mensch; hier darf ich’s sein.