Verlassen (Lavant)
So komm doch, Bärbel, laß hinein uns gehn!
Und willst du heim, so geb‘ ich dir’s Geleite.
Ich kann dich nicht so starr und düster sehn . . .
Hörst du mich auch? Du blickst so fremd ins Weite!
Und widerwärtig war dir alles Klagen —
Kannst du den Kopf nicht mehr so hoch und stolz,
Der ganzen Welt zum Trotz, wie früher tragen?
Ach Vroni, red‘ nicht so verzweifelt klug!
Es ist ja wahr, daß hoch den Kopf ich trug —
Nun will das Herz vor Jammer mir zerspringen.
Daß uns die Lieb‘ so gründlich elend macht,
Daß sie den Stolz wie Rohr zerknickt, für immer —
Nun weiß ich’s Vroni, und verwind‘ es nimmer!
Ach, Bärbel, Bärbel — ich versteh dich nicht.
Ist’s mit dem Sepp vorbei — was ist’s denn weiter?
Lach' ihm und seiner Kathi ins Gesicht,
Meist, daß nicht Jeder fliegt auf deinen Wink,
Daß sich nicht alle Bursche um dich reißen?
Komm, Bärbel, komm! sei wieder frisch und flink!
Und bist du traurig, such’s halt zu verbeißen!
Bin ich von dieser Stunde an fürs Leben;
Als mit der Kathi er vorüber ging,
Hat einen Stich es mir ins Herz gegeben.
Die Kathi sah mir spöttisch ins Gesicht?
Was kümmert’s mich? ihr Mitleid brauch‘ ich nicht
Und ihre Neugier kann ich nur verachten.
Geh, Bärbel, geh! Das kann dein Ernst nicht sein!
Du bist im Traum — du mußt daraus erwachen.
Wenn sie nur nicht auf deine Kosten lachen!
Schau, Bärbel, dazu bist du mir zu gut;
Du sollst dich nicht vor allen Leuten grämen,
Sonst lacht der Sepp, der . . . .Geck, voll Uebermuth,
Was gilt das mir? Meinst, daß mich das noch rührt?
Ich bin zu elend, um daran zu denken,
Und selbst die Straf‘, die ja dem Sepp gebührt,
Als einem Schelmen, will ich gern ihm schenken.
Für dieses Weh, das bitterste der Erde;
Ich weiß nur Eins: daß ich umsonst geliebt
Und nie und nimmer wieder lieben werde!
R.L.