Warhafftiger Bericht Was sich mit Königl. Mayt. bey Havelberg und dem General Wallensteiner begeben und zugetragen hat

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Titel: Warhafftiger Bericht/ Was sich mit Königl. Mayt. und Hertzog Georg von Lüneburg bey Havelberg/ Und denn auch mit dem Hertzog von Weymar und dem General Wallensteiner begeben und zugetragen hat
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[1]

Warhafftiger Bericht /
Was sich mit Königl. Mayt. vnd Hertzog Georg
von Lüneburg bey Havelberg / Vnd denn auch mit dem Hertzog von Weymar vnd dem General Wallensteiner begeben vnd zugetragen hat.
Aus
Wien / Prag / Berlin /
Magdeburg / Haag / Brehmen / Freyburg aus Prißkaw / Cölln / Breßlaw / Rom / Venedig /
Braunschweig / Lüneburg / Sitgenbach in der Graffschafft Mansfeldt.
Item Extract eines Schreibens auß Lüneburg / vom 17. Junij.
Gedruckt im Jahr 1627.

[2]

Haag[1] vom 15. Junij.

AUß der See hat man / das der Admiral von Nassaw mit seiner Kriegs Armada die Duynkirchner welche in der See gewesen / wieder zurück getrieben eines zu grund geschossen / vnd sich hernach für Duynkirchen geleget. Der beschriene Holländische Seeräuber Compan / so etliche Jahr auff der See grossen schaden gethan / vnd denen von Ambsterdam 10. Tonnen Goldes abgenommen / ist auch auff Perdon mit 3. Schiffen allhero kommen. Zu Mittelburg[2] ist ein Schiff 64. Tonnen Goldes reich von den Seeländern eingebracht / so aus West Indien nach Spannia gewolt.

Auß Engell. hat man / das selbiger König[3] eine mächtige Armee auff der See gebracht / wil zu vorhabender expedition in 200000. Mann in Waffen bringen / etliche meinen wieder Franckreich / andere aber vermuthen / weil der Marchese die Couvere in Engelland als Gesandter ankommen / die Streitigkeiten möchten zwischen beyden Cronen vergliechen werden / dann die 8. Schiffe für Calais wieder abgefertiget worden. Dem König in Dennemarck[4] wird noch täglichen Englisches vnd Schottisches Volck zugesand. Gr. Essers ist zum Gen. Obr. vber die 8000. Engelländer / so nach Roschella verordnet worden / benant. Franckreich hat von den Staden etliche Kriegs-Schiff begehret / welches jhm abgeschlagen worden / wollen Neutral bleiben. Die von Haysten haben 3. Schiff mit 70. Soldaten neben einen Leutenambt von Busch bey Bomblerwerth gefangen bekommen. Dieser Tagen ist ein Friedländischer Commissarius allhier ankommen / etliche schöne Pferde einzukauffen. Die Staden lassen wieder 8000. Warthgelder annehmen[5] / die sollen nach Ambsterdam / die 4. Comp. so allda liegen zu Felde geführet werden.

Cölln vom 13. Junij.

Der Seeländische Schiff Capitän Liebont hat mit 2. Spannischen von S. Thomings kommenden Schiffen darauff selbiger Gubernator [3] gewesen / geföchten selbige erobert / vnd zu Flüssingen eingebracht / die Güter werden auff 6000 ℔ Flämisch[6] geschätzt.

Wien vom 20. Junij.

Der Türckische Bottschaffter hat bey Gr. Colaldo[7] Hoff Kriegs-Rath Praesident auff anordnung Ihrer Käys. Mayt.[8] Audientz gehabt / sein anbringen ist gewesen / daß des Keysers Volck in Vngern wieder die Friedens Capitulation in ihr Land gefallen: Hingegen hat man sich entschüldiget / daß die Türcken solches erst gethan / Als haben die Keyserischen eine nothwehr thun müssen / mit bescheid sie solten forthin jhres theils ruhig sein / solt dieser Seits auch erfolgen.

Prag vom 24. Junij.

Es seind Wallensteinische Curirer aus Schlesien allhero kommen / vorgebende / daß man alle Pässe in Böhmen versehen sol / weil der Feind seinen Kopff nach Böhmen zu wenden / willens sey.

Magdeburg vom 17. Junij.

Die Keyserl. Schiffbrücke vber die Elbe ist noch nicht verfertiget / vnd geschehen täglich grosse treffen[9] zwischen den Dänischen vnd Keyserl. daß auff beyden theilen viel Volck bleibt.

Brehmen vom 12. Junij.

Der König in Dennemarck hat dieser orten keine sonderliche grosse macht / so ist auch von der Hülffe die ihm zukommen sol / kaum der dritte theil war / die armen Bawersleute kommen vmb alles was sie haben / vnd müssen hier in der Stadt Bettelen gehen / wo die Soldaten nicht mehr sinden / zünden sie die Häuser an.

Freyburg aus Prißcaw[10] vom 16. Junij.

Dieses Land ist noch mit Volck belägert / so theils aus Italia kommen / vnd ist man dessen noch mehr gewertig / dahero es sehr vnsicher / dann dieser Tagen eines Bürgers Sohn bey Wimbingen erschossen worden / Herr von Pappenheim[11] ist General vber Prißkaw vnd Elsaß.

Breßlaw vom 15. Junij.

[4] Vergangene Woche hat sich eine Jungefraw / so nicht lange Hochzeit gehabt / vnd des Nachts von jhrem Manne aussm Bette entlauffen in der Olaw erseufft / welche diese Tage gefunden vnd begraben worden. Die vrsache ist / daß sie zu dieser Ehe gezwungen / sintemal sie sich einen andern versprochen / welcher seinen Geburts vnnd Lehrbrieff geholet derwegen sie jhr solches sehr zu gemüth gezogen.

Verschienen Sonnabend hat ein hiesiger Soldat / als er bey der Schüler Mühlen spatziren gangen / einen Bawers Jungen zur kurtzweile vom Pferde geschossen / in meinung jhn zuerschrecken.

Obr. S. Julians Quartirmeister ist Sonnabends nach Kriegsgebrauch allhier begraben worden. Heute wird man vber 3 Gefreyten vnd 3 Mußquetirer Standtrecht halten / welche eine Meutination[12] vber Capitän Sebisch Fähnlein[13] verursachen wollen.

Dienstags hat sich Liebeschütz[14] / weil die Keyserlichen in 4 Stürmen ein 800. Mann dafür verlohren / mit accord ergeben / vnd seind die Soldaten so darinnen gelegen / mit fliehenden Fahnen heraus gezogen[15] / wie es den Bürgern ergehen wird / gibt die Zeit.

Rom vom 12. Junij.

Von Neapoli hat man / das ein Contract mit vielen geschehen / das Wasser welches bey Matelon entspringet / nach Neapoli zu leiten / welches der Stadt ein grosser Nutz sein wird. Gr. Ludwig Aylie Savoischer Ambassator ist zu seiner ersten Audientz beym Bapst[16] mit grosser Comitat vnd bey 130 Kutzschen von allerley Nation Edelleuten vnd Praelaten gangen. Spinola[17] ist zum General im grossen Meer vnd der Almeridi Libera zu seinem Leutenambt vber die 40, Galleen erkläret worden. Die Spannischen / vnd Frantzösischen berathschlagen sich / wie sie sich wieder die Ketzer vereinigen wollen.

Venedig vom 18. Junij.

Weil der Sovoyer mit 10000. Mann nach Gavesio gezogen / Oemea zu recuperiren[18] / als thun die Genueser auch grosse Kriegs Präparationes machen / haben auch die Licentirten 700. Neapolitanische [5] Soldaten in dienst genommen. Auch der Marchese di S. Croce mit vielem Volck nach Sovoia gezogen / jhnen wiederstand zu thun. Zu Parcellona sollen den 20. Ditto auff die Galleen 800. Kisten Realen mit 2000. Spanischen Soldaten nach Genua fahren.

Magdeburg von 16. Junij.

Dieser Tagen seind drey Tausend Mann zu Roß allhier vorüber passieret / vnterwarts nach Blecke zu / vnd vernimbt man allerseit / daß das Keyserliche Volck auß denen Landen / da es einquartiret gewesen / auffgefodert / vnd beyde Armeen als der Fürstlichen Friedländischen vnd Tillischen zugefürt wird.

Braunschweig von 17. Junij.

Hierumb liegt es noch voller Kriegs Volck / es wird aber von allen Orten der Elbe auff Blecke hinüber geführet / das Fürstl. Lüneb. Regimt. so 4. Wochen in der Graffs. Schwartzb. gelegen ist / ist auffgebrochen / eylends nach der Marck Marchirt / das nawe F. Lawenb. Regt. ist auch fort.

Die zusammen Rottirte Bawern vffm Hartz vben grossen muthwillen / die seind an vnterschiedlichen Orten eingefallen / die Salva Quardia neben anderer gefangen davon geführt / wie dann solches vor wenig Tagen zu Stollberg dergleichen geschehen.

Lüneburg vom 15. Junij.

Hierumb bleiben die strassen noch alle Wege vnsicher / welches die Commertia[19] sehr vnterdrücket. Mit Havelberg hat es noch keine enderung / Ihre Königl. Mayt.[20] sollen sich in Person zu Boysenburg[21] vnd der Tilli[22] zu Blecke befinden.

[6]

Auß Sitgenback in Graff Manßfeld 14. Junij

Die Soldaten haben den armen Leuten alle das jhrige genommen / als erstlich haben 6000. Mann zu Fuß in 3. hernach einander gelegenen Dörffern / vnd jtzo 2. Comp. zu Roß / so vber 400. Pferd starck gewesen / Küsten / Fenster / Thüren / Kacheloffen / vnd in Summa alles entzwey geschlagen / vnd alle Häuser Spolirt[23] deßgleichen haben sie den Leuten alle Pferde vollends aus dem Ampt allhier / welche sie herein zuverwahren geführet / weggenommen / das jtzo kein Pferd in dem gantzen Ampt zu finden / Ingleichen haben sie alle drey Dorffkirchen erstiegen / vnd alles was darin geflehet / genommen / vnd haben das arme Volck noch darzu gemarttert / geprügelt vnd verderbet / das es einen Stein in der Erden erbarmen Möchte.

Extract eines Schreibens auß Lüneburg von 17. Junij.

Der König in Dennemarck hat auff der Elbe von Hamburg / an vnterschiedlichen Orten Galleern vnd Pässe mit Volck besetzet / dz fast niemand hierauff kommen kan / sonderlich lest er nichts an Proviant Passieren / bevor auß / da er meinet das den Keys. etwas davon zukommen möchte / wie den die Keys. Soldaten grossen mangel klagen / das manches in etlichen Tagen nichts zu essen gehabt / ob sie zwar bißhero sich dessen in etwas erhoben / ist zubesorgen / es werde forthin niche weiter beschehen [7] weil man es selbst benötiget sein möchte / dann die Stadt jhrer entgelten muß / vnd von Könischen kein prophiant zu gelassen wird / Wie sie dann den 13. Diß[24] eine Convoy von der Stadt Soldaten angefallen / derer 4. erschossen vnd 5. beschediget / dagegen jhrs theils alsbald auch 3. sollen geblieben sein / Den 12. diß ist General Tilli zu Blecke ankommen / weil aber bey Havelberg[25] Hertzog Georg[26] sehr bedrenget (den man sagt er allda in 3000. Mann sol verlohren haben /) hat er alsbald mit seinen Volck dahin sich begeben / müssen / wie es allda ab lauffen thut / hat man zur zeit noch keinen bericht[27]. Bey Briedligen haben die Könis. mit dem Keis. Crabaten[28] zertrennet / viel verwundet / so in die Stad zuverbinden gebracht worden / was die Crabaten spolirn vnd außgeplündert dasselbe wird hernach von den König vollends in Brand gesteckt.

Berlin vom 15. Junij.

In den Keyserl. Läger ist grosse Thewrung / dahero die in der Alten Marckliegende / keine Contribution mehr / sondern an derer stat Bier von den Leuten erzwingen wollen.

Am 15. Junij newen Calenders[29] / ist der Hertzog von Friedland sampt seiner Armee / wie alhier gewisse Post auß Breßlaw / vnd von dem Herrn Hauptman von Crossen anhero geschrieben / gantz vnd gar von den Weymarischen zertrennet vnd in die 11000 Mann geblieben / [8] an Proviant / Kraut vnd Loth in die 83. Rüstwagen / vnd was sonsten für andere vnd Silberwägen mehr gewesen hinter sich verlassen. Vnd der Herr General selbsten mit dem vbrigen Volck so wol Sassen Lawenburg in der Herrschafft Friedland sich retteriret[30] / vnd alda auff ein Alt Hauß sehr in der höhe gelegen / zuverschantzen bey sich beschlossen / wird aber allda wenig Nutz schaffen / weil die Weymarischen jmmer vnd stärcker hernach gesetzet / so bald was mehrers vnd fernerer berichts erfolgen wird / sol es der Herr auffs schleunigste auch haben.[31]

Anmerkungen

  1. Den Haag
  2. Gemeint ist Middleburg in der Provinz Zeeland, Niederlande
  3. Karl I.
  4. Christian IV.
  5. es wurden 8000 Soldaten geworben
  6. Pfund flämisch, Währungseinheit
  7. Rambold Graf von Collalto (* 1575; † 1630), kaiserlicher General unter Wallenstein und Hofkriegsratspräsident
  8. Ferdinand II.
  9. Gefechte
  10. Freiburg im Breisgau
  11. Gottfried Heinrich zu Pappenheim
  12. Meuterei
  13. Fähnlein, militärische Einheit mit rund 300 Soldaten der Infanterie, später wurde der Begriff durch die Bezeichnung Kompanie verdrängt
  14. Leobschütz, heute Głubczyce im südlichen Schlesien, ergab sich bereits nach 24 Stunden Beschuß durch die wallensteinische Artellerie
  15. das Gros der Besatzung trat in Wallensteins Dienste
  16. Urban VIII.
  17. Ambrosio Spinola
  18. lat., wiedererwerben oder -erlangen
  19. Geschäft, Handel
  20. gemeint ist der dänische König Christian
  21. Boizenburg /Elbe
  22. Johann t'Serclaes von Tilly
  23. plündern
  24. des gleichen Monats
  25. Havelberg
  26. Georg von Braunschweig und Lüneburg-Calenberg
  27. den dänischen Truppen war es gelungen eine Burg oberhalb der von Tilly gehaltenen Stadt einzunehmen, so daß beide Gegner sich dort eine Zeit scharmützelnd gegenüberlagen (Golo Mann: Wallenstein, S. 394)
  28. Kroaten
  29. gemeint ist der Gregorianische Kalender, der in katholischen Ländern bereits ab 1583 eingeführt wurde, in protestantischen erst 1700.
  30. franz., sich in Sicherheit bringen, sich zurückziehen
  31. die vorstehende Geschichte darf getrost als Lüge oder zumindest als Mär abgetan werden. Auf seinem Vormarsch nach Norden während des Sommers 1627 erlitt Wallenstein keine größeren Verluste, geschweige denn dass er sich nach Friedland zurückziehen musste.