Ware Abbildung deß in Anno 29 Jars den 2 May zu Nurmberg ankommenten Elephanten

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Autor: Unbekannt
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Titel: Ware Abbildung/ deß in Anno 29 Jars den 2 May zu Nurmberg/ ankommenten Elephanten/ welcher 10 Schuh hoch/ und 10 Jahr Alt/ damals gewesen
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Erscheinungsdatum: 1629, ermittelt aus Inhalt
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Erscheinungsort: Nürnberg, ermittelt aus Inhalt
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Quelle: Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek auf Commons,
im VD17 unter der Nummer 12:668618Z
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Blattmaß 37,5 x 24,5 cm; Titelzeile größtenteils abgeschnitten, Titel entsprechend Bayerische Staatsbibliothek
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Ware Abbildung/ deß in Anno 29 Jars den 2 May[1]

zu Nurmberg / ankommenten Elephanten / welcher 10 Schuh[2] hoch / vnd 10 Jahr Alt / damals gewesen.

Von der Natur vnd Eygenschafft / wie auch Nutzbarkeiten deß Elephanten.

VNter allen Thieren / so auff Erdreich wohnen / ist der Elephant das gröste / doch das Männlein grösser als das Weiblein / sind der mehren theil gantz Grau / ohne Haar / der Rucken gantz hart / der Bauch lind / die Haut runtzlecht / mit welcher runtzlechten haut / es sich der Fliegen vnd anderst Vnzifers also erwehret / das / wann etwas auff es fliegt sträckts die Haut zeuchts solche wider zusammen vnd zerquetscht die fliegen vnd anders. Werden zwey biß inn drey hundert Jahr alt / der mehrentheil Kranckheit / mit welcher sie beladen / vertreibt man jhnen mit rothen dicken Wein / so man jhn solchen zu trincken gibt.

Es hat aber ein jedes Elephant / vier stock Zähn auff jeder seyten / mit welchen sie die speise keuen: Darnach zwen grosse lange Zähn / welche sich strecken von obern Kinbacken herab: Der alten Elephanten Zähn / werden mächtig starck / kommen mit der läng auff zehen Schuh. Vartomanus[3] schreibt von einem bahr / haben gewegen drey Centner / 36. Pfund: Ettliche wollen / man soll sie nit Zähn / sondern Hörner nennen / massen sie zu gewisser zeit außfallen / vnd widerumb wachsen.

Hat ein kleine breite Zung vnd ein überauß lange gestreckte Nasen / welche er an statt der Händ gebrauchet: Dan mit solcher Nasen / thun sie jhr speiß vnd tranck zum Maul / ist beweglich / das er sie von sich strecken / vnd wider zu jhm ziehen kan / ist hol zeucht den Athem durch [...]che an sich / kan mit solcher auch das allerkleinst [...] Geldt / / Müntz vnd ander ding begreiffen / vnd seinem Herren zulangen kan. Wann er die Nasen henckt / ists ein zeichen deß vnmuths / so er sie aber empor hebt / ein zeichen der freud vnd wolgefallen ob einem ding: Seine vordere Bein / sind lenger dann die hindern / auch grösser vnd stärcker / bieget sich wie ein Mensch / hat runde Füß in fünff Klauen gespalten.

Die hohen Palmenbaum / reissen sie mit jhrer Nasen darnider / vnd fressen alsdann die Frücht davon ab / Wo einer ein Raub / oder Beut bekommt / ist er so treu / das er seine Mitgesellen herzu ruffet / darmit auch sie des Raubs theilhafftig werden. Melonen vnd Cucumeren[4] essen sie mit grossem wollust: Sie tragen ein besondern haß gegen der Mauß / so gar / das wann ein Mauß von etwas gessn oder etwas beschmeist / riechen sie es von stund an / vnd haben ein vnwillen darab / das sie es nicht anrühren.

Keusch vnd rein führen sie jhr leben / sind einer besondern Schämhafftigkeit / kommen einander zu heimlich in dicken gestreuchen oder hinter dicken Beumen / vnd wann das Weiblein empfäht / gesellen sie sich nimmer: Tragen zwey Jahr ehe sie gebären / gebären nicht mehr als eins / so groß als ein wol erwachsen Schwein oder Kalb / das drey Monat alt ist. So starck sind die Elephantn / wann sie erwachsen / das einer / in einem hültzenen Thurn auff den Rucken gebaut / 12. auch zu zeiten 14. Männer zu dem Krieg gerüst / tragen kann.

Wann eins gefangen wirdt / so beweint es seine Dienstbarkeit / nicht allein mit seiner gewohnten stimme / sondern auch kläglichen seufftzen / in welchem / so er ettwa von einem begriffen wirdt / so schämbt er sich seines klagens / vnd hört auff zu seufftzen / Ein sonderbare Natürliche Lieb trägt er gegen dem Menschlichen Geschlecht / vorauß zu den schönen hüpschen Weibern / auch noch vielmehr zu den Jungen Kindern.

So man sie beleydet / oder verletzt / so sind sie des schadens lange zeit Ingedenck / vnd richen jhn lange zeit hernach: Weisse Kleyder hassen sie / vnd werden von solchen ansehen ergrimmet: Gegen jhre Junge tragen sie ein treffenliche lieb / beschirmen sie fleissig vor aller gefahr / verlassen lieber jhr eygen Leben / dann das sie jhr Junge verlassen.

Mit seinen grossen Zähnen / erzeigt er ein sonderbare art / dann deß einen verschont er allzeit / darmit er nicht stumpff / sondern gerüst zu dem Kampff seye / mit dem andern aber graben sie auß die Wurtzel / bewegen / reissen vnd treiben damit was sie wollen.

Der Elephant kan gantz zam gemacht werden / lernet mit einem Stein zu einem gewissen ziel werffen / tantzen / fechten / in summa / allerley zucht vnd disciplin mag vnd kan man in sie bringen / der massen / das nach dem Menschen / kein Thier / mit so viel Tugenten / Weißheit / Frömmkeit vnd Zucht begabet ist / dann der Elephant: Ja dem Menschen so geneigt / das sie in jhren Landen / dem so jrre geht den rechten Weg zeiget.

Wann eine Elephant / ein todtes Elephant antrifft / geht es nicht fürüber / sondern steht still gräbt mit seinem Schnabel vnd Zähnen eine Gruben / waltzt das tode hinein / bestreit es mit grünen Laub / vnd vergräbts also / meint es würd jhm ein Schand seyn / wo es dem todten nicht die letzte Ehre anthete.

Ein Elephant ist ein gantz mild Thier / verletzet kein Thier das schwächer ist dann es / weichet auß vnd verschont wo es jmmer vermag vnd kan.

Mit einem andern Thier dessen Lands Rhinoceros genannt / hat es einen stetten Kampff / wegen der weith: Der Rhinoceros /ist Niderer dann der Elephant / hat auff seiner Nasen ein überauß hart vnd scharpff Horn / welches mit seiner härt auch das Eysen vnd Stahl übertrifft / wann er sich zum Kampff rüstet /wetzet er vnd schärpffet solch Horn an einem Felsen / der Elephant aber wetzet sein Zähn an den Bäumen / wann sie im Kampff zusammen tretten / läst der Rhinoceros seinen Kopff zur Erden sincken / vntergreifft den Elephanten / reist jhm den Bauch auff / wo er aber der linde deß Bauchs verfehlet / so zermalmet jhn der Elephant mit seinen Zähnen / ob gleich Rhinoceros so hart / das es keinem Geschoß statt gibt / so starck ist der Stoß / Streich vnd Gewalt deß Helfanten / Kempffen zu weiln so vmb die weith / daß sie offtmal zu beyden seytenn zerrissen / vnd todt gefunden worden.

Es schreibet Aelianus[5] / das an diesem grossen mercklichen Thier nichts seye / das dem Menschen zur speiß diene / dann die Nasen / Läfftzen vnd das Marck der Hörner / wie auch die hindern stotzen[6] von den Moren in die speiß genommen werden. Es ist aber ein Geschlecht der Menschen / im selbigem Land / welche sich nur von dem Elephanten nehren / dahero sie Elephanten fresser genennet werden.

Bartomanus ein Historischreiber meldet / er habe die allerköstlichste Tracht / von den Nieren deß Elephanten / bereitet gesehen / welche einem König seyen fürgesetzet worden.

Das Elephantblut gemischet mit gebranten Wiselein aschen auffgestreit / vertreibt den Außsatz / deß Elephanten Schmaltz / wird gelobt wider das Gifft. Wie auch der Rauch von dessen Klauen gebrandt / wie auch dessen Haar vertreibt alle Gifftige Thier.

Das Pulver / von dem gebranten Elephantbein / mit Bocksblut getruncken / zertreibt den Stein der Nieren vnd Blasen / ohn all gefahr: Sonderlich ist der Zahn gut dem Haupt / derentwegen die Kömm darvon gemacht demselben sehr dienlich. Mehr ist deß Elephanten Leber gut eingenommen vor die fallente Sucht / vnd sein Gall für den biß der Schlange / etc.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. In der Vorlage stark beschnitten, Text entsprechend Bayerische Staatsbibliothek
  2. 10 Schuh sind ca. 2,80 m
  3. Ludovico di Varthema, (1410-1570), italienischer Abenteurer, erster Europäer in Medina und Mekka und in Indonesien
  4. Kürbisse
  5. Claudius Aelianus, römischer Sophist und Lehrer der Rhetorik
  6. die Keule, das Schinkenstück eines Tieres