Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche/Kapitel XL

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XXXIX. Versunkene Orte Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche (1880) von Edmund Veckenstedt
XL. Der Drache
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Die Bedeutung der Doppellinie erläutert Veckenstedt im Vorwort auf Seite V folgendermaßen: „Die Sagen und Märchen der deutschredenden Wenden finden sich in jedem Abschnitte nach dem Zeichen, welches zwei parallele Striche bilden.“ Ferner führt er auf Seite X den Grund der Kennzeichnung an: „Nicht unwillkommen wird, hoffe ich, der Forschung die Art sein, wie ich die reine Sorbentradition von derjenigen Ueberlieferung geschieden habe, welche zwar auf wendischer Grundlage ruht, aber eben weil sie einem Geschlecht deutschredender Menschen entnommen ist, vielleicht eine oder die andere Modification erlitten hat.“
[385]
XL.
Der Drache.

1.

Der Drache vermag das Wetter zu wandeln.

Gollscho.     
2.

Wer einen Drachen haben will, muss am heiligen Abende auf einen Kreuzweg gehen, dort findet er einen solchen.

Gross-Döbern.     
3.

Wer in alten Zeiten einen Drachen haben wollte, der musste, wenn er zum Abendmahle ging, hinter dem Altar die Oblate wieder ausspucken. Hatte er das gethan, so fragte ihn, wenn er die Kirche verliess, eine Stimme, was er für einen Drachen haben wollte. Er hatte dann nur zu sagen, ob er einen Geld- oder Getreidedrachen haben wollte: am Abend stellte sich dieser dann bei ihm ein.

Papitz.     
4.

Der Drache zeigt sich bald als Kalb, bald als bunte Kugel: wer ihn haben will, muss drei Nächte hinter einander Honig, Mehl und Wein auf einen Kreuzweg tragen. Hat er das gethan, so kommt der Drache zu ihm. Will ihn Jemand behalten, so darf er sich nicht habsüchtig zeigen.

Sylow.     
5.

Man erzählt, der Drache habe einen Kopf gehabt, so gross wie ein Milchfass; der Kopf soll bläulich geschillert haben. Der Schwanz des Drachen soll lang und feurig gewesen [386] sein und weithin geleuchtet haben. Man berichtet ferner, der Drache sei dann besonders niedrig geflogen, wenn er von einem Raubzuge schwer beladen heimkehrte.

Glinzig.     
6.

Wenn Jemand in der Dämmerung ein weisses Hühnchen unter einem Strauch sitzen sieht, so kann er sicher sein, dass es der Drache ist, welcher darauf wartet, dass er von Jemand in das Haus mitgenommen wird.

Branitz.     
7.

Wenn eine Sternschnuppe auf ein Haus niederfällt, so sagt man, die Leute des Hauses haben den Drachen. Hatte die Sternschnuppe als Schweif einen fahlen Schimmer, so sagt man, es sei ein Gelddrache herniedergefahren; war aber der Schimmer ein bläulicher, so hatte man einen Getreidedrachen gesehen.

Ströbitz.     
8.

Der Drache wird in der Regel des Nachts, mitunter aber auch am Tage und zwar des Morgens um neun Uhr gesehen.

Gross-Döbern.     
9.

In Werben ging einst ein Mädchen, welches auf dem Schlosse diente, kurz vor Mitternacht zu Bett. Das Mädchen konnte nicht schlafen; so kam es, dass es um zwölf Uhr noch wach war. Da hörte es plötzlich die Thüren aufmachen und heftig zuschlagen. Das Mädchen war dreist, es stand auf, um nachzusehen, was es gäbe, allein es fand Niemand, auch waren die Thüren alle verschlossen. Da fing das Mädchen an, sich zu fürchten. Plötzlich hörte es ganz in seiner Nähe ein Rasseln wie mit Ketten, es war ihm, als ob Jemand einen Scheffel voll Geld wegwerfe. Das seltsame Geräusch hielt bis um ein Uhr an, dann war Alles still. Am folgenden Morgen erzählte das Mädchen der gnädigen Frau, was ihm in der Nacht begegnet sei, diese aber verbot ihm, davon zu sprechen. Ein alter Bauer aber, dem das Mädchen doch von dem Ereigniss erzählte, sagte, es hause im Schlosse [387] ein Drache, welcher der Herrschaft immer Geld bringe. Er sagte auch, der Besitzer des Schlosses könne nicht eher sterben, als bis er den Drachen los sei.

Werben.     
10.

Wer einen Drachen hatte, musste demselben Milchhirse vorsetzen. War dieselbe nicht zu heiss und nicht zu kalt, so frass er sie. Darauf schüttelte er seinen Schweif, dass Geld oder Getreide herausfiel.

Der Drache hielt sich zumeist, wenn er in einem Hause war, in der Nähe des Kamines auf. Kam ein Fremder in die Stube, so verwandelte er sich sofort in eine Henne.

Ströbitz.     
11.

Ein Mann fand einmal in seiner Scheune, als er ein Bund Stroh aufhob, unter demselben eine schwarze, nasse Henne. Er nahm sie mit in die Stube und setzte sie unter den Tisch, damit sie dort trocken werde. Als er am andern Morgen nach der Henne sah, war dieselbe noch nass, neben ihr aber lag ein grosser Haufen Getreide. Da wusste der Bauer, dass die Henne kein gewöhnliches Thier sei, sondern der Drache. Weil er nun aber mit dem Drachen nichts zu thun haben wollte, so trug er die Henne wieder an den Ort hin, wo er sie gefunden hatte. Sogleich war sie verschwunden. Als er in die Stube zurückkehrte, sah er auch das Getreide nicht mehr.

Gross-Döbern.     
12.

In Kolkwitz lebte einst ein reicher Bauer; man erzählte von ihm, dass er es mit einem Drachen zu thun habe. Zwei Mädchen, welche bei dem Bauer dienten, haben auch erfahren, dass es wahr gewesen ist, was man erzählte. Einstmals nämlich, als sie vom Tanze kamen, sahen sie, dass Etwas über die Scheune des betreffenden Bauers hinweg in dessen Haus flog. Das Haus erglänzte hell, als ob viele Lichter in demselben angezündet wären.

Als die Frau des Bauers am andern Mittag heimlich Milchhirse kochte und damit verstohlen auf den Boden ging, [388] schöpften die Mädchen Verdacht. Deshalb ging das eine von ihnen am nächsten Tage kurz vor zwölf Uhr auf den Boden. Dort sah es in einer Ecke eine Tonne stehen. Es ging darauf zu und erblickte in der Tonne etwas Schwarzes mit leuchtenden Punkten, als ob es Lichter wären. Darauf ging das Mädchen wieder hinunter und erzählte seiner Freundin, was es gesehen habe. Kurze Zeit darauf trug die Frau wie gewöhnlich die Milchhirse auf den Boden. Da erzählte ihr das schwarze Kalb, dass schon Jemand bei ihm gewesen sei. Die Frau ward sehr zornig, liess sich aber vor den Mädchen nichts merken.

Der Drache erschien nicht immer als Kalb, sondern manchmal auch in einer andern Gestalt in dem Gehöfte. So bemerkten die Mädchen mitunter ein fremdes, weisses Huhn; wenn sie es vom Hofe jagen wollten, so litt es die Frau nicht. Einst erzählten die Mädchen Alles, was sie gesehen hatten, einem alten Bauer. Der sagte ihnen, das Kalb und Huhn sei ein Drache; sie hätten durch denselben reich werden können. Wenn das Kalb nämlich rothe Lichter gehabt hätte, so hätte der Drache Geld bei sich gehabt, wenn es aber blaue Lichter gezeigt hätte, so würde der Drache Getreide haben fallen lassen, wenn sie sich vor ihn hingestellt und ihm den Rücken zugekehrt hätten.

Kolkwitz.     
13.

Der Knecht eines Bauers ging eines Tages auf den Boden, um sich aus einem Fass gebratene Birnen, welche in demselben aufbewahrt wurden, zu nehmen. Als er in das Fass griff, erfasste er Etwas, das ihm wie ein Kalb vorkam. Erschreckt wollte er davonlaufen, da hörte er, dass Jemand die Treppe herauf kam. Schnell versteckte er sich. Wirklich sah er, wie die Bäuerin den Boden betrat. Sie trug eine Schüssel mit Milchhirse und setzte dieselbe vor das Fass hin; darauf sprach sie: „Hans, steh auf.“ Eine Stimme antwortete: „Er sieht.“ Die Frau merkte, dass Etwas nicht richtig sei und ging davon. Der Knecht wusste nun, dass die Bäuerin den Drachen habe.

Turnow.     
[389]
14.

Die Mädchen und Burschen, welche an der Spinnte theilnahmen, bemerkten oft des Abends einen vorüberziehenden Drachen. Einmal, als man in der Spinnte den Drachen sah, steckte ein junger Bauer seinen Kopf zum Fenster hinaus und rief demselben zu, er möchte ihm doch Etwas bringen. Sogleich überschüttete ihn der Drache mit Koth. Der Bauer reinigte sich so gut er konnte. Am andern Morgen hatte sich das, was von Koth an ihm haften geblieben war, in Gold verwandelt.

Branitz.     
15.

Wenn ein Drache vorüberzieht und man ruft ihm zu: „Drache, bringe mir Etwas,“ so erfüllt er den Wunsch: man muss aber eiligst, hat man so gerufen, in ein Gebäude flüchten, sonst wird man zunächst mit etwas Hässlichem überschüttet. So erging es einem Bauer, welchem es nicht gelungen war, schnell genug ein Gebäude zu erreichen. Der Drache liess auf ihn Läuse niederfallen. Als er aber nach Hause kam, hatten sich die Läuse in Gold verwandelt.

Buschmühle.     
16.

Ein Bauer hatte einen Drachen, dessen er sich mit der Zeit gern entledigt hätte. Er hatte mit dem Drachen den Vertrag geschlossen, dass dieser ihm Alles bringen müsse, was er verlange: könne er das nicht, so müsse der Drache das Gehöft verlassen. Der Drache hielt den Vertrag, denn er brachte dem Bauer Alles, was dieser verlangte. Da fiel diesem eines Tages etwas Kluges ein. Er nahm nämlich einen Stiefel, schnitt davon die Sohlen los und band denselben an den Balken. Darauf forderte er den Drachen auf, er solle den Stiefel mit Gold füllen. Der Drache machte sich an die Arbeit. Da aber dem Stiefel der Boden fehlte, so gelang ihm das nicht. Also musste er, weil er den Vertrag nicht gehalten hatte, das Gehöft verlassen.

Branitz.     
[390]
17.

In Madlow ist einst eine Frau gewesen, welche einen Drachen gehabt hat. Der Drache hielt sich in der Scheune auf und die Frau musste ihn täglich mit Brei füttern. Eines Tages hatte sie dem Drachen zu heissen Brei vorgesetzt. Darüber gerieth derselbe in grossen Zorn und spie in seiner Wuth Feuer aus, so dass die Scheune in kurzer Zeit niederbrannte. Den Drachen hat man zur brennenden Scheune hinausfliegen sehen.

Madlow.     
18.

Ein Bauer in einem Dorfe bei Hoyerswerda hatte einen Drachen. Einst wollte er mit seiner Frau in die Stadt zum Abendmahl gehen. Deshalb übertrug er die Sorge um den Drachen seinem Knecht. Der Knecht freute sich sehr, einmal einen Drachen sehen zu können. Zur rechten Zeit kochte er, wie ihm befohlen war, die Milchhirse, setzte sie auf die oberste Stufe der Bodentreppe und versteckte sich. Sogleich kam ein buntes Kalb aus der Bodenkammer und machte sich über die Milchhirse her: da diese aber zu warm war, so ward der Drache zornig. Aus seinem Munde drang ein grosser Feuerstrahl heraus, so dass das Haus in kurzer Zeit niederbrannte. Der Drache ist, wie die Leute gesehen haben, davongeflogen.

bei Hoyerswerda.     
19.

In Fehrow wohnte in alten Zeiten einmal ein Schenker, welcher sehr reich war. Das ist aber davon gekommen, dass er einen Drachen gehabt, also mit dem Teufel in Verbindung gestanden hat. Seiner Tochter hat der Schenker, als sich dieselbe in ein anderes Dorf verheirathete, viel Geld mitgegeben, kurze Zeit darauf aber ist er verschwunden. Da wussten alle Leute, dass ihn der Teufel geholt habe. Aber auch die verheirathete Tochter hatte fortan keine Ruhe, denn jede Nacht erschien ihr der Geist ihres Vaters. Davon sagte sie aber Niemand etwas. So vergingen mehrere Jahre. Eines Tages, als sie selbst Familie hatte, sagte sie zu ihren [391] Töchtern, sie sollten Trauerkleider anlegen, denn sie müsse ihrem Vater folgen. Kurze Zeit darauf war sie verschwunden.

Fehrow.     





20.

Wenn man ein ungetauftes Kind in einem Zimmer allein lässt, ohne ihm ein Gesangbuch unter das Kopfkissen zu legen, so verwandelt sich das Kind in einen Drachen.

bei Forst.     
21.

Wer einen Drachen haben will, der muss am ersten April mit einem schwarzen Hahn in einen Stall gehen und das Thier dort niedersetzen. Darauf muss er rückwärts den Stall verlassen und dann die Thür verschliessen. Hat er das gethan, so findet er am nächsten Morgen im Stall einen Drachen.

Sandow.     
22.

Der Drache vermag sich bei Tage in jedes beliebige Thier zu verwandeln, bei Nacht aber erscheint er in Gestalt einer Feuerkugel. Finden kann man einen Drachen um Mitternacht auf einem Kreuzwege. Wenn der Finder ihn dann mit nach Hause nimmt und um Mitternacht mit Hirsebrei füttert, so lässt er jede Stunde ein Goldstück fallen.

Sandow.     
23.

Der Drache kehrt gern bei ärmeren Leuten ein. Wenn ihn diese gut mit Reis, Hirse und Grütze pflegen, so lässt er dafür Gold, Silber und Geschmeide, sowie eine grosse Menge von Edelsteinen zurück. So hat er auch einem armen Bauer in Pritzen seinen Reichthum gebracht. Bei diesem Bauer pflegte er auf der Treppe zu liegen.

Pritzen.     
24.

In den Dörfern, welche von Forst aus nach Mitternacht liegen, ist oft ein Drache gesehen worden. So erzählt ein Bauer aus Bohrau, dass er einst als Kind des Abends bei sternenhellem Himmel eine grosse, feurige Kugel gesehen [392] habe, aus der häufig Funken gesprüht seien. Die feurige Kugel sei gemächlich über das Dorf hingezogen. Er sowohl, wie die übrigen Kinder, mit denen er gespielt habe, seien ganz erschreckt gewesen. Ein Knabe aber, welcher von seinen Eltern vom Drachen hatte reden hören, habe, so laut er konnte, gerufen: „Ein Drache, ein Drache!“ Da sei der Drache im Nu verschwunden gewesen, es seien die Funken nur so niedergeregnet, als ob der Drache zerplatzt wäre. Am folgenden Abend sei der Drache wieder von ihnen gesehen worden, diesmal aber habe sich Niemand gerührt. Da sei der Drache ruhig vorübergezogen und zwar nach Nauendorf zu einem Bauer, welcher ihn, wie man erzählte, pflegte. Gekommen war der Drache aus Weissagk, wo er gestohlen hatte.

Bohrau.     
25.

In dem Dorfe Reuden bei Calau wohnte zu Anfang dieses Jahrhunderts ein Schäfer mit seiner Frau. Die Leute im Dorfe behaupteten, er beherberge den Drachen in seinem Hause. Einst wurden beide Eheleute zu einer Kindtaufe eingeladen. Sie beauftragten die Magd, dass dieselbe, wenn sie vom Hause fort wären, auf den Boden gehe und um die Mittagszeit einen Topf mit Milchhirse in eine Tonne, welche sich auf dem Boden befand, stellen sollte. Die Magd hatte eine Liebschaft mit dem Schäferknecht, welcher ihr sagte, sie wollten die Milchhirse allein essen, es sei ja gleich, ob ein Topf mit Hirse oder ein Topf mit Wasser in die Tonne gestellt werde. Die Magd liess sich auch überreden. Die Mittagsstunde schlug, und die Magd begab sich mit einem Topf Wasser auf den Boden. Sie stellte das Wasser in die Tonne: zu ihrem Schreck sprang in demselben Augenblick ein grosses, schwarzes Thier aus der Tonne und fuhr zum Dache hinaus, dass das Dachgebälk nur so krachte. Genau zu derselben Zeit, als dies in dem Hause der beiden Eheleute geschah, wurden dieselben an dem Tisch, wo sie beim Schmause sassen, in den Gesichtern ganz schwarz und verwandelt; sie gingen erschrocken nach Hause: ihr Gelddrache war für immer verschwunden.

Reuden.     
[393]
26.

Ein Bauer aus Jüttendorf fuhr einst in den Wald nach Streu. Als er seinen Wagen vollgeladen hatte, hörte er plötzlich ein Huhn ängstlich pipen. Mitleidig nahm er dasselbe zu sich auf den Wagen und fuhr damit heim. Um es zu erwärmen, weil es so kalt war, und das Huhn so kläglich that, setzte er es unter den Ofen. Am andern Morgen fand er dort Hafer, Gerste, Weizen und Korn. Sofort trug er das Hühnchen, denn er wusste nun, was er daran hatte, in den Wald zurück, allein als er zurückkehrte, war das Hühnchen auch schon wieder an Ort und Stelle. Da holte er den Pfarrer. Der Pfarrer veranstaltete einen kleinen Gottesdienst im Hause. Da fing das Hühnchen an zu schimpfen. Der Pfarrer aber betete ruhig weiter. Da geschah es, dass das Hühnchen nach kurzer Zeit verschwand.

Jüttendorf.     
27.

Auf einem Dorfe in der Nähe von Forst lebte einst eine alte Frau, zu welcher täglich ein Drache kam, um sich von ihr Milch zu holen. Dies merkte schliesslich die Tochter der Frau. Um sich davon zu überzeugen, ob wirklich der Drache zu ihrer Mutter komme, sah sie eines Tages durch das Schlüsselloch. Da sah sie, dass der Drache bei ihrer Mutter war. Derselbe merkte aber, dass Jemand in die Stube hineinsah. Alsobald kam er aus der Stube hervor und kratzte dem Mädchen die Augen aus. Seit dieser Zeit ist der Drache aus dem Dorfe verschwunden.

bei Forst.     
28.

Ein Bauer, welcher aus Sachsendorf Getreide nach Cottbus fuhr, fand auf dem Kreuzwege eine Henne, welche kläglich schrie. Er nahm sie auf seinen Wagen und fuhr weiter. Als er in dem Gasthofe in der Stadt ausgespannt hatte, folgte ihm die Henne wie ein Hund in das Gastzimmer. Darüber wunderten sich die Gäste. Als einige derselben ihren Spass daran hatten, wurde der Bauer ärgerlich und schlug mit der Peitsche nach der Henne. Diese aber flog [394] auf den Bauer zu und versetzte ihm mit den Flügeln einen solchen Schlag, dass er todt zu Boden stürzte. Nun wagte Niemand mehr die Henne anzurühren. Als es Abend wurde, verwandelte sich die Henne in eine Feuerkugel und flog davon. Also war sie ein Drache gewesen.

Sachsendorf.     
29.

Wer in der Christnacht Ackergeräth auf dem Hofe stehen hat, dem schadet der Drache.

bei Cottbus.     
30.

Nahe bei der grossen Neisse, nicht weit von Forst, steht ein grosser, uralter wilder Birnbaum. Unter dessen Wurzeln soll ein grosser Schatz liegen, welchen ein feuriger Drache bewacht. Man sagt aber auch, dass der Wächter des Schatzes kein Drache, sondern ein Hund ist.

Forst.     



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