Zum Inhalt springen

Vierzehnter Jahresbericht des deutschen Erzieherinnenheims zu Paris 1898/1899

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hermann Anthes
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Vierzehnter Jahresbericht des deutschen Erzieherinnenheims zu Paris, 21, rue Brochant, über die Zeit vom 1. April 1898 bis 31. März 1899
Untertitel: 1898/99
aus: Vorlage:none
Herausgeber: Deutsches Erzieherinnenheim
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Straßburg, Paris
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: pdf bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[a]
Vierzehnter Jahresbericht
des
deutschen Erzieherinnenheims zu Paris,
21, rue Brochant.





Paris
1898/99.
[1]
Vierzehnter Jahresbericht
des
deutschen Erzieherinnenheims zu Paris,
21, rue Brochant,
über die Zeit vom 1. April 1898 bis 31. März 1899.




Hochverehrte Damen und Herren!

Im deutschen Erzieherinnenheim wohnten im oben erwähnten Zeitraum des letzten Verwaltungsjahres 197 Damen in 4003 Nächten. Davon waren 170 Erzieherinnen, 4 Malerinnen, 3 Krankenpflegerinnen, 3 Sängerinnen, 2 Buchhalterinnen, 1 Bildhauerin und 14 hatten keinen bestimmten Beruf. Von diesen Damen gehörten 194 der evangelischen, 39 der katholischen Kirche an, 3 waren Israeliten. Der Nationalität nach zählten wir 160 Deutsche, 15 Oesterreicherinnen, 4 Französinnen, 5 Schweizerinnen, 3 Engländerinnen, je 2 Amerikanerinnen, Holländerinnen, Däninnen und Ungarinnen, je 1 Spanierin und Norwegerin. Aus Frankreich kamen 186, aus Deutschland 58, aus England 16, aus der Schweiz 6, aus Holland und Belgien je 3, aus Portugal und Italien je 2, aus Amerika 1. Die Dauer des Aufenthaltes erhellt aus folgenden Angaben: 6 wohnten über 3 Monate und wiederum 6 über 2 Monate im Heim. Bei 41 überstieg sie 1 Monat, die übrigen 144 blieben noch kürzere Zeit.

Die Zahl der Posteingänge betrug für das Doppelheim: 2225.

Das sind trockene Zahlen und doch haben sie uns viel zu erzählen. Sie berichten von einem harten Existenzkampf, den viele unserer jungen Landsmänninnen hier in der Fremde führen müssen, viele bis zum endlichen Gelingen, viele aber auch bis zur bittersten [2] Enttäuschung. Wir freuen uns, ihnen dabei auch im letzten Jahre haben zur Seite treten zu können, einesteils mit materieller Erleichterung, andererseits mit Ermutigung der Gemüter durch unsern christlichen Glauben, welcher den Bewohnerinnen des Doppelheims in den stiftungsgemäßen Abendandachten durch die Leiterin und einmal wöchentlich abwechselnd durch die beiden deutschen Pastoren Anthes und Streng dargeboten wurde. – Es ist nicht unsere Absicht bei längerem Aufenthalt einen Ersatz zu bieten für Hotel und Pension, wir wollen in den ersten Wochen der Unkenntnis hiesiger Verhältnisse, in kurzen Zeiten der Arbeitslosigkeit, ein Heim bieten, um vor Ausbeutung zu bewahren. Aus diesem Grunde haben wir im letzten Jahre die Bestimmungen über die Dauer des Aufenthalts im Heim revidiert, und festgesetzt, daß Erzieherinnen in der Regel nur bis zu 2 Monaten im Heim verbleiben können. Ausnahmen werden nur nach Genehmigung des Aufsichtsrats resp. dessen Vorsitzenden gemacht. Die erteilte Erlaubnis aber wird in dem Falle wieder hinfällig, wenn neu Ankommenden Platz beschafft werden muß. Die obigen statistischen Angaben beweisen, daß diese Bestimmungen den Verhältnissen und dem Zweck entsprechend sind.

Die Leitung des Hauses lag auch in diesem Jahre in den bewährten Händen von Schwester Anna v. Rosen. Sie hat dieselbe mit alter Erfahrung und stets neuem Eifer geführt und es gebührt ihr dafür unsere aufrichtige Anerkennung. Ihr zur Seite stand seit etwa 5 Jahren Frl. Anna Nötzel aus Wiesbaden, sonderlich den Bureau-Arbeiten sich widmend. Sie hat uns am 26. Januar 1899 verlassen, um ihre schwerkranke Mutter zu pflegen; unser aufrichtiger Dank für alles, was sie in dieser Zeit zum Besten des Heims und seiner Bewohnerinnen geleistet hat, folgt ihr nach. Gott geleite sie freundlich auf ihrem künftigen Lebensweg. Fräulein Frida Vaupel aus Dresden ist an ihre Stelle getreten. Sie hat sich schnell in ihrer Arbeit heimisch gemacht und das Zutrauen des Komitees erworben.

Über unsere Finanzlage im Allgemeinen sei hier folgendes erwähnt. Schon in dem vorigen Bericht ist angedeutet, daß wir [3] unseren kleinen Reservefonds angreifen mußten, um die restierende Bauschuld zu decken. Trotz größter Sparsamkeit konnten wir noch nichts auf die erhobenen 4500 Fr. zurückzahlen. Dem Magistrat der Haupt- und Residenzstadt Berlin sprechen wir unseren wärmsten Dank aus für die bewilligte abermalige Spende von 1000 ℳ, sowie dem Gustav-Adolf-Verein für die uns überwiesenen kleineren Gaben. Diesen Unterstützungen danken wir es, daß wir wenigstens nicht in der Notlage waren mit einem neuen größeren Deficit abzuschließen und bitten wir deshalb freundlich, uns diese Zuwendungen auch ferner zu gewähren.

Der hohen Protektorin unseres Hauses, Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, bezeugen wir auch am Schlusse dieses Berichtsjahres unsere Ehrfurcht, der hochverehrten Ehrenpräsidentin des Komitees, Gräfin Maria zu Münster, sowie Sr. Excellenz dem Kaiserlichen Herrn Botschafter, Grafen zu Münster, bringen wir unseren aufrichtigen Dank dar für das unseren Bestrebungen erwiesene lebendige Interesse.

Herr und Frau Konsul von Faber du Faur, die beide unserem Komitee angehörten und stets mit Rat und That unser Work förderten, haben zu unserem großen Bedauern Paris verlassen. Der Vorsitzende zollte ihnen in der Generalversammlung gebührenden Dank, Die Herren Doktoren Meyer, Pfeiffer und Weber, sowie Herr Vigneraut haben sich unserer Kranken, deren Zahl gottlob nur eine geringe war, in freundlicher Weise angenommen. Ihnen, sowie schließlich allen übrigen, welche an unserer Arbeit sich beteiligten, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Wir wollen auch ferner uns nach Kräften alle bestreben, ein „Heim“ zu bieten den deutschen Erzieherinnen in Paris.

Möge Gottes Segen ruhen auf solchem Streben in alle Zukunft.

Paris, im Mai 1899.

Im Auftrage: 
Pastor H. Anthes, 
Vorsitzender des Komitees.

[4] Das Gesamtkomitee des deutschen Erzieherinnenheims besteht am Schlusse dieses Verwaltungsjahres aus folgenden Persönlichkeiten:

Gräfin Marie zu Münster, Ehrenpräsidentin; Kirchenrat Frisius, London, Ehrenmitglied; Pastor Anthes, Vorsitzender; Herr Klattenhoff, Schatzmeister; Andrée, Schriftführer; Grub und Lüdert, Kassenrevisoren; Legationsrat v. Below, Hamel, Tillmanns, Pastor Streng, den Damen: Frau Barop, Eckhardt, Grub, Fräulein von Harbon, Frau Joest, Gräfin Ketzler, Fürstin zu Lynar, Frau Klattenhoff, Fräulein Schliemann, Frau Tillmanns,

die alle gern bereit sind, Gaben für die Anstalt entgegen zu nehmen,

Der Verwaltungsrat besteht aus folgenden Mitgliedern:

Den Damen: Frau Pastor Anthes, Barop, Eckhardt, Grub, von Harbon, Schliemann, den Herren: Andrée, Klattenhoff, Tillmanns, Pastor Anthes.




Anfragen und Meldungen sind frankiert (20 Pfg.) an die Vorsteherin des deutschen Heims (Home allemand) 21, rue Brochant, Paris, zu richten.



[5]
General-Bilanz
vom 31. März 1899.



[6]
General-Bilanz vom 31. März 1899.
Einnahmen. Ausgaben.
  Fr. Cts.   Fr. Cts.
1. Eingegangene Gaben im verflossenen Jahre vom 1. April 1898 bis 31. März 1899. 1 396 95 Saldo, Fehlbetrag am 31. März 1898 5 333 10
2. Zinsen auf die Frankfurt a/M. ruhenden Wertpapiere und Reservefonds 379 70 1. Zinsen auf die Frankfurt a/M. ruhenden Wertpapiere – dort noch stehend 379 70
3. Einnahmen in der Kasse des Doppelheims vom 1. April 1898 bis 31. März 1899:   2. Haushaltungskonto:  
     A. Pension der Erzieherinnnen Fr. 10 374 30        Neue Anschaffung an Mobiliar und Hausgeräten Fr. 210 95  
     B. Pen"ion d"0 Mädchen "0 13 705 20        Anschaffung von Wein, Kaffee und Thee "0 1 478 90  
     C. Mahlzeiten ohne Pension "0 0 0469 30        Fleischerrechnung "0 7 405 10  
     D. Wein "0 0 0463 25 25 012 05      Krämer "0 1 276 90  
4. Gaben von Damen bei Nachweis von Mädchen Fr. 110 10        Bäckerrechnung "0 2 096 35  
4. Gaben von Mädchen für Stellenvermittlung "0 955 – 1 060 10 –      Milch "0 941 65  
5. Bäder 41 40      Sonstige Nahrungsmittel "0 4 159 60  
6. Diverse 40 –      Wäsche "0 1 042 –  
7. Saldo, Fehlbetrag am 31. März 1898 3 712 40      Heizung, Licht und Wasser "0 1 784 25  
         Diverse "0 1 024 85 20 420 55
    3. Gehälter, Löhne und Reisevergütung Fr. 2 206 70  
    4. Für Stellenvermittelung an den deutschen Lehrerinnenverein "0 0 065 –  
    5. Steuern, Assekuranz und Enregistrement "0 0 927 60  
    6. Bücher, Drucksachen, Porti und Diverse "0 794 90  
    7. Kosten für Unterhaltung der Gebäude "0 1 520 05 05 514 25
  31 647 60   31 647 60


Nachgesehen und richtig befunden:
Aug. Klattenhoff, Louis Grub,  H. Lüdert, 
Schatzmeister. Kassenrevisoren. 
[8]
Eingegangene Gaben.
  Fr. C.
Beitrag der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin  
ℳ 1000 1 231 —
Gaben durch den Centralvorstand der Gustav-Adolf-Stiftung zu Leipzig 165 95  
1 396 95

Als Reservefonds bei der Mitteldeutschen Creditbank in Frankfurt stiftungsgemäß angelegt:

ℳ 3 800 – 4 % Meininger Hyp.-Pfdbr.
zum ungef. Kurse von 97 ℳ ℳ 3 686 —
";; 2 000 – 4 % Frankfurter Hyp.-Pfdbr.
zum ungef. Kurse von 100.20 ℳ ";; 2 004 —
";; 2 500 – 3½ % Frankfurter Hyp.-Pfdbr.
zum ungef. Kurse von 97.50 ℳ ";; 2 438 —
";; 0500 – 3 % Karlsruher Stadtanleihe
zum ungef. Kurse von 92 ℳ ";; 0460 —
ℳ 8 588 —
à 123 = Fr. 10 573 25





Straßburger Druckerei u. Verlagsanstalt, vorm. R. Schultz u. Co. – 6773.